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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einen Wunsch, daß diese Nähe ewig anhalten möge.
    Die schreckliche Gewißheit, ihren Gefährten bald zu verlieren, trieb ihr Tränen in die Augen, bevor sie ermattet einschlief.
20.  Kapitel
    Tag 54
    Stephen wachte früh auf. Rosalind lag dicht neben ihm, einen Arm um seine Brust geschlungen. Regen klopfte ans Fenster, und im schwachen Morgenlicht sah er, daß ihre langen Haare wie ein Schleier über seine Schulter fielen. Als er ihr sanft über den Kopf strich, schmiegte sie sich mit einem wohligen Seufzer noch fester an ihn.
    Zufrieden ließ Stephen den vergangenen Tag im Geist noch einmal Revue passieren. Abgesehen von der kurzen Schmerzattacke in der Kutsche war alles perfekt gewesen, und seine Hochzeitsnacht hatte alle Erwartungen übertroffen. Nun wünschte er sich sehnlichst einen weiteren vollkommenen Tag, eine weitere leidenschaftliche Nacht und einen weiteren Morgen, an dem er mit Rosalind in seinen Armen aufwachen und einen nie gekannten Frieden empfinden würde. Bestimmt würde es ihm heute genauso gut wie gestern gehen, vielleicht sogar noch besser.
    Er döste wieder ein, und als er das nächstemal aufwachte, war es draußen heller, und es hatte aufgehört zu regnen. Rosalind schlief immer noch selig, aber er selbst fühlte sich so energiegeladen, daß es ihn nicht mehr im Bett hielt. Am liebsten hätte er seine Frau geweckt und zu einem neuen Liebesspiel verführt, doch als rücksichtsvoller Ehemann verzichtete er darauf - sie sollte Kräfte für später sammeln!
    Stephen beschloß, einen Spaziergang zu machen, um die Zeit bis >später< zu überbrücken. Sobald er leise aufstand und sich anzukleiden begann, rollte Rosalind auf seinen Schlafplatz und drückte sein Kissen an sich. Sie war so entspannt wie ein Kätzchen, aber noch viel bezaubernder.
    Bei >Kätzchen< fiel ihm Portia ein, die sich nach einem üppigen Abendessen zufrieden in ihrer Kiste zusammengerollt hatte und immer noch genauso tief schlief wie Rosalind. Sogar als er den warmen kleinen Körper vorsichtig hochhob und neben seine Frau legte, gähnte das Tierchen nur herzhaft und machte es sich auf dem Bett bequem.
    Gestern abend hatte Stephen seine Medizin nicht eingenommen, weil er die Hochzeitsnacht genießen wollte, ohne vom Opium leicht betäubt zu sein. Er schluckte die Pille mit dem Vorsatz, das von nun an immer morgens zu tun, schrieb einen Zettel für Rosalind und legte ihn auf den Nachttisch. Ihr Gesicht und die nackten Arme boten einen so zauberhaften Anblick, daß er die Blütenblätter einer rosa Rose abzupfte und über ihr verstreute. Portia schlug die Augen auf und erhaschte mit dem Pfötchen ein duftiges Spielzeug.
    In einen warmen Mantel gehüllt, verließ Stephen das Haus. Es war ein kühler Herbstmorgen, und der wolkenverhangene Himmel war kaum heller als das stahlfarbene Meer. Weil die Flut den Sandstrand unbegehbar machte, schlug er den Weg über die Klippen in nördliche Richtung ein. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, und er fühlte sich herrlich lebendig. Konnte Leidenschaft eine Krankheit heilen? Grinsend dachte er, daß ein nüchterner Mann wie Dr. Blackmer diese Möglichkeit bestimmt strikt von der Hand weisen würde.
    Frohlockend legte er in zügigem Tempo etwa eine Meile zurück. Wegen der unberechenbaren Stürme wollte kein Mensch so dicht am Ufer leben, und nur eine uralte Steinkapelle zeugte davon, daß es hier einst ein Fischerdorf gegeben hatte. Stephen genoß die Einsamkeit, die er früher nie gekannt hatte, weil es in Ashburton Abbey von Dienstboten nur so wimmelte.
    Er hatte die Kapelle fast erreicht, als der Schmerz ihn so jäh überfiel, als wäre er von einem Blitz getroffen worden. Zusammengekrümmt taumelte er auf einen Baum zu und klammerte sich daran fest, während er sich würgend übergab. Ihm wurde fast schwarz vor Augen, und das einzige, was er noch wahrnahm, war die rauhe Rinde, an die er seine Stirn preßte.
    Allmählich wurde der Anfall schwächer, und Stephen konnte sich umdrehen und mit dem Rücken an den Stamm lehnen. Vor Kälte zitternd, kämpfte er gegen Schwäche und Verzweiflung an. Seine Hände und Füße fühlten sich taub an, und ein neuer schrecklicher Gedanke schoß ihm durch den Kopf: würde er vor dem Tod auch noch gelähmt sein? O Gott, wie hatte er nur glauben können, daß für ihn Hoffnung bestand?
    Viel zu entkräftet, um den Rückweg nach Kirby Manor anzutreten, legte er wankend die hundert Meter zur Kapelle zurück. Die schwere Tür war glücklicherweise

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