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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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sofort zurück nach Glaeba.« Und ganz leise, nur für sich selbst bestimmt, fügte er hinzu: »Ich muss zu Arkady.«

7
     
    Arkady war nicht überrascht, als Jaxyn sie schließlich besuchen kam. Es wunderte sie nur, dass er so lange gebraucht hatte, bis er sich sehen ließ. Anscheinend raubte ihm seine Intrige um die Krone die Zeit dafür, eine alte Gegenspielerin zu quälen. Entweder das, oder er ließ sie absichtlich so lange schmoren, weil er damit ihre Ängste zu schüren hoffte, bis sie vor lauter Ungewissheit auf dem Zahnfleisch ging.
    Fast zwei Wochen lang war das auch tatsächlich der Fall gewesen, wiewohl Arkady um sich selbst noch am wenigsten Angst hatte. Jaxyn war viel zu dekadent, um aus herkömmlicher Folter Befriedigung zu ziehen. Sie hielt es für höchst unwahrscheinlich, dass er mit einem Brandeisen bei ihr aufkreuzen würde oder mit einer Handvoll Holzsplinte, um sie ihr unter die Fingernägel zu schieben.
    Nein, Arkady körperlich zu peinigen wäre einem weltmüden Gezeitenfürsten wie ihm sicher viel zu profan. Ihr Schmerz würde für ihn nicht die geringste Herausforderung darstellen. Und bei genauerer Betrachtung war sie nicht einmal sicher, ob Jaxyn überhaupt viel daran lag, sie zu foltern. Jetzt, wo Stellan eine Armee gegen ihn aufstellte, war anzunehmen, dass es anderweitig Verwendung für Arkady gab. Sie war ein Instrument, das man weit zweckmäßiger einsetzen konnte als nur zu Jaxyns persönlichem Lustgewinn.
    So ungern Arkady es sich eingestand – es gab ein Druckmittel, mit dem Jaxyn sie völlig in der Hand hatte, und das war ihr Vater. Nur deshalb war er hierherverlegt worden, in die Zelle neben ihr. Vielleicht war das sogar der Grund, warum man sie so lange miteinander allein gelassen hatte, um all die verlorene Zeit wettzumachen. Arkady hatte um ihren Vater getrauert und ihn jahrelang tot geglaubt. Damit Jaxyns Folter auf fruchtbaren Boden fiel, musste Arkady zunächst verinnerlicht haben, dass ihr Vater noch am Leben war. Sie musste sich davor fürchten, ihn erneut zu verlieren, ihn versehrt oder entwürdigt zu sehen.
    Nur dann würde sie wirklich leiden.
    Sobald sie das erkannt hatte, fragte sich Arkady, ob es irgendetwas gab, was sie Jaxyn anzubieten hatte, damit er ihren Vater in Ruhe ließ. Sie konnte ihm natürlich ihren Körper anbieten, aber damit würde er sich jetzt vielleicht nicht mehr zufriedengeben. Und falls er wirklich vorhatte, sie gegen Stellan zu benutzen, würde er daran auch gar kein Interesse haben.
    Außerdem, wie oft sollte sie sich denn noch aus heiklen Situationen herauswinden, indem sie irgendwelchen Männern ihren Körper anbot? Das hatte sie damals getan, um ihren Vater vor Fillion Rybank zu schützen – wenn es auch schlussendlich nichts genutzt hatte. Sie hätte auch ohne Bedenken mit Stellan geschlafen, wenn er sie je darum gebeten hätte, um ihrem Vater das Gefängnis zu ersparen. Schließlich war ja der Kern ihrer Abmachung gewesen, dass sie ihm einen Erben schenkte. Und in Senestra hatte Arkady sich Cydne Medura an den Hals geworfen, um nicht von der Besatzung eines Sklavenschiffs als Mannschaftshure verschlissen zu werden.
    Wenn sie so darüber nachdachte, war sie ziemlich angewidert davon, was sie mittlerweile auf dem Kerbholz hatte. Sie war schon tief gesunken für eine Frau, die seit jeher stolz auf ihren Intellekt war und jede Andeutung entrüstet von sich wies, dass sie ihren Erfolg etwa ihrer Schönheit zu verdanken hätte oder auch ihrem reichen und mächtigen Gemahl.
    Es war an der Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Arkady war klug, sie behielt in einer Krise immer einen kühlen Kopf, und wenn sie so einen verdammten Unsterblichen nicht austricksen konnte, hatte sie es nicht verdient zu überleben.
    Darüber hinaus besaß sie vielleicht tatsächlich etwas, das Jaxyn womöglich haben wollte.
    »Könntest du vielleicht mit diesem höllischen Herumgerenne aufhören, Arkady? Es macht mich ganz verrückt.«
    Sie sah durch die Gitterstangen ihren Vater an, betrachtete ihn mit dem kalten Auge einer Frau, die plante, einen Gezeitenfürsten zu stürzen. »Tut mir leid«, sagte sie, blieb aber nicht stehen. So wurde ihr wenigstens warm. Sie trug bloß den langen Kittel, in dem sie von Senestra hergereist war, und in der Turmzelle, wo sie eingesperrt waren, herrschten eisige Temperaturen. Dieser unnatürlich kalte Winter war ihr überhaupt suspekt, aber Arkady hätte nicht sagen können, ob er natürliche Ursachen hatte, eine

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