Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Unsicherheit in den Gezeiten und wusste nicht recht, was das zu bedeuten hatte.
»Ich bin mehr darum besorgt, ob wir ihm trauen können. Reich mir dein Schwert.«
Ohne Zögern zog Kinta ihr Schwert und reichte es Brynden mit einer Geste, die verdächtig routiniert wirkte. Der Unsterbliche wog die Klinge einen Augenblick in der Hand und reichte sie dann mit dem Heft nach vorn an Declan weiter.
»Tötet den Ark«, sagte Brynden.
»Wie bitte?« Declan fragte sich kurz, ob er sich verhört hatte. Aber das hingehaltene Schwert sagte alles, auch ohne Worte.
»Tötet den Ark«, wiederholte Brynden und schwenkte bestätigend das Schwert. »Ihr wollt mir beweisen, dass Ihr ehrbare Absichten habt, also tut, was ich verlange. Tötet den Ark.«
Declan starrte irritiert das Schwert an. Dann sah er Brynden ins Gesicht. »Welchem Zweck soll das dienen?«
»Ich werde wissen, wie ernst es Euch ist.«
Kopfschüttelnd sah Declan Kinta an, die bisher nichts zum Gespräch beigetragen hatte – außer ihrem Schwert. »Was soll das beweisen? Gezeiten, nicht Kentravyon ist verrückt, Ihr seid es!«
»Ihr seid also nicht gewillt, es zu tun?«, fragte Kinta.
Gezeiten, was war ich für ein Idiot anzunehmen, ich könnte diesem Mann vertrauen? Er hat Arkady in die Sklaverei verkauft. Wann hast du aufgehört, auf deine Instinkte zu hören, du Narr?
»Nein!«, sagte Declan und trat einen Schritt vor, um sich zwischen den ziemlich besorgt dreinschauenden Warlock und die Unsterblichen zu stellen. »Auf keinen Fall. Zur Hölle mit Euch, wenn Ihr so etwas braucht. Was seid ihr für Leute? Seid ihr schon so weit entfernt von jeder Menschlichkeit, dass sterbliches Leben für euch nur noch Verschiebemasse ist?«
Während er sich selbst die Worte aussprechen hörte, wurde Declan die Ironie bewusst. Er hörte sich an wie Arkady, als sie von dem Handel erfuhr, den er mit Cayal über ihre Zukunft geschlossen hatte. Das machte ihn mindestens ebenso wütend wie Bryndens absurder Befehl, Warlock zu töten. Und es zwang ihn zu einer Entscheidung, die er zu seinem eigenen Erstaunen ohne Mühe traf.
Declan riss Brynden das Schwert aus der Hand – und warf es scheppernd auf die Fliesen. »Wisst Ihr was? Zur Hölle mit Euch. Ich finde einen anderen Weg, um Lukys und Cayal zu hindern, die Welt zu zerstören. Ohne Eure Hilfe. Oder vielleicht auch nicht. Wenn das die einzige Möglichkeit ist, Monstern wie euch ein Ende zu bereiten, sollte ich am besten nach Jelidien eilen und Lukys zur Hand gehen.«
Declan hatte sich entschieden. Er unternahm keinen Versuch, seinen Zorn und seine Enttäuschung noch hinter Höflichkeiten zu verbergen. Kalt kehrte er dem Fürst der Vergeltung und seiner Gefährtin den Rücken und sah Warlock an. »Komm, Warlock, lass uns hier verschwinden.«
Der Ark brauchte keine weitere Aufforderung. Er hatte wahrscheinlich ohnehin Mühe, sich bei ihrem Gestank nicht zu erbrechen. Ohne den leisesten Protest wandte er sich mit Declan zum Gehen.
Sie hatten nicht mehr als zwei oder drei Schritte gemacht, als Kinta sie zurückrief. »Wartet, Declan Hawkes.«
Widerwillig drehte Declan sich um und sah sie an. »Was?«
Sie lächelte, hob ihr Schwert auf und untersuchte die Klinge auf Scharten, bevor sie es wegsteckte. »Es gibt keinen Grund für Euch zu gehen«, sagte sie. »Brynden hat Euch nur auf die Probe gestellt.«
»Und ich bin auf ganzer Linie durchgefallen«, sagte er, »das habe ich mitbekommen. Bis irgendwo in der Ewigkeit.«
Er wandte sich erneut zum Gehen, doch diesmal war es Brynden, der ihn aufhielt. »Eure Weigerung, den Ark zu töten, bedeutet, dass Ihr meine Probe bestanden habt, nicht, dass Ihr versagt habt.«
Declan drehte sich um und starrte ihn an. »Bitte?«
»Ihr seid unsterblich, Hawkes, und doch habt Ihr einen Ark bei Euch, der aus freien Stücken Euer Vorhaben unterstützt. Er muss gewiss würgen von Eurem Gestank, und doch ist seine Loyalität Euch gegenüber groß genug, dass Ihr ihn hierher nach Ramahn entsenden könnt, um eine Botschaft für Euch zu überbringen. Das ist eine Treue, die man nicht billig kaufen kann. Arks kann man nicht leicht täuschen oder zwingen. Ihr müsst besondere Eigenschaften haben, wenn er Euch derart treu folgt. Dass Ihr kein leichtfertiger Mörder seid, ist wahrscheinlich eine davon.«
Declan starrte ihn erbost an. »Aber Ihr würdet leichtfertig ein unschuldiges Leben opfern, nur um das herauszufinden?«
»Wenn das Wohl von vielen auf dem Spiel steht, wird das Leben eines
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