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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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geworden, dass ich kaum etwas darüber weiß, wo ich herkomme. Ich meine nicht den Wald, wo wir lebten, sondern wer meine Familie ist. Ich kenne eigentlich nur meine Mutter ...«
    »Ist sie noch nicht zurückgekommen?«
    »Nein. Ich hatte so gehofft, dass ich sie heute sehen würde.«
    »Es ist eine sehr lange Reise.«
    »Ich weiß.«
    Damit schien alles gesagt und so saßen sie noch eine Weile nebeneinander und blickten auf das Meer hinaus. Erilea hatte ihren Kopf leicht gegen Alduins Schulter gelehnt. Sie war nicht sicher, wie sie ihn trösten konnte. Aber dass sie da war, war ihm schon Trost genug.

8
     
    Weitere Siebentage vergingen und noch immer war Aranthia nicht zurückgekehrt. Nachdem Alduin das Gasthaus dreimal vergeblich aufgesucht hatte, beschloss er vorerst nicht mehr hinzugehen, da der Wirt allmählich recht ungehalten schien. Bardelph sprach mit Calborth, der ein paar Falkner bat nach Aranthia Ausschau zu halten. Zu der Zeit jedoch wurden nicht viele Botschaften ins Gebiet der Wunand geschickt. Der Stamm lebte außerdem in kleineren Gruppen weit über die riesigen Ebenen verstreut, die das Mangipohr-Flussdelta umgaben.
    Um sich von seinen Sorgen abzulenken, konzentrierte sich Alduin mehr als je zuvor auf den Unterricht und auf die Übungen mit Rihscha. Er stellte fest, dass es leichter war, als er erwartet hatte. Manchmal gelang es ihm, sich so auf einen bestimmten Augenblick zu konzentrieren, dass ihm dieser Moment wie die ganze Wirklichkeit erschien. Dann stellte sich ein völlig friedliches Gefühl ein und er ließ sich einfach dahintreiben. Doch wenn der Augenblick endete, stürmten die Sorgen wieder auf ihn ein - die Befürchtungen, dass ein großes Unglück bereits geschehen sei oder kurz bevorstehe.
    Rihscha war inzwischen fast völlig erwachsen und übertraf mit seiner Schönheit und seiner stolzen Haltung Alduins kühnste Träume. Mit ausgestreckten Schwingen maß er bereits über fünf Handspannen, und wenn er auf Alduins Faust saß, konnte ihm der Junge direkt in die Augen schauen - Augen wie die der Falkenmutter, tiefgründig wie der Nachthimmel und voll uralter Weisheit.
     
    Rihschas erster Flugversuch kam für alle unvorbereitet. Die Jungen Falkner hatten ihre Vögel wieder in den Hof gebracht, wo ein eifriges Flattern und Flügelschwingen stattfand. Alle genossen das zunehmend warme Wetter. Und plötzlich glitt Rihscha einfach von Alduins Faust und landete recht ungeschickt und mit einem verärgerten Krächzen ein paar Schritte entfernt auf dem Boden.
    »Sieht so aus, als wäre er bereit«, kommentierte Calborth, während Alduin den Falken vorsichtig vom Boden hochhob.
    »Aber ich ... und was ist mit den anderen?«, stotterte Alduin.
    »Keine Angst, die werden es auch bald schaffen«, meinte Calborth.
    »Aber ich ... ich bin noch nicht bereit!«
    »So etwas darfst du nicht einmal denken! Rihscha ist bereit, also bist auch du bereit. Er lernt ohnehin erst einmal hier im Hof kurze Strecken zu fliegen, bevor du mit ihm fliegen kannst.«
    Alduin war sehr erleichtert, dass der Augenblick, dem er mit gemischten Gefühlen entgegensah, noch einmal hinausgeschoben worden war.
    »Komm zur fünften Glocke in den Bogenschützenhof, dann zeige ich dir, wie wir das machen. Bis dahin solltest du ihm nichts mehr zu fressen geben«, sagte Calborth und wandte sich an die anderen Jungen, die sich um ihn versammelt hatten. »Ihr könnt auch alle kommen und dabei zuschauen, aber ohne eure Falken.«
     
    Erilea freute sich, als sie die guten Neuigkeiten erfuhr; es tat ihr nur Leid, dass sie nicht dabei sein konnte. Während der Unterrichtszeiten war der Bogenschützenhof für alle gesperrt, die nicht zu den Raiden-Lehrlingen gehörten oder Falkner waren. Außerdem musste sie am Nachmittag an den Kampfübungen draußen vor der Stadt teilnehmen. Beide vermieden es, Aranthia zu erwähnen, die noch immer nicht zurückgekommen war. Zwar hätte auch sie Rihschas Flugversuch nicht beobachten dürfen, aber Alduin hatte darauf gezählt, dass sie in der Nähe sein würde, um sich danach seine Erlebnisse anzuhören.
    »Ich bin so stolz auf dich«, sagte Erilea. »Rihscha ist ein wunderbarer Falke und jetzt will er schon fliegen ... und du mit ihm! Du wirst schon sehen!«
    Ihre Begeisterung war so überzeugend und wirkte so ansteckend, dass Alduin allmählich richtig aufgeregt wurde. Er war unbändig stolz auf Rihscha; er durfte nicht zulassen, dass ihm dieser großartige Augenblick durch kleinliche Zweifel zerstört

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