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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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unterschätzte.
    Warlock erreichte den Kellereingang, nahm die Fackel aus der Außenhalterung und entriegelte die Tür. Nie hätte er sich träumen lassen, dass eine Zeit kommen würde, in der er sich wünschte – wie flüchtig auch immer –, er säße wieder warm und sicher in seiner kahlen Zelle im Rückfälligentrakt.
    Drei Tage später, in einer bitterkalten und feuchten Nacht, war der Schattenmann wie versprochen wieder da.
    Warlock hatte jedoch nur wenig Neues zu berichten. Krydence und Rance waren noch immer nicht eingetroffen. Syrolee, Engarhod und Tryan stritten sich weiterhin. Elyssa drängte ihren Bruder nach wie vor, Cayal zu finden und einen Pakt mit ihm zu schließen. Die Königin benahm sich immer noch, als wäre sie die meiste Zeit berauscht, und nur die kleine Prinzessin schien sich darüber im Klaren zu sein, was um sie herum vorging.
    Warlock erzählte dies alles dem Schattenmann, der die Nachrichten im Großen und Ganzen ziemlich gut aufnahm.
    »Das ist alles unerheblich«, sagte der Mann. »Von Bedeutung ist einzig Stellan Desean. Sein Erscheinen hier wird am meisten Schaden anrichten.«
    »Das ist wohl sicher«, stimmte ihm Warlock zu und hoffte, er klang nicht zu erfreut darüber.
    »Vorausgesetzt, er behält seinen Kopf auf den Schultern.«
    »Was kann Jaxyn denn tun, um ihn aufzuhalten?«
    »Er kann überhaupt nichts tun, um ihn aufzuhalten, Hundchen, aber du kannst drauf wetten, dass er alles versuchen wird.« Der Tonfall des Mannes hatte sich verändert, wie Warlocks feine Ohren wahrnahmen. Das kündete von Plänen, die er bei ihrem letzten Treffen vor ein paar Tagen noch nicht gekannt hatte.
    »Ihr wisst jetzt, warum Desean hier ist, oder?«
    Der Mann schwieg eine Weile, dann fühlte Warlock mehr, als er sah, wie er nickte. »Wie sich herausgestellt hat, waren deine Neuigkeiten keine allzu große Überraschung.«
    Die versteckte Andeutung in dieser Bemerkung war Furcht einflößend. »Kennt Ihr den Grund, warum die Bruderschaft ihn hierhergeschickt hat?«
    »Kann ich nicht sagen«, erwiderte der Mann, als bereute er, schon zu viel gesagt zu haben. »Alles, was ich dir sagen kann, ist: Sei auf der Hut. Es käme unseren … Dienstherren … nicht gelegen, wenn Desean sterben würde.«
    »Was erwartet Ihr von mir?«
    »Halt die Augen offen. Und falls es sich ergibt, wenn du schon dabei bist, verhindere, dass Jaxyns gedungene Mörder Stellan Desean töten«, sagte der Schattenmann.
    Ach was, dachte Warlock. Ist das alles?

32
     
    Arkady Desean musste ihre Definition von Schmerz neu fassen. Sie hatte geglaubt, die Vergewaltigung im Alter von vierzehn Jahren wäre das Schlimmste, was ihr passieren konnte. Gebrandmarkt zu werden empfand sie als nur unwesentlich härter. Oder dazuliegen und sich von Cydne benutzen zu lassen, um sich davor zu retten, von der ganzen Mannschaft eines Sklavenschiffs missbraucht oder zum gleichen Zweck in ein senestrisches Bergwerk geschickt zu werden.
    Wie sich herausstellte, waren das jetzt nette Erinnerungen an bessere Tage. Tage, von denen sie noch Einzelheiten wusste. Tage, an denen sie sogar benennen konnte, wie sie sich fühlte.
    Das konnte sie nun nicht mehr.
    Weil Worte nicht zu beschreiben vermochten, was Arkady jetzt durchmachte.
    Die ersten Kundschafter der Gobie-Ameisen hatten sie binnen knapp einer Stunde aufgespürt. Es kitzelte, als sie mit ihren kleinen Beinen über ihre wunde Haut liefen. Was sie anzog, war das frische Blut aus zahllosen Wunden, die die vielen Dornen des Palmenstamms in ihr Fleisch gebohrt hatten. Sie hatte nur einen Versuch gemacht, sie abzuschütteln. Das hatte die Dornen noch tiefer in ihren Rücken getrieben und ihre Wunden mit frischem Blut gefüllt. Sie versuchte es nicht noch einmal.
    Die Ameisen knabberten zögerlich an ihren blutenden Verletzungen, was eher lästig als schmerzhaft war. Dann verschwanden sie wieder. Arkady wurde schwindelig vor Erleichterung. Demnach waren die Ameisen nicht so schlimm, wie Azquil vorhergesagt hatte.
    Die Zuschauermenge löste sich zum Mittag hin allmählich auf, und die Leute gingen zum Essen nach Hause. Bis zum späten Nachmittag hatten die sterbenden Gefangenen ihren Reiz vollends verloren, und es war niemand mehr da, um ihnen beim Sterben zuzusehen.
    Die Sonne stand hoch. Arkadys Durst mündete in Hoffnungslosigkeit, als sie zu schwitzen aufhörte: ein sicheres Zeichen, wie schnell ihre Austrocknung voranschritt. Die Sonne versengte ihre Haut. Es war schwer zu sagen, was mehr Schmerzen

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