Falling in love
bisschen.«
»Cool«, sagt Tobey. »An ein Xylofon habe ich mich noch nicht getraut. Vielleicht kannst du es mir beibringen.«
»Klar.« Ich lasse meinen Blick zur Zimmertür schweifen. Habe ich da vielleicht einen BH hängen lassen? Zum Glück nicht. »Das macht echt Spaß.«
Tobey grinst. »Ich wette, du zeigst mir noch einiges, was Spaß macht.«
Ich spüre, wie ich rot werde. »Und das…« Ich mache einen Schritt auf mein Bett zu. Irgendwie muss ich Tobey von meinem knallroten Gesicht ablenken. Aber zu meinem Bett zu gehen, war nicht die beste Idee. Ich habe echt ein Talent dafür, im falschen Moment die falschen Entscheidungen zu treffen. Ich setze mich hin und mein Gesicht wird noch röter. »Das ist Chez.« Ich zeige Tobey den Plüschkoala, den ich besitze, seitdem ich denken kann. »Sein richtiger Name ist Mister Chester M. Wick.«
»Sein T-Shirt ist cool«, sagt Tobey. Chez trägt ein altes Late Night with David Letterman -T-Shirt. »David Letterman ist super.«
»Find ich auch! Bei manchen Gästen nehme ich die Sendung auf und schaue sie mir nach der Schule an.«
Tobey sagt: »Das habe ich früher auch gemacht. Aber seit einiger Zeit habe ich so viel zu tun, dass ich Dave wohl nie wiedersehen werde.«
»So ein Unsinn. Du schreibst doch überall As. Wenn deine Bewerbungen abgeschickt sind und du den ganzen Kram nachgeholt hast, musst du dich nur noch auf diesem Niveau halten. Das kriegst du hin.«
»Du kriegst das vielleicht hin…«
»Du auch. Wirst schon sehen.«
Tobey vertieft sich in mein CD-Regal und ich beobachte ihn. Ich habe immer gedacht, wenn ein Typ wirklich in mich verliebt ist, dann will er herausfinden, was für Musik ich höre. Dave würde jetzt nur die CDs raussuchen, die er selbst besitzt. Aber Tobey schaut sich jede einzelne CD an. Hoffentlich gefällt ihm meine Musik. Wir müssen ja nicht überall denselben Geschmack haben. Aber dass uns so viel verbindet, fühlt sich toll an.
»Unglaublich, dass du die auch hast.« Tobey hält eine CD von The Shins hoch. »The Shins sind super!«
»Und warum findest du das unglaublich?«
»Keine Ahnung… ich dachte, dir würde eher… ich wusste nicht, dass du auch auf Indiekram stehst.« Er zieht noch eine CD heraus. »Wer ist Nick Drake?«
»Leg die mal ein. Die ist großartig.«
Tobey drückt auf Play und kommt auf mich zu. Er nimmt mich in die Arme und ich lehne meinen Kopf an seine Brust.
»Ich möchte alles über dich wissen«, flüstert er.
»Und ich über dich«, flüstere ich zurück.
Ich möchte Tobey so viel sagen. Ich möchte ihm meine Gefühle anvertrauen. Aber ich will ihn auch nicht verschrecken.
Tobey bewegt sich sanft zur Musik und ich bewege mich mit ihm. Er ist ganz und gar hier, bei mir. Wir sind uns so nah. Ich spüre keine Schutzschicht, die er aufrechterhält, keinen Millimeter Distanz.
Der Song verklingt.
»Was denkst du?«, flüstere ich.
»Jetzt gerade?«, flüstert Tobey.
»Genau.«
»Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir zusammen sind.« Er fährt mir durch die Haare.
In diesem Moment wird mir klar, dass ich Tobey gar nicht verschrecken kann. Denn er fühlt dasselbe wie ich.
»Und was denkst du?«, fragt er.
»Ich denke…« Mein Herz setzt für eine Sekunde aus. »Ich denke, dass ich dabei bin, mich so richtig zu verlieben.«
Tobey ergreift nicht die Flucht. Er küsst mich. Er küsst mich so sanft, dass ich seine Lippen kaum auf meinen spüre. Das soll nie aufhören.
Nachdem Tobey gegangen ist, mache ich das Licht aus. Ich lege Disintegration ein und schlüpfe in mein Bett. Ich höre die CD von vorn bis hinten und bin in Gedanken ganz in dem Moment, als Tobey noch hier war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder an Physik oder Geschichte oder etwas anderes denken kann. Das soll nie, nie, nie aufhören.
*
Für den nächsten Tag habe ich Tobey versprochen, dass wir etwas unternehmen, was ich sonst nie machen würde. Tobey hat gesagt, ich hätte sein Leben umgekrempelt, und jetzt will er mir wenigstens einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie es vorher war. Und ich darf mich nicht drücken. Für mich ist es das erste und für ihn das letzte Mal. Heute ist der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien und die meisten Lehrer machen nur noch Spiele und so einen Kram. Deshalb habe ich kein allzu schlechtes Gewissen, dass ich mich darauf einlasse. Außerdem übertreiben es die anderen heute mal wieder. Sie tragen Lametta in den Haaren und verteilen Zuckerstangen und
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