Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Declan auch nicht daran, aufzustehen und sich auf dem kleineren Fass niederzulassen.
»Gezeiten«, stöhnte er und betastete vorsichtig seinen Hinterkopf. Seine Finger wurden klebrig von halb geronnenem Blut. »Was haben sie mir denn da über den Schädel gezogen?«
Ricard lächelte, kein bisschen entschuldigend. »Ich habe meine Jungs gewarnt, dass Ihr einen harten Kopf habt. In der Hinsicht habt Ihr sie enttäuscht, muss ich sagen. Ihr habt Euch gar nicht gewehrt.«
»Kann vorkommen«, meinte Declan, »wenn man von hinten angesprungen wird und einen ganzen Baumstamm übergebraten bekommt.«
»Ihr überlebt es schon. Wenn ich nicht ein so nachsichtiger Bursche wäre, könnte ich Euch darauf hinweisen, dass Euch kein Haar gekrümmt worden wäre, wenn Ihr auf Eurer Seite des Sees geblieben wärt, wo Ihr hingehört.« Ricards Lächeln schwand. »Was uns zu der Frage zurückbringt, warum Ihr hier in Caelum seid, und das in einer Zeit wie dieser. Eine Frage, der Ihr offenbar ausweicht.«
Declan schüttelte den Kopf und bereute die Bewegung sofort. »Ich kam, um Euch zu warnen.«
»Ihr konntet nicht einfach einen Boten schicken?«
Declan zuckte die Schultern, was fast genauso schmerzhaft war wie das Kopfschütteln. »Ich hatte gerade in der Nachbarschaft zu tun.«
Ricard schien nicht im Geringsten amüsiert. »Und was für eine Warnung kann so wichtig sein, dass der Erste Spion des Königs von Glaeba sie persönlich nach Caelum bringt, statt zu Hause zu bleiben, wo er in einer Krise gebraucht wird?«
»Es geht hier um Euren zukünftigen König, nicht um meinen.«
Ricard verzog angesichts dieser Neuigkeit keine Miene. »Sagt es mir.«
»Die Großfürstin von Torfall ist nicht die, für die Ihr sie haltet.«
»Und Ihr seid den ganzen Weg hierher gekommen, um mir das zu sagen? Warum, Declan? Denkt Ihr, Caelum ist nur von Dummköpfen bevölkert?«
»Aber natürlich nicht! Ich war mir nur nicht sicher, ob ...« Seine Stimme verhallte, er verstand und nickte. Sofort zuckten ihm wieder Schmerzen durch den Schädel. Ich sollte das wirklich sein lassen. »Ihr wisst über sie Bescheid.«
»Denkt Ihr, dass wir die Großherzogin und ihren Sohn nicht gründlich durchleuchtet haben, als sie aus dem Nichts daherkamen und um die Hand unserer Kronprinzessin anhielten?« Ricard starrte Declan verärgert an, offensichtlich fühlte er sich beleidigt. »Macht Ihr das in Glaeba etwa so? Gezeiten, kein Wunder, dass Ihr jetzt als mein Gefangener dasitzt.«
»Ich bin Euer Gefangener?«
»Bis ich's mir anders überlege.«
»Da bin ich doch neugierig, Ricard. Wenn Ihr wisst, dass die Großherzogin eine Schwindlerin ist, warum habt Ihr dann zugelassen, dass die Dinge sich so weit entwickeln? Wie ich höre, ist es bis zur Hochzeit keine Woche mehr.«
Ricard runzelte die Stirn. »Und jede Empfehlung, die Ihr Enteny gemacht habt, wurde immer fraglos angenommen, oder was? Wie seid Ihr nach Caelum gekommen, ohne einen der Häfen zu passieren?«
»Über die Berge«, erwiderte Declan, was ja auch zutraf. Kein Grund, jetzt ins Detail zu gehen ...
»Könnt Ihr auf demselben Weg wieder zurück?«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Was, wenn ich Euch sage, dass es sein muss?«
Declan kniff die Augen zusammen. »Ach. Verstehe. Jetzt kommen wir auf den erwähnten Gefallen zu sprechen, was?«
»Ich habe hier ein Päckchen«, sagte der Caelaner und setzte sich Declan gegenüber auf das große Fass. »Ein äußerst wichtiges, extrem wertvolles Päckchen. Es muss eine Weile ... außer Landes. Außer Sichtweite.«
»Und ich soll es für Euch verstecken?«
»Glaeba ist der letzte Ort, an dem man es suchen wird.«
»Warum bringt Ihr es dann nicht selbst hin?«
»Meine Bewegungen bleiben nie ... unbemerkt. Dasselbe gilt für meine Männer. Euch kennt man hier nicht, Hawkes. Gezeiten, niemand weiß, dass Ihr überhaupt hier seid. Ihr könntet Euch nach Glaeba schleichen, auf demselben Weg, den Ihr gekommen seid, und unser Päckchen mitnehmen. Alles, was Ihr dann noch tun müsst, ist, es sicher zu verwahren, bis ich jemanden schicke, um es abzuholen.«
»Und wenn ich Euer wertvolles Päckchen lieber selbst behalten will?«
Ricard sah ihn ruhig an. »Dann werde ich bis zu meinem Tod jeden Atemzug der Aufgabe widmen, Euch zu vernichten, Declan Hawkes. Darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
Declan seufzte. Es war einfacher und tat weniger weh, als den Kopf zu schütteln. »Wie groß ist es denn?«
»Etwa so hoch«, erwiderte der Caelaner und hielt
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