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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Seuche überträgt sich auf die menschliche Bevölkerung«, sagte der Arzt. »Wir bieten ihnen immerhin einen friedlichen Übergang in den Tod, das ist besser als das, was ihr verfluchtes Sumpffieber ihnen beschert. Und wir schützen damit unzählige Menschenleben.«
    »Ein friedlicher Übergang!«, schrie die Frau ungläubig auf. »Gezeiten, ihr gebt ihnen reinen Holzgeist!«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Weil ich die Symptome kenne, Cydne«, sagte sie. »Für Laien mag es ja wie Sumpffieber aussehen, aber kein Sumpffieberbazillus hat jemals jemanden erblinden lassen.«
    Tiji hörte drinnen schnelle Schritte, gefolgt von noch mehr splitterndem Glas und dann Geräusche von einem Handgemenge. Sie kroch durch die offene Tür ins Haus und fühlte etwas Klebriges auf dem Boden. Es stank abartig und reizte ihre Augen, und sie schnitt sich an etwas Scharfem, als sie versehentlich ihre Hand daraufstützte.
    »Jojo, halt sie auf!«, schrie der Arzt von irgendwo weiter hinten im Haus, und weiteres Scheppern und Klirren begleitete seinen Befehl. »Das ist alles, was wir noch an Vorrat haben.«
    »Gut«, gab die Frauenstimme zurück. »Das heißt, du kannst keine unschuldigen Crasii mehr vergiften.« Ihren mutigen Worten folgte ein Schmerzensschrei. Tiji fragte sich, ob das bedeutete, dass die Felide die menschliche Frau angegriffen hatte …
    Und dann kam ihr ein anderer Gedanke in den Sinn … Vergiften? Tiji roch an ihren Händen und begriff, dass das klebrige Zeug daran Tonikum war. Ihre Sicht war zu verschwommen, um Einzelheiten zu erkennen, also tastete sie ihre Hand ab und schaffte es, die Scherbe herauszuziehen. Irgendwo im Nebel ihres betäubten Verstandes regte sich die Erkenntnis, was der mit angehörte Streit zu bedeuten hatte.
    Das Tonikum … das ist kein Heilmittel. Gezeiten … es ist ein Todesurteil.
    Verzweifelt steckte Tiji sich zwei Finger in den Hals und versuchte das Gift loszuwerden. Es war sinnlos. Nicht nur, dass sie keine Ahnung hatte, wie viel Zeit seit der Einnahme vergangen war – die Tatsache, dass bereits ihre Sehkraft schwand, war ein klares Zeichen, dass die Toxine längst ihre Wirkung taten.
    Holzgeist. Tiji wusste wenig darüber, außer dass es tödlich war.
    Sie hörte etwas, das nach Kampfgeräuschen klang, und dann wieder Schritte, die unvermittelt lauter wurden. Tiji hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich noch länger auf Händen und Knien zu halten. Sie brach zusammen, direkt über der klebrigen Sauerei der zerbrochenen Tonikumflasche, und es kümmerte sie auch kaum noch, dass ihre Augen zu tränen anfingen.
    »Gezeiten!«, glaubte sie jemanden ausrufen zu hören, vielleicht die glaebische Frau. »Ist das noch einer von deinen Patienten?«
    »Lass sie liegen, Kady«, hörte sie die Felide sagen. »Sie ist so gut wie tot.«
    Anscheinend achtete die menschliche Frau nicht auf die Felide, denn Tiji fühlte, wie sanfte Hände sie packten und behutsam umdrehten. Dann vernahm sie sie ein entsetztes Keuchen …
    »Tiji?«.
    Und das war das letzte, was sie hörte, bevor die Dunkelheit ihre Schmerzen davontrug.

30
     
    Arkady rüttelte die kleine Crasii eindringlich und versuchte sie zu reanimieren, doch sie war bewusstlos geworden. Ihre silberne Haut war grau und trübe, und das Atmen schien ihr bereits schwerer zu fallen.
    »Hast du ihr auch eine Dosis verpasst?«, fragte sie Cydne, und ihre Augen brannten von mühsam zurückgehaltenen Tränen. Ihr war völlig schleierhaft, was Tiji an diesen Ort geführt haben mochte. Der Gedanke, dass Tiji vielleicht nur deshalb mit Sumpffieber und einer Holzgeistvergiftung hier lag, weil die kleine Crasii es irgendwie fertig gebracht hatte, ihrer Spur zu folgen, war schier unerträglich. Vorsichtig hob sie Tiji in ihre Arme und trug sie zu einer der Pritschen, die sie für menschliche Patienten aufgestellt hatte.
    Cydne stand daneben, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah zu. Seine Augen tränten vom Gestank des ausgelaufenen Tonikums. Er war fuchsteufelswild, weil sie die verbliebenen Flaschen des Tonikums zerbrochen hatte, und außer sich vor Empörung, dass sie eine kranke Crasii in ein menschlichen Patienten vorbehaltenes Bett legte. »Da kannst du sie nicht hinlegen!«
    »Die Gezeiten sollen dich holen, Cydne Medura.« Sie sah ihn nicht einmal an. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Tiji gerichtet. Sie achtete auch nicht auf den Schmerz der tiefen Kratzer in ihrem Gesicht und an ihrer Schulter – Jojos vergeblicher Versuch, sie vom

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