Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Unterricht erscheinen!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Lehrer um und humpelte mit steifem Rückgrat davon.
     
    Ist das möglich? Dass ich nie lernen werde mit Rihscha zußiegen? Alduins Appetit war plötzlich verflogen, als sich der Gedanke in seinem Hirn einnistete. Er rannte in die Bruthalle zu Rihschas Käfig, als könne ihm der Falke eine Antwort geben.
    »Rihscha«, flüsterte Alduin.
    Der Vogel hob den kleinen Kopf und zwitscherte.
    »Rihscha!«, wiederholte Alduin und seine Stimme klang bereits ein wenig verzweifelt.
    »Alduin? Was suchst du hier, mein junge? Du solltest jetzt essen, nicht mit Rihscha spielen!«
    Die ruhige Stimme des alten Falkenmeisters versprach Alduin Trost und er wandte sich voller Verzweiflung zu ihm um.
    »Komm schon, mein Junge, das geht so nicht. Komm hier raus, sonst störst du die Küken - sie sind nämlich sehr empfindlich.«
    Er schob Alduin sanft vor sich her zur Tür und hinaus in die Sonne. Der Junge putzte sich die Nase und stand mit gesenktem Kopf vor dem Alten.
    »Also, was ist los?«
    »Meister Lotan sagte, dass ich mich vielleicht nie mit Rihscha im Flug verbinden werde«, stieß Alduin nach kurzem Zögern hervor. »Er sagt, weil Rihscha ein Wildfang ist, wird er wahrscheinlich einfach davonfliegen, sobald er flügge ist.«
    Zu Alduins Bestürzung widersprach Calborth nicht sofort. Der alte Falkner legte die Hände auf Alduins Schultern und blickte ihm ernst in die Augen.
    »Nun, das könnte tatsächlich passieren. Ein gewisses Risiko besteht jedenfalls. Rihscha ist ein wilder Falke, und das heißt, dass wir es nicht wissen können. Aber vergiss nicht - er hat dich erwählt.«
    Doch das beruhigte Alduin nur teilweise. Calborth schien zwar auf seiner Seite zu stehen, aber vielleicht wollte er auch nur freundlich sein, weil er vermutete, dass Alduin nicht mehr lange hier sein würde.
    »Aber warum war Lotan so gemein zu mir?«, fragte er kühn, obwohl ihm natürlich klar war, dass der Lehrer mit seinem verstauchten Knöchel und dem verletzten Stolz wahrscheinlich Grund genug dafür hatte.
    »Nun ja, er hat es eben nie zum Falkner geschafft. Er hat dreimal das Schlüpfen der Falken mitgemacht und nie auch nur ein Flüstern gehört. Kein Wunder, dass er neidisch auf dich ist. Aber er ist ein sehr guter Lehrer für Bogenschießen und du tätest gut daran, in seinem Unterricht genau aufzupassen, um die Kunst zu erlernen.«
    »Er ist gar kein Falkner ...?« Alduin konnte zwar Lotans Gemeinheit nicht vergessen, aber er begann zu begreifen, warum der Lehrer so verbittert war, und empfand ein gewisses Mitgefühl für ihn. »Dann wird mir das viel klarer.«
    Er lächelte zu Calborth auf, denn schon gewann sein natürliches freundliches Wesen wieder die Oberhand und vertrieb die düsteren Sorgen. »Jetzt geh ich erst einmal zum Essen!«
    »Tu das, mein Junge. Und mach dir nicht heute schon Sorgen über etwas, das vielleicht nie eintreten wird«, mahnte ihn der alte Falkner.
     
    Erleichtert rannte Alduin zum Speisesaal hinüber, aber kurz vor der Tür verlangsamte sich sein Lauf. Gleich würde er zum ersten Mal vor die versammelte Schülerschar treten. Er fühlte sich als Außenseiter, als Fremder. Als er eintrat, sah er, dass alle Tische und Bänke dicht besetzt waren, nicht nur mit Raiden, sondern auch mit Onur und Wunand, die sich täglich hier zum Essen versammelten, obwohl sie anderswo ausgebildet wurden. Mit Ausnahme von Rael, der eng eingeklemmt zwischen zwei anderen Jungen saß, hatte er kaum mit irgendeinem Jungen gesprochen und daher wusste er nicht, wo er sich hinsetzen sollte. Aber in diesem Augenblick bemerkte er einen dunkelhäutigen Küchenjungen, der eine große Platte mit Fleisch auf einen der Tische stellte und ihn dann zu sich herüberwinkte. Dankbar ging Alduin zu ihm.
    »Alduin?«, fragte der Junge.
    Alduin nickte.
    »Ich heiße Tico. Jungfer Calborth hat mir aufgetragen, mich ein wenig um dich zu kümmern. Ich hab dir an dem Tisch dort einen Platz freigehalten.«
    Er führte Alduin zu einem der Tische, an denen nur Wunand- Mädchen saßen.
    »Das hier ist meine Base Silya. Es macht ihr nichts aus, wenn du dich neben sie setzt. Stimmt doch, oder?«, fragte er das Mädchen und schubste sie an der Schulter.
    Sie blickte zu Alduin auf und legte dabei den Kopf leicht auf die Seite. Er blickte in ein Paar überaus große braune Augen, in denen es koboldhaft glitzerte, und auf ihren Lippen lag ein spöttisches Lächeln. Sie schien etwa fünfzehn zu sein,

Weitere Kostenlose Bücher