Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Du brauchst mich nur, damit dein kleiner Zaubertrick funktioniert. Tu nicht so, als ob du und die alte Kuh da mich aus irgendeinem anderen Grund hier haben wollten.«
»Charmant wie eh und je«, erwiderte Lukys mit einer spöttischen Verbeugung. »Herzlich willkommen zurück, Kentravyon, Cayal.« Mit einem kultivierten Lächeln wandte er sich an Arkady. »Und wer ist dieses reizende Geschöpf, welches sich so ergeben um unseren kostbaren Kristall des Chaos gekümmert und ihn für uns durch die Welt getragen hat?«
»Darf ich vorstellen: Arkady Desean«, erklärte Cayal. »Arkady, dies ist Lukys. Maralyce und Arryl kennst du ja bereits.«
»Willkommen in meinem Heim«, sagte Lukys und führte galant Arkadys behandschuhte Finger an seine Lippen. Gleichzeitig mied er die Hand, die den Kristall des Chaos hielt. »Ihr kennt diese beiden also schon? Dann seid Ihr ja kein unbeschriebenes Blatt. Seid Ihr vielleicht eine von Cayals erstaunlich zahlreichen Liebschaften? Ich habe immer gedacht, wenn ich mich jemals zu sehr langweile, könnte ich mich aufmachen und versuchen, möglichst viele von ihnen zusammenzutrommeln.«
»Lass sie in Ruhe«, sagte Cayal zu Lukys und befreite Arkadys Hand aus seiner. »Wir sind Arkady zufällig auf unserer Reise begegnet, und sie hat sich erboten, den Kristall für uns zu tragen. Das ist alles.«
»Was ist aus Declan geworden?«, fragte Arryl und nickte Arkady kurz zur Begrüßung zu. Sie schien weder erbaut, die sterbliche Fürstin zu sehen noch Elyssa.
»Er ging mir auf die Nerven. Ich hab ihn umgebracht«, erklärte Cayal.
»Herrlich.« Lukys lächelte. »Und was ist wirklich los mit ihm?«
»Er ist eingeknickt«, sagte Kentravyon. »Irgendein sentimentaler Quatsch wegen der Crasii.«
»Cayal hat gesagt, Declan wollte sich nicht an der Ermordung von Tausenden unschuldiger Feliden beteiligen«, warf Arkady ein, der es offenbar mächtig aufstieß, dass der Ratz schlechtgemacht wurde, auch wenn ihm das völlig recht geschah. In diesem Punkt stimmte Cayal insgeheim Kentravyon rückhaltlos zu. Hawkes hatte nur deshalb alles hingeworfen, weil er zu zimperlich war, ein paar Crasii zu opfern. Aber Arkady musste ja nicht unbedingt erfahren, dass er so über ihren ehemaligen Liebsten dachte. Zurzeit sahen die Dinge zwischen ihm und Arkady eigentlich ganz rosig aus. Sie kamen so gut miteinander aus wie schon lange nicht mehr. Hawkes war Vergangenheit, irgendwo damit beschäftigt, auf seine eigene unnachahmliche Art die Welt zu verbessern, und das zum Glück weit weg von Jelidien. Sehr angenehm, wie viel geschmeidiger sich die Dinge entwickelten, wenn es keine Konkurrenz gab.
Zugegeben, Elyssa war ein Stachel in Cayals Fleisch. Und Arkady musste im Augenblick erst noch dieses klitzekleine Ich-hab-Elyssa-deinen-Körper-angeboten-damit-sie-ihn-bewohnen-kann- Problemverdauen. Aber Cayal war überzeugt, sie würde darüber hinwegkommen. Irgendwann.
Alles in allem waren das doch rosige Aussichten …
Dann machte er sich klar, worüber er da gerade sinnierte, und verfluchte seine eigene Dummheit. Es gab keinen Grund, Zukunftspläne zu schmieden. Er hatte keine Zukunft. Und er wollte auch keine.
Arkady war schuld. Sie war gemeingefährlich. Arkady brachte ihn immer dazu, über die Zukunft nachdenken. Wegen ihr wollte er auf einmal eine Zukunft. Eine berauschende Zukunft. Doch leider war Arkady sterblich und bot ihm somit lediglich eine Zukunft, die nicht mehr Bestand hatte als ein Luftschloss voll Glückseligkeit. Das war nicht das große Los.
Verfluchtes Weibsbild. Wenn sie nicht in seiner Nähe war, musste er keine Pläne schmieden.
Wenn sie unsterblich wäre, ja, dann vielleicht. Kühn überlegte Cayal, dass es dann einen Funken Hoffnung gäbe. Lukys und Coryna hatten ja offenbar ihren gemeinsamen Weg auf immer und ewig gefunden.
»Würdet Ihr mir bitte folgen?«, sagte Lukys und reichte Arkady seinen Arm. »Ich bin sicher, Ihr könnt es kaum erwarten, Eure Bürde loszuwerden.«
Arkady nickte argwöhnisch und sah verstohlen zu Cayal, der sich insgeheim noch immer verfluchte für die Blödheit, sich von seinen Fantasien und unmöglichen Träumen hinreißen zu lassen.
»Ich gehe mit«, bot Cayal an. »Wie sieht es mit dir aus, Elyssa? Kommst du auch mit runter, um das grandiose Werk von Lukys und Taryx zu bewundern?« Jetzt, wo sein Kopf wieder klar war, hatte Cayal die Frage bewusst so gestellt, dass die Chancen gut standen, Elyssa vorübergehend loszuwerden. Nichts würde sie mehr
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