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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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die Unsinn, das Äffchen, von seinem ersten Besuch an zu seiner neuen Heimat erkoren hatte. Von Tag zu Tag hatte Jana mehr Mühe, ihn abends zu bewegen, die Nacht nicht auf einer Palme oder einem der Kalebassen-Bäume zu verbringen, sondern bei ihr im Zimmer.
    »Wie kann ich ihn je wieder von hier wegbringen, ohne ihm das Herz zu brechen?«, fragte sie sich einmal bedrückt und zugleich doch mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sie saß mit Tobias zwischen Farnen auf einem schweren Felsbrocken und beobachtete, wie Unsinn über die Äste eines Eukalyptusbaumes turnte. »So glücklich und ausgelassen habe ich ihn noch nie erlebt.«
    »Ja, er hat wohl sein Paradies gefunden, und ihn hieraus zu vertreiben, wäre …« Er stockte, weil er Jana nicht verletzen wollte.
    »… herzlos«, beendete sie den Satz jedoch für ihn mit leiser Stimme, und in diesem Moment wussten sie schon, dass Unsinn Mulberry Hall nicht mehr verlassen würde, denn Rupert Burlington und Mungo hatten an ihm einen Narren gefressen – und umgekehrt.
    Wenn sie im Bambuspavillon saßen, was oft der Fall war, und Rupert Burlington von seinen Reisen erzählte, dann fand sich früher oder später auch Unsinn ein. War Mungo bei ihnen, sprang er ihm auf die Schulter oder in den Schoß, ansonsten begab er sich zu Rupert Burlington, dessen unglaubliche Geschichten auch ihn zu faszinieren schienen. Zu Jana kam er auch noch, doch nur noch gelegentlich und wie auf Höflichkeitsbesuch.
    Einmal sah Tobias nach einem langen Nachmittag im Pavillon einen verräterisch feuchten Schimmer in Janas Augen. Auch Sadik blieb der Schmerz in ihren Augen nicht verborgen. Mitfühlend legte er ihr einen Arm um die Schulter, als sie in den Park hinausgingen. »Er ist hier glücklich, Jana«, sagte er. »Und da dir doch viel an ihm liegt, solltest auch du es sein. Man muss auch loslassen können … gerade wenn man liebt.«
    »Ja, ich weiß«, murmelte sie und hielt die Tränen tapfer zurück.
    »Eine Mutter darf ihre Kinder auch nicht festhalten, wenn ihr an ihrem Glück etwas liegt. So musst du es auch mit Unsinn sehen.«
    Jana sah es ein. Dennoch schmerzte es sie zu wissen, dass Unsinn, der in der einsamen Zeit ihrer Überlandfahrten ihr einziger, treuer Begleiter gewesen war, hier zurückbleiben würde.
    Tobias tat alles, was in seiner Macht stand, um sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Möglichkeiten dazu boten sich auf Mulberry Hall glücklicherweise in Hülle und Fülle. Fast jeden Tag unternahmen sie entweder in den frühen Morgenstunden oder am Abend einen Ausritt. Ein gutes Pferd unter sich zu haben und mal im fliegenden Galopp, mal im gemächlichen Trab durch Wälder und grünes Hügelland zu reiten erschien ihm wie ein kostbares Geschenk. Auf Falkenhof war er täglich ausgeritten und er hatte diese Art der körperlichen Ertüchtigung die letzten Wochen sehr vermisst. Jana teilte das Vergnügen mit Tobias, denn auch sie war von Kindesbeinen an mit Pferden aufgewachsen, wenn auch nicht mit ganz so edlen Tieren, wie sie in den Stallungen von Gut Falkenhof und ganz besonders in denen von Mulberry Hall standen. Häufig begleitete sie Sadik, der von ihnen allen der beste Reiter war und Kunststücke im Sattel fertigbrachte, die so atemberaubend waren wie seine Treffsicherheit beim Messerwerfen.
    Jana und Tobias unternahmen oft auch lange Spaziergänge durch die ausgedehnten Parkanlagen, zu denen Heckenlabyrinthe, Seerosenteiche und stille Kanäle sowie rosenumrankte Laubengänge gehörten. Sie tauschten dabei allerlei lustige, aber auch ernste Geschichten über ihre unterschiedliche Kindheit und ihr Aufwachsen aus, sprachen über Parcival und Hegarty, über Mungo und Chang und immer wieder über Rupert Burlingtons Marotten und seine gelegentlich haarsträubenden Geschichten. Ihre Gespräche kreisten natürlich auch um Wattendorf, Zeppenfeld und das legendäre Tal, und sie fragten sich immer wieder, was sie wohl in Ägypten und in der nubischen Wüste erwarten würde. Denn dass sie gemeinsam dorthin reisen und das Tal suchen würden, war zwischen ihnen längst beschlossene Sache. Aber nicht immer redeten sie. Manchmal folgten sie während der heißen Stunden auch nur gedankenversunken den schattigen Wegen, ohne dass ihr Schweigen jedoch etwas Trennendes an sich gehabt hätte. Es war im Gegenteil so verbindend wie ihre Hände, die sich dann in einem dieser stillen Momente fanden und einander hielten und sich das sagten, was sie noch nicht in Worte kleiden

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