Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
einen Arm empor - ein verzweifelter, völlig sinnloser Versuch, sich vor dem abstürzenden Dach zu schützen. Er wusste, dass es zwecklos war, und fragte sich nur, warum es so lange dauerte.
    Als der lodernde Träger auf ihn niederkrachte, ging ihm noch durch den Kopf, dass sein Alibi aufgeflogen war. Zu viele Menschen hatten ihn beim Gefängnis gesehen. Das würde selbst die nachlässigste Untersuchung zutage fördern. Wenn man meine Leiche hier findet, spielt das sowieso keine Rolle mehr, dachte er und war selbst überrascht, dass er der Situation im Angesicht des Todes noch etwas Galgenhumor abgewann.
    Chikita ist ein schlaues Kätzchen. Sie wird sich schon aus den Schwierigkeiten herauslavieren.
    Ihm entging auch nicht die Ironie, die darin lag, beim Rettungsversuch von Arkadys Gemahl - einer Aufgabe, an der er schmählich gescheitert war - selbst ums Leben zu kommen ...
    Als es schließlich geschah, kam es für Declan fast zu schnell, um viel Schmerz zu spüren. Er fühlte das erdrückende Gewicht, er hörte Schreie, als die Flammen an seiner Kleidung leckten, aber er war nicht sicher, ob er es war, der da schrie ...
    Er konnte nicht mehr atmen, konnte kaum noch denken. Beißender Qualm füllte seine Atemwege und verursachte in seinen Lungen bestimmt genauso viele Blasen wie die gierigen Flammen auf seiner Haut. Dann kam der Schmerz. Nach einer Ewigkeit heftiger sengender Qual hüllte gnadenvolle Dunkelheit ihn ein.
    Als das Ende kam, war es fast eine erlösende Wonne. Er verstand jetzt, warum Menschen den Tod als Paradies ansahen.
    Declans letzter Gedanke war jedoch weder friedlich noch versöhnlich. Er war voller Schmerz und Bedauern.
    Es tut mir so leid, Arkady. Ich habe dich schon wieder im Stich gelassen.

64
     
     
    Niemand schien sonderlich überrascht, als Arkady am späten Abend mit dem jungen Mann, der sich als Mönch ausgab, wieder in der Abtei vom Weg der Gezeiten eintraf. Als sie das Tor durchschritten, war Arkady längst klar, dass der Abt gewusst hatte, wer dieser Mann wirklich war. Und dass der Unsterbliche - Brynden, das Oberhaupt seines Ordens - im Hintergrund die Fäden gezogen hatte, und zwar schon seit sie hier aufgetaucht war mit ihrem Brief von Kinta und ihrer törichten Erklärung, sie habe eine Nachricht von Cayal.
    Schon als sie sich der Abtei näherten, öffneten zwei der jüngeren Akolythen die Tore und ließen sie auch offen, nachdem sie den kleinen Hof der Abtei betreten hatten. Terailia drehte eine nervöse Runde in dem beengten Hof, und durch das offen stehende Tor sah Arkady in der Ferne die Karawane herannahen, die Tiji schon vom Felsen aus erspäht hatte.
    Der Abt entließ die Akolythen mit einer Handbewegung, sodass die drei allein im Hof blieben. Er verbeugte sich respektvoll vor Brynden, der gut dreißig Jahre jünger aussah als er. Nachdem ihr Kamel sich hingekniet hatte und Arkady abgestiegen war, verbeugte der Abt sich auch vor ihr.
    »Verlief Euer Treffen wie geplant, Mylord?«
    »Ja.«
    »Willkommen zurück, Mylady.«
    Der Abt heuchelte keinerlei Überraschung, weder über ihre Rückkehr noch über die wahre Identität des Mönchs. Sie sah Brynden und dann den Abt an und schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit. »Ihr wusstet natürlich die ganze Zeit Bescheid, oder?«
    Der Abt zuckte die Achseln und machte mit den Händen ein Zeichen der Hilflosigkeit.
    Arkady gab sich erstaunt. »Ihr habt also gelogen? Was ist mit Eurem edlen Weg der Gezeiten, Bruder? Gehört die Unwahrheit zu den Tugenden Eurer Philosophie?«
    Der Abt schien von ihrer Anschuldigung keineswegs beleidigt. Er machte vielmehr einen ziemlich selbstzufriedenen Eindruck. »Ich komme den Wünschen meines Herrn nach.«
    »Selbst wenn Euer Herr sagt, dass Ihr lügen sollt?«
    Er zuckte wieder die Achseln. »Welche Sünde ist größer, Mylady? Die Wahrheit, die einen Krieg auslöst, oder die Lüge, die den Frieden bringt?«
    »Mir war nicht bewusst, dass meine Anwesenheit einen Krieg auslöst.«
    »Es war ein rhetorischer Vergleich, Mylady.«
    Arkady war das klar, aber sie war nicht in der Stimmung, mitzuspielen. »Dann lehrt Ihr hier also Rhetorik und Täuschung? Ihr bildet hier gar keine Mönche aus, Lord Brynden, habe ich recht? Ihr bildet Politiker aus.«
    »Jede Person, die hierherkommt und behauptet, die Nachricht eines anderen Unsterblichen zu überbringen, ist mit tiefem Argwohn zu behandeln«, sagte Brynden und würdigte ihre geistreichen Wortspiele keiner Entgegnung. »Ihr könnt uns nicht

Weitere Kostenlose Bücher