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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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anderen Neuigkeit, nämlich dass er der Enkel ihres Freundes Shalimar war.
    Was Warlock daran am meisten beunruhigte, waren die widersprüchlichen Gerüchte. Zwar schien ihre Verwandtschaftsbeziehung in den Slums allgemein bekannt zu sein, aber man munkelte auch, dass die beiden seit Jahren kein persönliches Wort miteinander gewechselt hätten. Dem Hörensagen zufolge war Shalimar ergrimmt über die Berufswahl seines Enkels, da sein Amt ihn zum Gegner vieler Menschen machte, mit denen er aufgewachsen war und die ihn für ihren Freund gehalten hatten.
    Das aber hielt Warlock für ziemlich unwahrscheinlich, da es ausgerechnet Shalimar war, der sie zu dieser baufälligen Kaschemme geführt hatte. Denn hier sollten sie auf Befehl von Declan Hawkes ihren nächsten - bis jetzt noch unbekannten - Helfer treffen. Alle diese Menschen gehörten anscheinend zu einer geheimen Untergrundbewegung, die sich der Unterstützung entflohener Crasii verschrieben hatte.
    »Hör auf, ständig hin und her zu laufen.«
    Mit ungeduldig peitschender Rute verharrte Warlock, um Boots anzusehen. Sie saß Shalimar gegenüber an dem groben Tisch unter dem Vordach von Clydens Gasthof. Soeben vertilgte sie ihre zweite Portion des überraschend wohlschmeckenden Hammeleintopfs und genoss sichtlich den strahlenden Sonnenschein. Shalimar saß an die Wand gelehnt, den Hut über das Gesicht gezogen, und schlief augenscheinlich.
    »Ich kann nicht anders«, erklärte er.
    »Gib dir Mühe. Du machst mich verrückt.«
    »Ich verstehe nicht, wie du hier herumsitzen und dich mit Essen vollstopfen kannst, als ob nichts los wäre.«
    »Du bist zu sehr daran gewöhnt, zu wissen, wo dein nächstes Essen herkommt, Haushund«, murmelte sie mit vollem Mund. »Sonst brauchtest du nämlich keine Erklärung.«
    »Ich wünschte, du würdest aufhören, mich Haushund zu nennen.«
    »Dann hör auf, dich wie einer zu benehmen.«
    Warlock starrte sie an und versuchte sich zu erinnern, was er in dieser jungen Frau gesehen hatte, als es zu jener wilden Begattung in der Gasse hinter dem Zwinger kam. Damals hatte er gar nicht genug von ihr kriegen können. Tief in seinem Innern war ihm klar, dass es nackter Instinkt gewesen sein musste. Er wusste, weder er noch sonst irgendein Rüde konnte ihr widerstehen, wenn sie in Hitze war. Die Boots, die er seitdem kennengelernt hatte, war ausgesprochen reizbar und ungeduldig und hatte nichts als Verachtung für viele Gewohnheiten und Traditionen, die nach Warlocks Ansicht die wahre Natur der Crasii ausmachten. Der Zeitpunkt ihrer Vereinigung warf noch andere Fragen auf. Sie zeigte zwar noch keine äußeren Anzeichen einer Schwangerschaft, aber dafür mochte es auch einfach noch zu früh sein. Mit Sicherheit aß sie, als habe sie mehr als einen Magen zu füllen. Würde sie ihn immer noch so ungeduldig behandeln, wenn er erst der Vater ihrer Kinder war?
    »Da kommt jemand.«
    Es war Shalimar, der das sagte, ohne dass er sich bewegt oder auch nur den Kopf gehoben hätte.
    »Woher weißt du das?«, fragte Boots.
    Der alte Mann richtete sich steif auf und schob sich den breitkrempigen Filzhut aus dem Gesicht. »Ich spüre die Erschütterung in der Mauer.«
    Im selben Moment vernahm Warlocks feines Canidengehör den Klang galoppierender Hufe. Sie wurden langsamer, bevor sie in Hörweite weniger begnadeter Ohren kamen. Als die Neuankömmlinge von Westen her die schmale Wegkreuzung erreichten, standen Boots, Shalimar und Warlock längst auf den Füßen und sahen den in gemäßigtem Trab herankommenden Reitern entgegen.
    Die drei Berittenen zügelten ihre Pferde und sprangen aus dem Sattel. Ihr Anführer war ein dunkelhaariger, nicht unangenehm aussehender Mann Mitte dreißig. Sein Mantel wirkte teuer, seine Reithandschuhe waren aus feinstem Glaceleder, und er trug den arroganten Gesichtsausdruck zur Schau, an dem Warlock vor langer Zeit die herrschende Klasse Glaebas erkennen gelernt hatte.
    Der Mann kam auf sie zu, und sein hochmütiger Blick sandte einen Schauder der Besorgnis durch Warlocks Rückgrat. Waren sie nun doch betrogen worden? War dieser Mann nicht hier, um ihnen zu helfen, sondern um sie wieder zu versklaven? Warlock sah sich rasch um, versuchte einzuschätzen, ob er den Häschern entkommen konnte, die den überheblich dreinschauenden Adeligen begleiteten. Bestimmt waren sie nur dabei, um zu verhindern, dass die Crasii Scherereien machten.
    Shalimar trat vor, um den Edelmann zu begrüßen. Dessen Miene glättete sich unvermittelt,

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