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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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abzuwarten.
    Er sagte etwas zu dem Arzt – vermutlich so etwas wie ruft mich, wenn Ihr mit ihr fertig seid-und knallte die Tür hinter sich zu.
    Arkady kämpfte auf dem schlingernden Boden um ihr Gleichgewicht und sah sich um.
    Diese Kajüte war größer als das Loch, in dem sie und die anderen Sklavinnen untergebracht waren, und wesentlich sauberer. Da war eine Koje unter dem Bullauge, daneben ein Schreibtisch und ein kleines Tischchen, auf dem eine Reihe von Instrumenten ausgelegt war, deren Anblick Arkady aus der Arztpraxis ihres Vaters schmerzlich vertraut war. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Untersuchungstisch, der wohl auch als Operationsfläche diente.
    Und mitten im Raum stand ein weichlich wirkender junger Mann, nicht älter als Arkady, mit langem dunklem Haar, einer makellos sauberen Weste und weißem Seidenhemd sowie dem übelsten Veilchen samt dick geschwollenem Unterkiefer, das Arkady je zu Gesicht bekommen hatte. Das wollte etwas heißen, immerhin hatte sie zugesehen, wie ihr Vater zahllose Raufbolde aus den Slums von Lebec zusammenflickte.
    Vielleicht, dachte sie, stammten die nächtlichen Wehlaute gar nicht von einem unglückseligen Schiffsjungen, sondern von der Misshandlung dieses übel zugerichteten Schiffsarztes.
    Arkady hatte alles Mögliche erwartet, nur nicht, dass der Arzt noch lädierter aussah als sie selbst. Das war kaum zu glauben, und für einen Augenblick vergaß sie sich.
    »Das muss ja höllisch wehtun«, murmelte sie auf Glaebisch und verzog das Gesicht bei der Vorstellung, wie grausam der junge Mann verprügelt worden sein musste.
    Er sah überrascht auf. »Du bist ja Glaebanerin.«
    »Ihr sprecht ja Glaebisch«, erwiderte sie ebenso überrascht, ehe sie sich etwas taktisch Klügeres ausdenken konnte. Sie hatte doch fest vorgehabt, elend auszusehen, wie kurz vor dem Zusammenbrechen – aber da hatte sie mit einem Säufer ohne Zukunft gerechnet, dem seine Patienten herzlich egal waren. Und auch wenn dieser Schiffsarzt aussah, als hätte ein jelidischer Schneebär ihn durchgekaut, merkte Arkady sofort, dass sie es mit einem aufgeweckten jungen Mann zu tun hatte. Ihre Grützekruste würde unweigerlich auffliegen.
    Zeit für Plan B, dachte sie.
    Nur schade, dass ich keinen habe.
    »Ich habe einige Zeit in Glaeba studiert«, sagte der Arzt.
    »Ach … das erklärt es natürlich …«
    »Ich hätte nicht erwartet, auf einem Sklavenschiff meines Vaters eine glaebische Adlige anzutreffen«, sagte er und musterte sie mit Interesse. »Was ist passiert? Schuldsklavin?«
    »So kann man es nennen«, erwiderte sie. Es war nicht mal gelogen. Immerhin hatte man sie in die Sklaverei verkauft, um die Schuld eines Unsterblichen an einem anderen zu begleichen. »Wie kommt Ihr zu der Annahme, ich sei eine glaebische Adlige?«
    »Du sprichst zu gewählt, um die Frau eines armen Mannes zu sein. Hast du einen Namen?«
    »Kady.«
    »Ist das dein echter Name?«
    »So gut wie.«
    »Und was kann ich für dich tun, Kady So-gut-wie? Du wirkst den Umständen entsprechend ziemlich gesund. Und doch hätte man dich ohne Verdacht auf Lebensgefahr nicht zu mir gebracht.«
    »Ich … also, mein Brandmal, die Wunde …«, sagte sie. »Ich glaube, sie hat sich entzündet.«
    Er machte ihr ein Zeichen, auf dem Untersuchungstisch Platz zu nehmen. »Wo ist die Brandwunde?«
    Arkady hockte sich auf den Tisch und zögerte dann. Jetzt würde sie sich mit ihrer List anstelle eines schmerzlosen Todes nur noch weit größere Schwierigkeiten einhandeln. Aber was blieb ihr übrig? Vorsichtig zog sie den losen Kittel zur Seite und enthüllte ihre Brust.
    Betont sachlich beugte sich der junge Mann vor, um die Wunde zu untersuchen. Er betrachtete sie übermäßig lange, schließlich berührte er mit zögerlichen Fingern ganz kurz ihre Brust. Dann stand er rasch auf und wusch sich in der Waschschüssel auf dem Tisch neben den Instrumenten die Hände. Das Wasser schwappte mit dem Schlingern des Schiffes.
    »Deine Wunde sieht mir eher imprägniert als infiziert aus«, bemerkte er auf Glaebisch, damit sie ihn verstand.
    »Bitte?«
    Er sah sie über die Schulter an. »Das ist Grütze, kein Eiter. Und der Geruch? Der wurde entweder absichtlich beigebracht oder ist Resultat mangelnder Hygiene.«
    Verärgert verhüllte Arkady ihre Brust. Es würde kein Skalpell geben, das sie den arglosen Händen dieses jungen Mannes entreißen konnte. Kein schnelles Ende. Kein leichter Tod durch Verbluten …
    »Ich … ich wollte unbedingt zu

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