Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
unserer Gottheit an«, rief der geistliche Chorleiter aus, und seine Stimme vibrierte vor Leidenschaft, nun da er allmählich warm wurde. »Wir rufen seine Macht, seine Weisheit und seinen Zorn, um diese Lakaien des Bösen zurückzubannen in die dämonischen Gefilde ihrer Herkunft.«
»Wir verfluchen diese üblen Wesen!«
»Was treiben sie da eigentlich genau?«, fragte Declan, dem der Zweck all dieser blumigen Gebete schleierhaft war.
Arryl zuckte leicht irritiert die Achseln. »Ich nehme an, wir werden gerade exorziert.«
Cayal lachte laut auf, was den Hohepriester sichtlich erboste, obwohl er den Eindruck zu erwecken versuchte, dass er die drei Dämonen ignorierte, die ihm den Weg ins Dorf versperrten. »Exorziert? Gezeiten, bildet er sich ein, wir verschwinden in einer Rauchwolke, wenn er fertig ist?«
»Ich schätze, darauf hofft er wohl.«
»Wie kommt er denn darauf?«, fragte Declan. »Ich meine, er kann das doch noch nie ausprobiert haben.«
»Deshalb hat er wohl auch noch nicht herausgefunden, dass es so nicht funktioniert.«
»Wir rufen die Macht der Gottheit an«, wiederholte der Hohepriester nun schon fast schreiend. Hoch erhob er seinen Stab. »Wir rufen seine Macht, seine Weisheit und seinen Zorn, um diese Lakaien des Bösen zurückzubannen in die dämonischen Gefilde ihrer Herkunft.«
»Wir verfluchen diese Wesen des Bösen und verbannen sie aus unserem Reich!«, echote die Reihe der Kleriker. Ungleich ihrem Anführer schienen die Priester in Trance gefallen zu sein.
»Glaubst du, das geht noch lange so?«
»Nein, denn ich werde dem jetzt ein Ende bereiten.« Arryl schickte sich an, ihren unsterblichen Schwestern zur Hilfe zu kommen, doch Cayal hielt sie zurück.
»Gemach, gemach«, sagte er. »Es hat die armen Trottel bestimmt Jahre des Kniens auf verdammt unbequemen kalten Steinböden gekostet, bis sie all diesen Mist auswendig konnten. Es wäre doch wirklich unhöflich von uns, sie jetzt zu unterbrechen, bevor sie Gelegenheit hatten, uns den vollen Lohn ihrer Mühen angedeihen zu lassen.«
»Ich verbanne euch, Ausgeburten des Bösen!«, rief der Hohepriester zum Himmel empor und schlug dann seinen Stab dreimal auf den Kai. »Einmal, zweimal und dreimal verbanne ich euch aus diesem Reich!«
Postwendend antwortete der Chor: »Wir verfluchen diese üblen Wesen und verbannen sie aus unserem Reich!«
Arryl funkelte den unsterblichen Prinzen ärgerlich an. »Es ist ja schön, dass du deinen Spaß hast, Cayal, aber Ambria und Medwen sind –«
»Schon gut«, sagte Cayal. »Lass ihm sein Finale.«
»Er hat recht, Mylady«, sagte Declan, dem aufging, worauf Cayal abzielte. Ambria und Medwen, obwohl nackt, auf den Knien und sichtlich genervt von ihrem Gefangenendasein, waren nicht in unmittelbarer Gefahr. Die Priester glaubten ohnehin, dass sie die von ihrem Gott verliehene Macht hatten, mit jedwedem unsterblichen Eindringling fertig zu werden. »Wenn sie die Zeremonie nicht zu Ende bringen und mit eigenen Augen sehen, dass sie absolut nichts bewirkt, werden sie wiederkommen und es immer wieder aufs Neue versuchen.«
Cayal sah Declan an und nickte beifällig. »Gezeiten, Ratz, du bist ja gar nicht so dumm, wie du aussiehst.«
»Bei der Macht des Fürsten der Askese, Er, der über die Gezeiten gebietet, Er, der uns aus der Wildnis herausführet ins Licht seiner reinen Gegenwart, ich befehle euch, zurückzuweichen in die Finsternis, aus der ihr stammt. Hinfort, unreine Dämonen! Hinfort, Huren und Trunkenbolde! Ich befehle es euch im Namen meines Herrn!«
»Na schön. Ganz wie ihr wollt. Nur weiter so. Hauptsache, ihr wisst, dass ich das hier für ausgemacht lächerlich halte und finde, wir sollten diesem Schwachsinn nicht auch noch Vorschub leisten.« Arryl verschränkte verärgert die Arme, machte aber keine Anstalten mehr, den Hohepriester zu unterbrechen.
»Wir verfluchen diese üblen Wesen und verbannen sie aus unserem Reich.«
»Sind die zum ersten Mal hier, Mylady?«, fragte Declan.
Arryl nickte. »Wir haben eine Menge Mühe auf uns genommen, um unsere Anwesenheit hier geheim zu halten. Das war das Nützliche daran, als ›die Trinität‹ bekannt zu sein. Bis auf die Bevölkerung der Feuchtgebiete glaubte niemand, dass wir wirklich existieren.«
»Meinst du, Jaxyn weiß von alledem?«, fragte Declan, als der Oberkleriker einen jungen Mann mit kahl rasiertem Schädel heranwinkte. Er trug eine kleine Ampel mit brennendem Weihrauch.
Der Hohepriester nahm ihm das Gehänge ab und
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