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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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gemacht hatte. Elyssa ging voran, unberührt vom Niederschlag, die beiden Crasii folgten ihr triefnass und zerzaust. Bei den Zwingern – die mehr an Verliese als an Wohnquartiere erinnerten – lotste Elyssa sie eine enge Treppe hinunter, die zu den Isolationszellen führte.
    Warlock hörte Boots, bevor sie bei ihr waren. Sie heulte vor Schmerzen und schnappte nach der Hebamme, die sie zu beruhigen versuchte. Als sie Elyssa entdeckte, stieß sie ein wildes Knurren aus, doch das schien der Gezeitenfürstin nicht aufzufallen. Mit glänzenden Augen sah die Unsterbliche sich um. Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft. Warlock wusste, dass Menschen nicht über das Geruchsempfinden von Crasii verfugten, aber von Cayal hatte er erfahren, wie stark die kosmische Flut die Sinne jener Wesen schärfte, die fähig waren, die Gezeiten zu lenken. Die Präsenz von Angst, Schmerz und Geburtsflüssigkeiten musste für Elyssa fast so überwältigend sein wie für die Caniden im Raum.
    Nur dass es für die Caniden keine wohlig erregenden Gerüche waren.
    »Wie läuft es, Tabitha Belle?«, fragte Elyssa und ließ sich neben dem Strohlager nieder, auf dem Boots mit dem Gesicht zur Wand kniete und vor Schmerzen keuchte. Lächelnd streckte die Unsterbliche eine Hand aus und streichelte ihr den Rücken. »Armes Mädchen. Du bist eine ganz Tapfere, nicht wahr?«
    Boots nickte wortlos, aber ihre Augen richteten sich mit einem Ausdruck auf War lock, in dem er eine deutliche Botschaft las: Schaff mir und meinen Kleinen diese bösartige Schlampe vom Hals, bevor ich ihr die Kehle zerfetze!
    Wenn ich das nur könnte, hätte er ihr gern gesagt. Ich würde sie dir sofort vom Hals schaffen, Boots, wenn ich nur könnte.
    »Der Zwingermeister sagt, dass du vielleicht drei Welpen bekommst«, sagte Elyssa. »Wäre das nicht phantastisch?«
    »Ja … My … lady«, schaffte Boots zu keuchen, als wieder eine Wehe sie schüttelte.
    Mitfühlend verzog Warlock das Gesicht und dankte dem Schicksal, dass er als Rüde auf die Welt gekommen war. Warum musste es nur so … so mühselig sein, neues Leben zu schaffen? Vielleicht sorgten die Gezeiten auf diese Weise dafür, dass man den Wert ihrer Gabe erkannte – weil man dafür leiden musste.
    Elyssa, die immer noch neben dem Lager kniete, sah zu ihm auf. »Habt ihr schon über Namen nachgedacht, Cecil?«
    »Wir haben darüber gesprochen, Herrin, aber noch nichts entschieden.«
    »Gut«, sagte die Unsterbliche und sah wieder Boots an, die eben den Kopf hob und vor Schmerz aufheulte. »Dann kann ich die Namen für euch aussuchen. Sei tapfer, Tabitha Belle, gleich ist es vorbei.«
    Etwas in Boots’ letztem Aufschrei alarmierte die Hebamme und sagte ihr anscheinend, dass eine Veränderung anstand, denn sie stieß Warlock beiseite und trat an das Lager heran. Die menschliche Hebamme, eigens angestellt, um Sklavinnen zu entbinden, zog einen Hocker ans Fußende, setzte sich und hob die Kerze höher, um besser sehen zu können. Sie nickte.
    »Das Erste kommt«, verkündete sie. Hilflos stand Warlock da und sah zu, wie seine Gefährtin sich vor Schmerzen krümmte.
    Nein, sie krümmte sich nicht nur vor Schmerz! Boots heulte in wilder Qual, klammerte sich an den groben Stoffbezug des Strohlagers, bis er in Fetzen hing. Der Raum war eng und feucht und stank nach Blut, wässrig und blutig rann Flüssigkeit an Boots’ Schenkeln hinab und sammelte sich unter ihr auf dem Stroh.
    Elyssa blieb neben Warlocks Gefährtin, streichelte ihr tröstend das Fell und murmelte nutzlose Plattitüden.
    Du bösartiges Weib, dachte er. Die Gezeiten steigen. Du hast die Macht, ihre Schmerzen zu lindern. Aber du tust es nicht, oder? Weil es dir Vergnügen macht.
    »Da kommt das Erste«, sagte die Hebamme, als Boots’ Schreie noch qualvoller wurden.
    Da stimmt etwas nicht, dachte Warlock panisch. Das kann doch nicht normal sein.
    »Gezeiten, helft mir!«, schrie Boots zwischen ihrem Schmerzgeheul. »Es tut so weh!«
    »Aber, aber«, sagte Elyssa. »Es soll doch wehtun, Mädchen. Das macht es so besonders.«
    Zur Antwort knurrte Boots die Unsterbliche wild an. Das aber war etwas, was kein magisch erschaffener Lakai fertigbringen würde. Warlock erstarrte vor Schreck und wartete darauf, dass Elyssa Boots als Ark erkannte und Befehl gab, sie und ihre Welpen sofort zu töten. Aber sie reagierte gar nicht darauf. Offenbar hielt sie es für eine Begleiterscheinung von Boots’ Wehen und hatte gar nicht gemerkt, was es in Wirklichkeit war –

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