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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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entstand vor meinen Augen, sie ausgestreckt auf dem Bett, die Röcke hochgeschoben. Scogman irrte sich. Ich war genauso ein Mensch wie er.
    »Geh nach Hause, Ellie«, sagte ich. »Geh nach Hause.«
    Still und gehorsam erhob sie sich, räumte die Fischreste fort und legte das, was vom Brotlaib übrig war, auf die Druckerpresse, wo ich, wie sie wusste, frühstückte, wenn ich überhaupt frühstückte. Dann rollte sie ihre Schürze zusammen, dankte mir höflich für den Hering, der, wie sie mir versicherte, der beste gewesen sei, den sie je gegessen habe, und ging.
    Sie schloss gerade die Tür, als die Worte aus mir hervorbrachen. Es war, als sei noch eine andere Person in mir, die einen Schrei ausstieß, einen beinahe verzweifelten Schrei. Ich hämmerte mit den Fäusten auf den Steinfußboden, auf dem ich immer noch saß.
    »Ach, Ellie! Was soll ich bloß tun?«
    Sie rannte auf mich zu und schlang die Arme um mich. Ich küsste sie nicht einmal. Ich fiel über sie her wie ein Verhungernder, der sein Essen herunterschlingt. Es hatte mehr von einem grimmigen Angriff auf Anne, als dass ich mit Ellie Liebe machte. Sie reagierte mit einer gierigen, stürmischen Verzweiflung, die meiner eigenen nicht unähnlich war. Es war teuflisch unbequem auf dem Boden, und wir stießen immer wieder gegen die harten Kanten der Druckerpresse. Doch unsere Instinkte sagten uns, dass es niemals geschehen würde, wenn es nicht hier und jetzt geschah. Ich bekam ihr Korsett nicht auf. Ich schob ihre Röcke hoch. Sie schrie auf und rollte zur Seite. An ihrem Hintern klebte die Gräte eines Herings, die sie sauber abgezupft hatte. Ich zog sie weg, küsste den langsam verschwindenden Abdruck auf ihrer Haut und hielt schließlich ernst die Gräte in die Höhe.
    Wir bekamen einen Lachanfall und konnten nicht wieder aufhören. Wir küssten die Gräte. Wir küssten einander. Ich schnürte ihr Korsett auf. Wo sie vorher so wissend, so sicher gewesen war, mit ihrem Moschus und den regenbogenfarbenen Unterröcken, wurde sie plötzlich unbeholfen und schüchtern. Ihre Augen schienen größer zu werden, ängstlicher. Zuerst dachte ich, es gehöre zu ihrem Spiel, zu ihrer vorgetäuschten Unschuld. Erst, als ich in sie eindrang, begriff ich. Ich zog mich zurück.
    »Weiter«, keuchte sie heftig. » Weiter! «
    Sie hatte nicht mit dem Schmerz gerechnet. Ihre Gesichtszüge verzerrten sich. Ich hielt sie ganz fest, dann kam ich. Für sie bedeutete es noch mehr Schmerz, aber das war mir gleichgültig. Ich blieb in ihr, wollte so weit wie möglich in sie eindringen. Dann rollte ich mich zur Seite, döste, vielleicht schlief ich sogar, bis die Geräusche schleichend wieder zurückkamen: ein herunterfallendes Stück Kohle, das Bellen eines Hundes, das Klappern eines Eimers. Der Eimer stand direkt vor meinen halbgeöffneten Augen. Ellie wischte das Blut vom Boden auf.
    »Lass es.«
    Sie ignorierte mich, wrang den Lumpen aus und starrte auf das Zeichen aus Blut inmitten eines Archipels von Flecken auf dem Boden.
    »Ich wusste nicht …«, begann ich.
    »Wie Euer Sohn dachtet Ihr, ich sei eine Spitall-Schlampe.«
    Sie brachte den Eimer hinaus. Ich hörte, wie sie ihn ausleerte und für den Morgen vollpumpte. Als sie wiederkam, befeuchtete sie etwas Kohlengrus im Kohlenkasten und überhäufte das Feuer, damit es über Nacht weiterglomm. Einmal bemerkte ich, wie sie sich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen wischte.
    »Ellie, lass es! Geh nach Hause! Matthew wird sich Sorgen …«
    Sie fuhr mich heftig an. »Matthew? Matthew macht sich Sorgen? Er würde sich Sorgen machen, wenn ich zurückkäme. Matthew weiß Bescheid.«
    »Bescheid? Was weiß er?«
    »Habt Ihr nichts gemerkt? … Nein, nicht wahr? Ihr merkt nichts von dem, was um Euch herum geschieht, oder? Ihr glaubt, Ihr seid hierhergekommen, um mit dem Volk zu leben, aber das wollt Ihr gar nicht. Ihr wollt uns erzählen, was wir zu tun haben. Was wir sein sollen. Ich weiß nicht, Ihr seid genau wie …«
    Sie versuchte, Anne mit ein paar gezierten Schritten nachzuahmen, doch sie stolperte in ihren Holzpantinen und wäre gefallen, wenn ich sie nicht aufgefangen hätte. Sie brach in Tränen aus. Ich drückte sie an mich.
    »Lasst mich los, lasst mich los!«
    Ihre Faust erwischte mich im Gesicht, und als ich sie an den Handgelenken festhielt, trat sie mit den Holzpantinen nach mir. Ich packte sie fester, bis sie schließlich in einem weiteren Tränenstrom erschlaffte.
    »Was weiß Matthew?«
    Sie blickte zu mir

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