Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
gefunden worden war, also muss er sich immer noch in Sanforan aufhalten. Aber er hat auch nicht versucht wieder in das Tunnellabyrinth zu gelangen. Etwas oder jemand muss ihn gewarnt haben und daraufhin ist er wahrscheinlich in der Stadt irgendwo untergetaucht und hält sich versteckt. Doch die Schlinge zieht sich immer enger um ihn zu. Wir erwischen ihn schon noch!«
Die ganze Zeit hatte Alduin sein heftig juckendes Handgelenk gekratzt. Auf einmal wurde er sich dessen bewusst und zog seine Mutter zu Rat.
»Ich weiß nicht, ob das auch ein Zeichen ist, aber seit heute Morgen brennen die Narben und sind entzündet. Jungfer Calborth hat mir ein wenig Wolfsfuß gegeben, das hat geholfen, aber vielleicht kannst du es dir einmal anschauen.«
Er wollte den Ärmel hochrollen, aber die unangenehm riechende Wundflüssigkeit verklebte den Stoff fest mit seiner Haut. Aranthia half ihm und trennte den Ärmel vorsichtig von der Wunde. Was sie sah, ließ sie entsetzt aufstöhnen.
»Die Entzündung begann erst heute Morgen?«, fragte sie.
»Ja, das weiß ich genau. Ich bin davon aufgewacht. Vorher habe ich nie etwas gespürt.«
»Sieht aber so aus, als sei die Narbe seit Tagen vereitert.« Aranthia schüttelte erstaunt den Kopf. Auf dem Tisch standen noch die Tiegel und Fläschchen aufgereiht, die sie dem Fath-Händler gezeigt hatte. Sie suchte nach einem bestimmten Mittel. »Ich habe eine neue Salbe hergestellt, Wolfsfuß gemischt mit einer winzigen Spur Silber. Das streiche ich dir auf die Wunde und verbinde sie dann. Zieh dein Hemd aus, damit ich sie zuerst einmal reinigen kann. Es muss ohnehin gewaschen werden.«
Aranthia wusch die entzündete Stelle mit heißem Salzwasser aus, was Alduin mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen ließ. Dafür brachte die Salbe, die sie anschließend auftrug, sofortige Linderung. Mit geübten Bewegungen legte sie einen Verband an.
»Morgen komme ich ins Falkenhaus, um mir die Wunde noch mal anzusehen.«
»Danke. Sie wird bestimmt schnell wieder heilen«, meinte Alduin.
»Jetzt haben wir über den düsteren Visionen und eiternden Wunden fast vergessen, dass es da noch etwas zu feiern gibt«, rief Bardelph, um die Stimmung wieder zu heben. »Schließlich ist Kirstie wohlbehalten wieder bei uns und Aranthias Salben und Pflegeöle verkaufen sich mit jedem Tag besser. Ich denke, auf all das müssen wir anstoßen und die Sorgen mal für eine Weile vergessen.«
»Emo!«, riefen Erilea, Aranthia und Alduin im Chor und hoben die Metbecher.
Der Sturm hatte den fünf Freunden einen Strich durch die Rechnung gemacht: Sie mussten den Hafenbesuch verschieben. Während der Nacht war er mit urtümlicher Gewalt über Sanforan hereingebrochen, doch schon am Morgen war die Luft wieder frisch und klar. Der Tag begann ruhig. Malnar verbrachte den Vormittag mit der Nebelsängerin in der Bibliothek, die Freunde gingen ihren üblichen Pflichten nach und freuten sich auf den Nachmittag mit Kirstie. Kurz vor Mittag schaute Aranthia in der Falknerei vorbei, um Alduins Wunde neu zu verbinden. Besorgt stellte sie fest, dass sie unverändert schlimm aussah.
»Vielleicht ist es noch zu früh, um schon eine Besserung zu erwarten«, murmelte sie, während sie noch einmal die Heilsalbe auftrug.
»Aber wenigstens ist es nicht schlimmer geworden«, versuchte Alduin sie zu trösten.
Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu und wählte ihre Worte vorsichtig: »Das ist keine ... normale Entzündung ...« Doch dann zuckte sie mit den Schultern. »Aber was sage ich da? Ein Abdruck von Falkenklauen ist auch nicht normal. Also, was erwarten wir?«
Er grinste, weil er genau wusste, was sie gleich sagen würde.
»Ja, ja - ich verspreche hoch und heilig vorsichtig zu sein, die Wunde zu schonen und nicht zu kratzen. Heute früh habe ich nicht einmal Rihschas Käfig säubern müssen!«
»Heute Abend komme ich wieder«, verabschiedete sich Aranthia in strengem Tonfall.
Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt erreicht, als alle Pläne für den Nachmittag durchkreuzt wurden: Katauren-Soldaten hatten Carto erwischt, als er sich im Schutz einer Händlerkarawane aus der Stadt schleichen wollte. Dank Celeberins Steckbrief hatten sie ihn sofort erkannt.
Alduin und seine Freunde erfuhren die Neuigkeit sofort und Alduin und Bardelph wurden zum Ratsgebäude gerufen, um jeden Zweifel auszuräumen, dass der Verhaftete Carto war. So hielt man ihn in dem ersten Raum gefangen, den Alduin und Rael im Tunnelsystem
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