Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Und Ihr sagt, der Tumultstein wird ihre Macht noch verstärken. Ihr habt keinerlei Chance, sie zu hindern. Nicht einmal bis in ihre Nähe werdet Ihr es schaffen.«
»Das ist nicht das Problem«, versicherte ihm Hawkes. »Ich komme in den Eispalast hinein. Ich kann in die Kammer hinein. Gezeiten, sie rechnen doch damit, dass ich ihnen helfe. Und dass Pellys an der Zeremonie beteiligt sein wird, bezweifle ich ernsthaft, weil er keine Kontrolle über die Gezeiten hat. Wenn ich erst einmal in der Kammer bin, kann ich den Kristall zerstören. Das bedeutet, wenn wir Brynden auf unsere Seite bekommen, steht es schon vier gegen fünf, und wenn man bedenkt, dass wir außer Arryl und Taryx alle geringeren Unsterblichen auf unserer Seite haben, sollte es fast schon ein fairer Kampf werden.«
»Sollte. Das ist es, was mir Sorgen macht.«
»Es ist nicht so unmöglich, wie es klingt, Warlock«, sagte Aleki. »Immerhin müssen sie den Kristall ja erst einmal finden, bevor …«
»Sie haben ihn«, unterbrach ihn Warlock.
»Wie kannst du das wissen?«, fragte Hawkes.
Sofort erkannte Warlock seinen Fehler. Wenn er zugab, woher er wusste, dass sie den Kristall hatten, musste er ihnen auch erzählen, dass der unsterbliche Prinz ihn geheilt hatte. Und dass sie Gefangene der unsterblichen Jungfrau gewesen und freigelassen worden waren. Das konnte Warlock nicht riskieren. Bei ihrer Ankunft im Verborgenen Tal hatten sie Lord Aleki wahrheitsgemäß erzählt, wie sie aus Caelum entkommen waren – aber ohne die Episode, in der sie Fürstin Arkady getroffen hatten.
Ebenso wenig hatten sie erwähnt, dass Warlock um ein Haar gestorben war, und wie Arkady ihr eigenes Leben für ihre Freiheit eingetauscht hatte. Wenn sich herumsprach, dass die Unsterblichen sie einfach hatten laufen lassen, nur damit sie ein paar Wochen später im Verborgenen Tal aufkreuzten, würden sie sich sehr verdächtig machen. Man würde ihnen nicht mehr über den Weg trauen und sie womöglich gar davonjagen, und dann wären sie ganz auf sich allein gestellt. Warlock und Boots waren sich einig gewesen, dass es Dinge gab, die einfach unerwähnt bleiben mussten.
Und das wären sie auch geblieben – wenn er nur ein Mal sein großes Maul hätte halten können.
»Elyssa weiß, wo er ist«, sagte er und zensierte vorsichtig die Wahrheit, damit sie zu der Geschichte passte, die sie allen bei ihrer Ankunft im Verborgenen Tal erzählt hatten. »Sie hat eine Karte, wo er zu finden ist. Wenn der Krieg mit Jaxyn sie nicht abgelenkt hätte, hätte sie ihn schon seit Monaten. Wie lange ist die Schlacht auf dem Eis jetzt her – drei, fast vier Wochen? Da stehen die Chancen gut, dass sie den Kristall inzwischen haben und schon fast damit in Jelidien sind.« Das war das Beste, was Warlock auf die Schnelle einfiel: die sicherste Art, die Warnung über den Kristall loszuwerden, ohne zu verraten, wie er wissen konnte, dass sie ihn hatten.
»Selbst wenn«, sagte Aleki, »du kannst nicht sicher sein …«
»Ist er ungefähr so groß?«, fragte Boots, hob die Hände und deutete die Größe an. »Geformt wie ein Schädel? Leuchtet im Dunkeln?«
Aleki sah Hawkes an, der zuckte die Schultern. »Kann sein. Ich habe ihn nie …«
»Dann haben sie ihn schon«, sagte Boots. Warlock starrte sie überrascht an. All ihre Geheimnisse, all ihre spätnächtlichen Diskussionen waren offenbar bedeutungslos.
»Wie kannst du das wissen?«, fragte Aleki.
»Die Fürstin von Lebec hat ihn für unsere Flucht aus Cycrane eingetauscht.«
Jetzt hat sie s vermasselt Hawkes schien aus allen Wolken zu fallen. Aber nicht, weil sie den Kristall des Chaos gesehen hatten, an den Warlock sich sowieso nur vage erinnerte, weil er an der Schwelle des Todes im Delirium gelegen hatte. »Gezeiten, ihr habt Arkady nach der Schlacht gesehen? Lebend?«
Boots nickte und antwortete für sie beide. »Sie hat uns gefunden, als wir uns in einer Ruine im Norden von Cycrane versteckten. Dort haben die Welpen den Kristall entdeckt. Ein paar Tage später hat Eure teure Fürstin versucht, meinen Gefährten zu töten, als er kam, um uns abzuholen, und als dann die Unsterblichen anrückten, hat sie Cayal überredet, Warlock zu heilen und uns freizulassen – und als Gegenleistung hat sie ihnen den Kristall gegeben.« Boots sah sich in den stummen, beunruhigten Gesichtern der anderen Arks um, die sie allesamt mit tiefem Argwohn anstarrten. »Was denn? Ich hab euch das alles doch erzählt, als wir ankamen!«
»Du hast uns
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