Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Fall gestehen, Desean. Gar nichts.«
Stellan schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht versprechen. Es sei denn, Ihr sichert mir hier und jetzt zu, dass Ihr einen Weg findet, Arkady zu retten. Sonst habe ich keine Wahl.«
Declan zögerte, bevor er antwortete. »Was, wenn Ihr doch eine Wahl hättet? Was würdet Ihr dann tun?«
»Ich sehe keine.«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
Der Fürst war etwas irritiert. »Wollt Ihr wissen, was ich tun würde, um Arkady zu retten oder mich selbst?«
»Beides.«
Stellan seufzte und schüttelte den Kopf. »Euer Optimismus ist bewundernswert, aber ich sehe da keinen Ausweg. Ihr müsst tun, was in Eurer Macht steht, um Arkady zu retten. Und ich tue alles, um Euch die Zeit zu verschaffen, die Ihr dafür braucht.«
Ich sollte dich hier drin verfaulen lassen, dachte Declan grimmig. Er war gleichermaßen genervt und beeindruckt davon, wie dieser verflixte Edelmann alles wegwarf, um jemandem zu helfen, für den er gar nichts tun konnte. Arkadys Schicksal, wiewohl durch die Handlungen ihres Gemahls vorangetrieben, lag nicht mehr in seiner Hand. Was mit Stellan Desean geschah, spielte für Arkadys Zukunft keine große Rolle mehr.
Aber Jaxyns Worte jagten Declan einen kalten Schauer über den Rücken. Sie weiß Bescheid.
Arkady schwebte in allergrößter Gefahr, und nicht etwa bloß, weil sie Stellan Deseans Gemahlin war.
»Lasst den Prozess vonstattengehen«, riet er. »Arkady ist ja nicht hier, und ich habe bis jetzt auch keinerlei Hinweis, dass sie auf dem Weg hierher ist. Wenn Ihr mir Zeit verschaffen wollt, um ihr zu helfen, ist das das Einzige, was im Augenblick nützen kann.«
Stellan ließ die Gitterstäbe los und nickte. »Danke.« »Dankt mir nicht, Desean. Ich habe noch keinen Plan.«
Declan schickte die Kutsche leer zum Palast zurück und verließ den Kerker zu Fuß. Er hatte eine Entscheidung zu treffen und musste nachdenken.
Es regnete, als er sich von den düsteren Gefängnismauern abwandte. Das Unwetter war nicht besonders heftig. Es blitzte nur vereinzelt, der Donner war weit weg, der Regen kein Guss, sondern eher ein lästiges Nieseln. Declan zog den Kragen hoch, vergrub die Hände in den Taschen seines langen Mantels und ging Richtung Hafen, wo er erst vor wenigen Monaten Stellan Desean geholfen hatte, Prinz Mathu in der Taverne Zum Blanken Spanten aus einer selbst verschuldeten Klemme zu retten.
Es kam ihm vor, als wäre das eine Ewigkeit her.
Ungeachtet dessen, was er Tilly zugesagt hatte — Stellan Deseans Bedeutung hatte wenig mit seiner Freundschaft zu Tilly Ponting oder seiner Ehe mit Arkady zu tun. Da König Enteny tot war und Mathu noch kinderlos, war Stellan Glaebas legitimer Thronerbe. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Diala ihren Gemahl in naher Zukunft mit einem Thronfolger beschenkte, und ganz bestimmt hätte sie kein Komplott mit Jaxyn geschmiedet, nur um den Thron dann an ihr eigenes Kind zu übergeben.
Selbst wenn sie etwas Derartiges im Sinn gehabt haben sollte, würde Jaxyn dabei nicht mitmachen.
Nein, das Vorhaben der Gezeitenfürsten, den Thron von Glaeba zu übernehmen, erforderte zwingend die Beseitigung aller lebenden Thronanwärter. So oder so.
Das bedeutet, schoss es Declan blitzartig durch den Kopf, dass das im Grunde alles ist, was ich tun muss, um das Problem zu lösen.
Die Lösung war so betörend einfach, dass es ihn wunderte, warum er so lange gebraucht hatte, um darauf zu kommen.
Um Stellan Desean zu retten und mit ein wenig Glück auch Jaxyn und Diala einen Strich durch die Rechnung zu machen, beschloss Declan, musste der ehemalige Fürst von Lebec einfach nur sterben.
56
Als Arkady das Bewusstsein wiedererlangte, war sie nicht mehr von dem schrecklichen Strudel aus wirbelndem Sand umgeben. Es war dunkel, als sie die Augen aufschlug. Aus dem festen Gestein, auf dem sie lag, und dem gedämpften, entfernten Heulen des Windes schloss sie, dass sie sich in einer Art Kellergewölbe befand. Sie hörte, wie der Sandsturm gegen die massiven Wände antobte, doch sie war hier sicher.
Ohne sich vorerst zu rühren, sah sie sich um. Über ihrem Kopf flackerte eine Fackel unruhig in einer Halterung an der Wand. Eine weitere Fackel hing wohl in der Nähe des Eingangs und sorgte in dem Raum für ebenso viel Schatten wie Helligkeit. Sie saß halb, halb lag sie auf dem Boden einer düsteren, höhlenartigen Halle. Ihr Kopf lehnte an einer Schulter. Kräftige Arme hielten sie sicher beschützt vor dem Albtraum
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