Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Zelle mit den rauen Granitwänden. Die bittere Kälte spürte er selbst nicht, aber er wusste mit Sicherheit, wie sehr sie und ihr Vater darunter litten.
    Arkady drehte sich mit verschränkten Armen zu ihm um, die kratzige graue Decke eng um den Körper gezogen. Bary trat von den Gitterstangen weg und wandte sich ebenfalls ihrem Besucher zu, der nur eine einzige Felide bei sich hatte. Arkady fand, sie sah aus wie die Kampfkatze, die Stellan seinerzeit bei diesem Bärenkampf gewonnen hatte, wo er vor Ewigkeiten mit Mathu und Jaxyn gewesen war. Damals war Stellan noch Fürst von Lebec gewesen, Mathu ein liebenswerter junger Prinz und Jaxyn eher lästig als eine ernsthafte Gefahr. Die Felide bezog mit undurchsichtiger Miene Posten an der Tür.
    »Euer Gnaden«, setzte ihr Vater an, »es ist so gut, Euch wiederzusehen. Wenn Ihr vielleicht …«
    »Halt s Maul, Trottel«, befahl Jaxyn ohne auch nur einen Blick in seine Richtung. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf Arkady gerichtet. Er suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen, dass sie kurz davor war, klein beizugeben.
    Aber da kann er warten, bis er schwarz wird.
    »Sieh an«, sagte sie, als er näher trat. »Der legendäre Fürst der Askese gibt sich höchstpersönlich die Ehre. Ich habe einige Eurer Anhänger in Senestra getroffen, müsst Ihr wissen. Das war aber ein öder, griesgrämiger Haufen. Keine Spur von Persönlichkeit, nicht das kleinste bisschen Charme oder Charisma. Also stimmt es wohl, was der Volksmund sagt – was sich gleicht, gefällt sich leicht.«
    Jaxyn gab sich belustigt. »Autsch! So schneidende Beleidigungen.« Er warf einen Blick auf ihren Vater, und sein Lächeln wurde noch breiter. »Gefällt Euch das Geschenk, das ich hier für Euch deponiert habe?«
    »Nennt Ihr es so, meinen kranken Vater mitten im tiefsten Winter in eine nackte Turmzelle zu sperren, mit nichts als einer dünnen Decke, sodass er langsam erfriert? Ein Geschenk?«
    »Ja, genau«, sagte er und blieb vor ihrer Zelle stehen. »Seid Ihr nicht dankbar? Ich habe Euch wiederbeschafft, was Euch am liebsten und teuersten ist, Arkady. Ich habe ihn für Euch von den Toten auferstehen lassen. Weiche Knie solltet Ihr haben vor Dankbarkeit angesichts meiner Güte.«
    »Mir fehlen die Worte«, erwiderte Arkady in keineswegs dankbarem Ton.
    Jaxyn war in seltener Hochstimmung, und ihr Sarkasmus schien ihm nicht das Mindeste auszumachen. »Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet unser ewiger Gutmensch Stellan den armen Kerl einfach ins tiefste Verlies sperrt und den Schlüssel wegwirft?«
    »Ihr hättet an seiner Stelle doch dasselbe getan.«
    »Nein, meine Teuerste, das hätte ich nicht. Ich hätte Euren elenden Vater getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, und ihn mir vom Hals geschafft. Aber das ist typisch Stellan, nicht? Selbst wenn er mal skrupellos ist, fehlt ihm der Mumm zu echter Konsequenz.«
    »Euer Gnaden …«, hob ihr Vater wieder an.
    Jaxyn schwenkte den Arm, und ihr Vater flog rückwärts durch seine Zelle und krachte gegen die Mauer. Mit einem Stöhnen rutschte er an der rauen Wand herunter und landete japsend und keuchend am Boden.
    Arkady rührte sich nicht und verzog keine Miene. Was Jaxyn vor allem wollte, war eine Reaktion von ihr. Darum war er hier. Sie würde sein Spiel nicht mitspielen. Sie reckte die Schultern und sprach mit aller schneidenden Verachtung, die ihr zu Gebote stand. »Unsterblichkeit … Beherrschung der Gezeiten – und alles, was Ihr damit zuwege bringt, Jaxyn, ist, einen schwachen alten Mann zu misshandeln? Wahrscheinlich ist Cayal deshalb bei der Bevölkerung so viel beliebter als Ihr. Im Gegensatz zu Euch hat er wenigstens Fantasie.«
    Das saß. Als sie den unsterblichen Prinzen erwähnte, blitzte es in Jaxyns Augen gefährlich auf. Es war nur ein winziger Augenblick, und Arkady bemerkte es nur, weil sie danach Ausschau hielt, aber immerhin. »Ihr glaubt, es kümmert mich, was die ungewaschenen Massen von Cayal halten?«
    »Ich glaube, es wurmt Euch gewaltig, dass man in ihm den legendären Liebhaber sieht, während man Euch ausgerechnet als Gott der Mäßigung und Selbstkasteiung verehrt.«
    »Ich bin nicht hier, um mit Euch über Cayal zu reden, Arkady.« Er trat ein wenig näher an ihre Zelle heran.
    Arkady blieb stehen, wo sie stand, und widerstand dem Drang, vor ihm zurückzuweichen. »Ach nein? Warum seid Ihr dann hier, Jaxyn? Um meinen Vater zu foltern? Um mich zu brechen? Ich kann mir nicht erklären, warum Ihr Euch die Mühe macht. Oder wie Euch

Weitere Kostenlose Bücher