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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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und seinen Großvater anstarrte. »Steh nicht rum und halte Maulaffen feil wie ein Narr, Junge. Mach schon die verdammte Tür zu. Du lässt die ganze Wärme raus, und du schuldest mir eh schon einen Stapel Brennholz. Wenn du nicht besondere Freude am Holzhacken hast, lässt du es besser nicht zwei Stapel werden.«
    »Du lebst!«
    »Kann man wohl sagen«, bemerkte Maralyce. »Isst meine Vorräte und trinkt mir den ganzen Tee weg.«
    Zitternd schlug Declan die Tür zu und starrte seinen Großvater voll ehrfürchtiger Ungläubigkeit an. Er war sich so sicher gewesen, dass der alte Mann in einem der Gräber unten am Pfad lag. Das war der Grund gewesen, warum er die Leichen lieber nicht ausgegraben und sich vergewissert hatte.
    »Ich ... ich habe die Gräber gesehen ... Ich dachte ...«
    »Dass ich tot bin?« Shalimar lachte. »Gezeiten, Declan, hast du dir nicht die Mühe gemacht, nachzusehen? Was bist du bloß für ein Erster Spion?«
    Declan beschloss, das überhört zu haben. »Wer ist denn nun dort begraben?«
    »Eine Bande von Tunichtguten, die letzten Frühling hier heraufgefunden haben«, sagte Maralyce. Sie ging zum Feuer hinüber, nahm den Schürhaken und begann die Glut wieder anzufachen.
    »Und Ihr habt sie getötet?« Laut der Bruderschaft war Maralyce eine Gezeitenfürstin, die den Menschen freundlich gesonnen war. Da konnte er wirklich froh sein, dass man ihn nicht auf einen Unsterblichen angesetzt hatte, der die Menschen nicht ausstehen konnte.
    »Sie haben sich selbst umgebracht«, meinte Maralyce schulterzuckend. »Die verdammten Narren hätten wissen sollen, dass diese Berge sich gegen einen wenden können, wenn man es am wenigsten erwartet. Hab sie nach einem Sturm gefunden. Lagen alle um ein Feuer herum, als schliefen sie nur, und das Feuer war schon lange aus. Steif gefroren, alle drei.«
    »Wo sind die Wachen, die Aleki dir mitgegeben hat?«, fragte Declan seinen Großvater. »Tilly sagte, dass seit Monaten niemand mehr von dir gehört hat, darum dachten wir ... Was meint Ihr damit, Sturheit war schon immer ein Charakterzug der Familie?«-, fragte er Maralyce. Mitten im Satz war ihm aufgefallen, dass diese Bemerkung auf eine beunruhigende Vertrautheit mit seiner Familie hindeutete. Dass Maralyce die Hawkes kannte, war doch eigentlich unmöglich.
    »Denkst du etwa, das ist kein Charakterzug der Familie?«, fragte Maralyce mit angehobener Augenbraue.
    Declan wandte sich seinem Großvater zu. »Großvater, was ist hier los?«
    »Gar nichts.« Shalimar zuckte die Schultern. »Die Bruderschaft hat mir aufgetragen, Maralyce zu finden, und das habe ich getan.«
    »Du hast die ganze Zeit über gewusst, wo sie war.« Declan wusste, dass er vorwurfsvoll klang. Er war müde, er fror und war hungrig, und all das wurde ihm jetzt einfach zu viel.
    »Nun, das wusste ich nicht«, erwiderte Shalimar. »Das heißt, ich wusste immer ungefähr, wo die Mine liegt. Aber wir brauchten erst die Einzelheiten, die Arkady uns gab, bevor ich den genauen Ort finden konnte.«
    »Woher kennst du dann Maralyce?«, fragte Declan mit Nachdruck. »Sie kommt hier doch nie raus.«
    »Ich komme selten raus, Junge«, verbesserte ihn die alte Frau und hob den heißen Kessel mit bloßen Händen vom Feuer. »Aber selbst mir ist manchmal nach etwas menschlicher Gesellschaft. Und all diese Vorräte kommen auch nicht durch magische Kräfte hier herauf.«
    Declan ließ den Blick zwischen den beiden hin- und herwandern. So viele Fragen stürmten auf ihn ein und riefen nach Beachtung, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
    »Wie lange kennt Ihr meinen Großvater schon?«
    »Schon sein ganzes Leben lang.«
    Declans Verwirrung schien Shalimar zu amüsieren. »Gezeiten, Junge, überleg doch mal. Was denkst du, woher ich wissen konnte, dass ich ein Gezeitenwächter bin? Ich bin nicht einfach eines schönen Morgens aufgewacht und habe beschlossen, dass ich die Rückkehr der Gezeiten spüre.«
    »Jemand musste dir erst sagen, was es war, das du fühlen konntest«, ergänzte Declan und verwünschte sich für die Dummheit, seinen Großvater nicht schon früher danach gefragt zu haben. Er konnte sich nicht an eine Zeit erinnern, in der er nicht gewusst hatte, dass Shalimar ein Gezeitenwächter war. Ihm war allerdings nie der Gedanke gekommen, ihn zu fragen, wie er eigentlich von seiner Gabe erfahren hatte. »Gezeiten ... das ist unglaublich. Wie lange besucht Ihr Lebec schon?«
    »Länger, als dein Großvater lebt«, erwiderte Maralyce.

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