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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Gezeiten und konzentrierte sich auf ein großes – wenn auch leicht ramponiertes – Stück Reetdach, das die Flutwelle weggerissen und am Fuß der Böschung abgeladen hatte, wo es auf einer Ecke schräg an der Klippe lehnte. Als es vom Boden aufstieg, sprang er über die Klippe auf das Stück Dach und jagte damit hinaus aufs Meer. Er spürte hinter sich ein jähes Aufbranden der Gezeitenwellen … oder vielmehr ein wirres Tosen. Hawkes und Kentravyon trugen ihren Streit aus. Hawkes agierte mit roher Kraft und ohne jede Spur von Feingefühl, doch es gelang ihm offenbar, die Gesteinsbrocken abzufangen und dahin zurückzulenken, wo sie herkamen.
    Cayals Blut strömte und sang mit den Gezeiten, und für einen Augenblick erinnerte er sich wieder, was es hieß, dies zu genießen statt es zu fürchten.
    Dann schob er den Gedanken beiseite und glitt mit dem ramponierten Dachstück weit aufs Meer hinaus, bis das Land nur noch ein verschwommener Streifen am Horizont war. Außer Sichtweite zog er eine Linkskurve und schlug einen weiten Bogen zur Küste zurück, um in den Rücken der Gezeitenfürsten zu gelangen. Es gab keine Möglichkeit zu verhindern, dass sie Cayals Ritt in den Gezeiten spüren konnten, aber mit etwas Glück würde Hawkes Kentravyon so ablenken, dass er lange genug unbemerkt blieb.
    Das Wasser spritzte graublau unter Cayal dahin und ging in ein schmieriges Schmutziggrün über, als er die Küste erreichte und landeinwärts preschte.
    Mit vom Wind zerzausten Haaren – er verschwendete keine Gezeitenmagie, um sich vor den Elementen zu schützen – ging Cayal erneut in die Kurve und steuerte zurück in Richtung Schwarzborn. Er ritt auf seinem Reetdach, wie die Kinder auf den Inseln von Chelae am heimatlichen Strand auf den Wellen ritten. Er konnte spüren, wie die anderen beiden Unsterblichen sich in den Gezeiten duellierten. Es fühlte sich nach einem ziemlich ausgeglichenen Kampf an, was hieß, dass der Ratz sich ganz gut schlug. Das Summen der Gezeiten erfüllte Cayal mit Inbrunst, und das Entzücken darüber, sie so unbändig lenken zu können, ließ ihn fast vergessen, warum er hier war. Eine neuerliche Gezeitenwoge, ziemlich unkontrolliert und gefährlich nah, erinnerte ihn jäh daran, dass er etwas zu tun hatte. Cayal richtete sein Strohgefährt aus und nahm Kurs auf das, was von der Ortschaft Schwarzborn übrig war. Und auf Kentravyon.
    Der wahnsinnige Gezeitenfürst sah ihn nicht kommen. Er stand mit dem Rücken zu Cayal und war ganz damit beschäftigt, Hawkes mit steinernen Geschossen zu bewerfen. Der wiederum bewies, dass er ein beängstigend gelehriger Schüler war, wenn es darum ging, die Gezeiten zu manipulieren.
    Cayal ging in den Sturzflug und sah die Ruinen des Tempels auf der Klippe auf sich zurasen. Er jagte in einem mörderischen Tempo auf Kentravyon los, entschlossen bei ihm zu sein, ehe der Altere mitbekam, was vorging. Im letzten Augenblick musste Kentravyon das heraneilende Kräuseln der Gezeiten bemerkt haben. Er blickte über die Schulter nach hinten und erblickte gerade noch entsetzt das Dach, ehe es ihm in die Kniekehlen fuhr, ihn von den Füßen holte und ihn rückwärts aufs Stroh schleuderte.
    Cayal raste mit unverminderter Geschwindigkeit weiter und zielte nun auf den Ratz, aber der Ratz war gar nicht so blöd, wie er aussah. Er sah Cayal kommen und warf sich freiwillig auf das Dach, sobald es nah genug herankam, statt sich davon umwerfen zu lassen.
    Kentravyon setzte sich benommen auf, als sie in den morgendlichen Himmel aufstiegen und auf ein zügiges Reisetempo heruntergingen, das sie immer noch schnell genug weit von Stevaniens Küste forttrug. Cayal spürte Kentravyons Grimm, fühlte, wie er die Gezeiten an sich zog, um Vergeltung zu üben, und spürte den ebenso zornigen Gegenzug des Ratz’ als Antwort. Bevor der wahnsinnige Unsterbliche oder der gefährlich unerfahrene Ratz jedoch etwas Folgenschweres unternehmen konnten, schoss urplötzlich Kentravyons Faust vor – und traf Hawkes am Kinn. Hawkes flog hintenüber, ruderte wild mit Armen und Beinen und stürzte vom Dach in die Tiefe, direkt ins eisige Wasser.
    Cayal bremste ab, wendete das Strohgefährt und starrte Kentravyon verblüfft an. Dann schüttelte er den Kopf. »Du hast die gesamte Macht der Gezeiten zur Verfügung und entscheidest dich dafür, einen anderen Gezeitenfürsten mit der Faust niederzustrecken?«
    Kentravyon grinste selig. Offenkundig stand er noch unter dem Einfluss des Hochgefühls, das die

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