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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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unwahren Geschichten kommt er selber nämlich besonders schlecht weg, und dann sagt er so bitterböse Sachen, die die meisten ihm auch noch glauben.«
    »So?«
    Mungo nickte heftig. »Sir Massa Lord macht nicht viel Gerede um seine guten Taten. Er erzählt lieber Geschichten, die ihn so aussehen lassen wie seinen Vater und Großvater.«
    »Was stimmt denn alles nicht?«
    »Er hat mich nicht beim Pokerspiel gewonnen. Ich war auch nie in meinem Leben auf einem Mississippi-Raddampfer.«
    »Und woher …«
    »Sir Massa Lord hat mich in New Orleans von Charles Appletons Auktionsblock weggekauft«, fuhr der Riese von einem Schwarzen eifrig fort. »Für tausendvierhundert Dollar! Und er hat auch alle anderen Sklaven gekauft, die an dem Tag versteigert wurden, über drei Dutzend waren es. Er hat uns in den Norden gebracht und uns dort die Freiheit geschenkt. Und ich weiß, dass er seit jener Reise die Organisation in Amerika, die für die Befreiung der Schwarzen eintritt und ihnen zur Flucht in den Norden und nach Kanada verhilft, mit viel Geld unterstützt.«
    »Oh!«, sagte Tobias überrascht und doch auch wieder nicht. Mungo nickte. »Und was diese Geschichte betrifft, die über das Wettrennen der beiden Raddampfer …«
    »Ja?«, fragte Tobias neugierig. »Hat er die etwa auch erfunden?«
    »Nein, das Wettrennen hat es gegeben, die Comet ist auch tatsächlich explodiert. Doch weitergedampft ist die Queen Of The West nicht. Jedenfalls nicht lange. Der Captain hat beigedreht – aber nicht ganz freiwillig. Sir Massa Lord hat ihm nämlich erst den linken Arm gebrochen und dann einen Revolver an die Schläfe gehalten, als er einfach weiterfahren wollte. Aber so erzählt er die Geschichte nie.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Das stand damals groß in allen Zeitungen und war in aller Munde. Die Baumwollpflanzer, die im Auktionsraum saßen, redeten darüber, als Sir Massa Lord dort auftauchte, sie einfach jedes Mal überbot und uns auf diese Weise vor ihrer Nase aufkaufte. Ihnen wäre es lieber gewesen, man hätte ihn noch länger als diese eine Woche im Gefängnis festgehalten.«
    Tobias lächelte ihn an. Mungo würde für Rupert Burlington durchs Feuer gehen, das wusste er jetzt. Und obwohl er Chang noch nicht kennen gelernt hatte, zweifelte er nicht daran, dass es bei dem Chinesen nicht anders sein würde.
    »Danke, Mungo, auch für die Voodoo Mama.«
    Der Schwarze strahlte ihn an.
    Sie betraten das Herrenhaus und das Erste, was sie sahen, war Parcivals leidende und zugleich abschätzige Miene.
    »Darf ich fragen, wo Sie mit Ihren vornehmen Gästen das Frühstück einzunehmen gedenken, Mylord?«, fragte er in seinem herablassenden näselnden Tonfall.
    »In der Prärie, Parcival, in der Prärie! Wie üblich.«
    »Sind Sie sicher, dass ich nicht vielleicht doch besser einen Bauerntisch in die Scheune schaffen und dort decken lassen soll?«, erkundigte sich der Butler mit scheinbarer Besorgnis, den Blick missbilligend dabei auf ihre erdbeschmutzten Schuhe gerichtet.
    »Ja, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn das eine herbe Enttäuschung für Sie ist, Parcival.«
    Dieser deutete eine steife Verbeugung an, auf dem Gesicht einen Ausdruck, der einem Leichenbestatter alle Ehre gemacht hätte. »Ich bin in diesem Haus daran gewohnt, mit dem Ärgsten zu rechnen, Mylord«, antwortete Parcival bissig.
    Doch Rupert Burlington war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Parcival, Ihre wieder einmal betörende Liebenswürdigkeit erinnert mich an etwas, was ich vorhin zu sagen doch ganz vergessen habe!«, rief er, wandte sich zu Tobias um und sagte vergnügt: »Einen schönen guten Morgen auf Mulberry Hall, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden!«
     

 
Warten auf Pembroke
     
    Am Abend ihrer Ankunft hatte Tobias insgeheim befürchtet, die Tage des Wartens bis zu Lord Pembrokes Rückkehr aus Irland würden von quälender Ungeduld und entnervender Langeweile geprägt sein. Doch nach seinem erlebnisreichen morgendlichen Streifzug verflüchtigte sich diese geheime Sorge so spurlos, als hätte es sie nie gegeben.
    Von Langeweile auf Mulberry Hall konnte wahrlich nicht die Rede sein. Es gab im Herrenhaus und in der Orangerie so unendlich viel zu sehen, zu entdecken und zu tun, dass Tobias die Tage viel zu kurz erschienen. Jana erging es nicht anders. Der Dschungel, der auch Sadik in staunende Bewunderung versetzte, hatte es ihr ganz besonders angetan. Sie konnte sich nicht oft genug in dieser künstlich angelegten Wildnis aufhalten,

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