Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
sie war – Diala, die Unsterbliche, die sich als Stellan Deseans Nichte ausgab und es so geschafft hatte, einen König zu ehelichen. Die andere Frau kannte er nicht, aber es konnte nur Lyna sein.
Sie starrten Declan an und betrachteten die Scharen von Crasii, die stumm zu seinen Füßen knieten.
Declan brauchte nichts zu sagen. Die Wellen in den Gezeiten, die seine Gegenwart verursachte, und die demütigen Crasii am Boden sagten bereits alles. Als Jaxyn keine Anstalten machte, die Gezeiten an sich zu ziehen und Blitze nach ihm zu schleudern, entschied Declan, dass er eine Annäherung riskieren konnte. Die knienden Crasii krabbelten rasch aus seiner Bahn, während er auf die Terrasse zuschritt.
Als er die Stufen erreichte, blieb er stehen und sah die drei an. Er sagte nichts. An diesem Punkt gab es nicht viel, was er sagen konnte.
»Gezeiten«, sagte Diala nach einem langen angespannten Schweigen. »Es ist der Erste Spion!«
Declan begegnete gelassen Jaxyns argwöhnischem Blick, ohne zu blinzeln.
»Wenn Ihr Interesse daran habt, Cayal davon abzuhalten, dass er sich umbringt und damit den Weltuntergang auslöst«, sagte er ruhig, »dann müssen wir miteinander reden.«
36
Cayal stand immer noch auf dem Balkon und ließ sich vom Schnee umwirbeln. Die Wetterverhältnisse hatten sich leicht gebessert, und tagsüber wurde es schon etwas wärmer. Aber es war immer noch bitterkalt, und es wehte ein scharfer, alles durchdringender Wind. Selbst Cayal, der immun gegen die Eskapaden des Klimas war, konnte ihn spüren.
Er fühlte Elyssa kommen, bevor sie ins Zimmer stürmte. Er wappnete sich, indem er sich klarmachte, was auf dem Spiel stand. Kaum etwas bestärkte ihn so in seinem Entschluss, wie bei Elyssa sein zu müssen. Keine Chance, dass er in ihrer Gesellschaft etwa Lust bekam, seine Meinung zu ändern. Gefangen in einem Bündnis, das genauso kurz wie sinnlos sein würde, war er wenigstens nicht in Versuchung, auch nur einen Augenblick länger leben zu wollen als unbedingt nötig.
Selbst im schönsten Rausch der Leidenschaft gab es ja für einen Unsterblichen nichts zu gewinnen, wenn er heiratete. Keine Beziehung war letztlich für die Ewigkeit gemacht … außer vielleicht Lukys’ und Corynas anscheinend immerwährende Hingabe. Er wusste nicht wie, aber sie hatten es offenbar hingekriegt.
Cayal lächelte in sich hinein, als die Tür aufflog und Elyssa ins Zimmer rauschte. Vielleicht haben Lukys und Coryna das Gelübde abgelegt, einander ewig zu lieben, was auch immer geschieht … selbst wenn einer von beiden in eine Ratte verwandelt wird.
»Lachst du etwa über mich?«, fragte Elyssa argwöhnisch, als sie ihn schmunzeln sah.
»Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
»Warum lächelst du dann so?«
»Ich habe an etwas anderes gedacht«, erklärte er. »Keine Angst, Elyssa, nichts an dir bringt mich zum Lachen. Hab ich da gerade Tryan kreischen hören wie ein altes Fischweib?«
Sie nickte und strahlte triumphierend. »Ich hab ihm erzählt, dass wir heiraten werden.«
»Ah, dann hat er es also gut aufgenommen.«
Elyssa schnitt eine Grimasse. »Achte nicht auf ihn. Er hasst dich aus Prinzip. Er behauptet, du wirst mir das Herz brechen.«
»Wirklich?«
Sie zuckte die Achseln. »Na ja, nein. Darum ging es gar nicht. Er ist vor allem sauer, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn und Mutter nicht über den See nach Glaeba begleite und dass er Glaeba halt ohne mich erobern soll.«
»Du fährst nicht mit?«, fragte Cayal überrascht. »Ich dachte, die Chance, Jaxyns Demütigung mitzuerleben, lässt du dir nicht entgehen. Gezeiten, sogar ich würde das feiern.«
Sie lachte kurz und verächtlich auf. »Dazu müssten sie ihn ja erst mal finden. Seit das Eis gebrochen ist, hat niemand auch nur eine Spur von ihm gesehen, geschweige denn gespürt. Außerdem hast du gesagt, wir müssen den Kristall aufstöbern, bevor die Gezeiten den Höhepunkt erreichen. Wer weiß, wann es so weit ist? Meinst du wirklich, wir können es uns leisten, Zeit mit einem Abstecher nach Glaeba zu verschwenden?«
»Du könntest mir doch sagen, wo sich der Kristall befindet, dann kann ich mich schon mal auf die Suche machen«, schlug er vor, so beiläufig es ging.
Elyssas Augen wurden schmal, als sie sich nach der Karte umsah, die auf dem Tisch gelegen hatte, bevor sie gegangen war. »Wo ist sie? Was hast du mit meiner Landkarte gemacht?« Bevor Cayal antworten konnte, entdeckte sie die zerknüllte Papierkugel auf dem Fußboden, wo
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