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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Punkt bekam Cayal einen Tobsuchtsanfall.
    So kurz vor dem Höchststand der Gezeiten war Cayals Wut eine handgreifliche Angelegenheit. Das für die Jahreszeit ganz untypische Unwetter, das über mehrere Tage die Stadt verwüstete, Häuser abdeckte und die Elendsviertel mit sintflutartigen Regenfällen überschwemmte, war reiner Reflex. Ein Weilchen genoss Cayal sogar das Gefühl der steigenden Gezeiten, als er ihre immer noch anschwellende Macht nach seinem Willen lenkte …
    Der außergewöhnliche Hurrikan, der über Elvere hinwegfegte, war noch lächerlich im Vergleich zu dem, wozu er fähig sein würde, wenn die Gezeiten erst ihren Höchststand erreichten. Er bewirkte damit zwar absolut nichts Sinnvolles, fühlte sich aber immerhin ein wenig besser. Doch viel zu schnell verblich das Hochgefühl der Gezeitenmagie. Nach gut zwei Tagen war Cayals Wut verraucht, was ihn nachdrücklich daran erinnerte, aus welchem Grund die Gezeiten seine Verzweiflung längst nicht mehr nennenswert linderten.
    Im Übrigen, räsonierte ein Teil von ihm, sollte er sie wahrscheinlich einfach ziehen lassen. Arkady Desean hatte die schlechte Angewohnheit, ihn sein Ziel vergessen zu lassen. Dass man sie in die Sklaverei verkauft hatte, tat ihm wirklich leid – aber in den achttausend Jahren seiner Lebensspanne war ihm Schlimmeres widerfahren, und außerdem war sie eine kluge Frau, die so leicht nichts umwarf. Wenn jemand einen Weg fand, um ein solches Los zu überleben, dann Arkady. Cayal aber wollte sterben, erinnerte er sich mahnend, und Lukys behauptete, einen Weg gefunden zu haben, wie das zu bewerkstelligen war.
    Ich sollte auf Lukys hören. Die steigende kosmische Flut ausnutzen und dieser endlosen Existenz ein Ende machen, solange ich die Chance dazu habe.
    Er wäre schlichtweg dumm, eine Gelegenheit zu verpassen, die vielleicht zehntausend Jahre nicht wiederkam, bloß wegen einer Frau, die ihn nicht wollte, die ihn nicht liebte, die ihm aber irgendwie immer wieder vorgaukelte, dass seine Existenz vielleicht doch einen Sinn hatte, selbst wenn achttausend Jahre Lebenserfahrung ihm das Gegenteil sagten.
    Und so ließ Cayal nach drei Tagen wildem Unwetter und zahllosen menschlichen Todesopfern von den Gezeiten ab.
    Doch das Unwetter wütete weiter …
    Als er sich so weit beruhigt hatte, dass er seine Umgebung wieder wahrnahm, entdeckte Cayal schnell, warum der Sturm weitertobte und sich auch nicht beschwichtigen ließ. Er spürte es am Prickeln seiner Arme, am Echo in seinen Knochen – die unruhigen Wirbel an der Oberfläche der magischen Flut, aus der die Gezeitenfürsten ihre Macht bezogen, entsprangen noch einer anderen Präsenz. Und zwar ganz in seiner Nähe.
    Es gab noch einen Gezeitenfürsten in Elvere, und der pfuschte jetzt mit diesem Hurrikan herum, den Cayal in seiner Wut heraufbeschworen hatte.
    Wer der Übeltäter war, ließ sich nur zu leicht schlussfolgern. Brynden konnte es nicht sein. Dem Fürsten der Vergeltung lagen seine sterblichen Schützlinge zu sehr am Herzen, um ihnen durch solche Katastrophen Schaden zuzufügen. Er hätte sich bemüht, das Unwetter zu entschärfen, nicht, es weiter aufzupeitschen. Außerdem war er derzeit damit beschäftigt, die Herrschaft über das Land an sich zu reißen, und Kinta in Ramahn ebnete ihm den Weg für seine Rückkehr auf den Thron. Er würde niemals begünstigen, dass die wichtigste Hafenstadt des Nordens zerstört wurde. Wer über Torlenien herrschen wollte, war auf den Handel angewiesen, der über diesen Hafen abgewickelt wurde.
    Aus vergleichbaren Vernunftgründen konnten die übrigen Gezeitenfürsten, sofern sie – zumindest an guten Tagen – als halbwegs zurechnungsfähig zu bezeichnen waren, hierfür nicht verantwortlich sein. Was bedeutete, dass es einer sein musste, der ganz klar nicht zurechnungsfähig war, und damit blieben als Kandidaten nur noch Kentravyon und Pellys.
    Beide Männer hatte die Unsterblichkeit in den Wahnsinn getrieben. Das war etwas, woran Cayal lieber nicht allzu oft dachte, denn womöglich müsste er dann seine eigene geistige Gesundheit genauer unter die Lupe nehmen. Kentravyon war ein lebendiges Mahnmal dafür, was passierte, wenn man zu tief in den Gezeiten schwamm und nicht wieder herausfand. Am Ende hatte er sich für Gott gehalten, und sie hatten ihn mit vereinten Kräften im ewigen Eis einschließen müssen, um die Welt vor seinem Irrsinn zu retten. Aus unerklärlichen Gründen hatte Lukys ja nun beschlossen, ihn wiederzubeleben, aber

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