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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Gezeiten erzeugten. Er balancierte auf den Knien und bemühte sich, auf dem schwankenden Strohdach sein Gleichgewicht zu finden. »Es hat doch geklappt, oder nicht? Damit hat er nicht gerechnet. Er hat die Gezeiten losgelassen. Und er brauchte dringend eine Abkühlung. Der Lümmel hat sich überhaupt nicht im Griff, wenn du mich fragst.«
    Cayal wurde klar, dass Kentravyon nicht ganz unrecht hatte. Der Schock, so unerwartet einen Kinnhaken verpasst zu kriegen, hatte auf Hawkes den erwünschten Effekt gehabt. Er schwamm nicht mehr in den Gezeiten, sondern war vollauf damit beschäftigt, auf sehr viel weltlichere Art zu schwimmen. Cayal spähte hinab und sah den Ratz im Wasser auf und ab tanzen.
    »Jetzt wird er reichlich sauer sein, Kentravyon.«
    »Das war er schon vorher.«
    Der Punkt ging an Kentravyon. Cayal sah wieder zu Hawkes hinunter und grinste. »Ich frage mich, wie lange er wohl brauchen würde, um uns zu finden, wenn wir ihn da unten zurücklassen?«
    Kentravyon erwiderte Cayals Lächeln. »Ich bin dabei, wenn du mitmachst.«
    Cayal erwog kurz die äußerst verlockende Aussicht, den Ratz im Ozean auf und ab tanzend zurückzulassen, Tausende von Meilen entfernt von jeder Spur bekannten Lebens. Dann seufzte er und ließ ihr Reetdachfloß langsam aufs Wasser zusinken. »Lieber nicht«, sagte er. »Zum einen brauchen wir ihn noch, um den Spalt zu öffnen, wenn wir nach Jelidien zurückkommen. Zum anderen kommt er nachher noch auf die Idee, das Meer fest werden zu lassen, um trockenen Fußes das Festland zu erreichen, oder irgendwas ähnlich Verhängnisvolles. Amyrantha ist noch nicht bereit für ein weiteres Weltenende.«
    Kentravyon sah ihn scheel an. »Du nimmst es in Kauf, den ganzen Planeten zu zerstören, um dein Leben zu beenden, aber du machst dir Sorgen um ein normales Weltenende? Und da nennen die Leute mich einen Irren.«
    »Du bist ja schlimmer als der Ratz! Außerdem hast du gesagt, du bist nicht sicher, ob das Öffnen des Spalts ganz Amyrantha auslöschen wird«, sagte Cayal, der es langsam leid war, dass jeder ständig versuchte, ihm wegen seiner Todessehnsucht ein schlechtes Gewissen zu machen.
    Kentravyon erwiderte nichts darauf. Sie erreichten die Wasseroberfläche. Hawkes kraulte auf sie zu und machte ein grimmiges Gesicht. Cayal beugte sich vor und half ihm, an Bord klettern.
    »Schön gebadet?«, fragte Cayal. Er konnte nicht recht einschätzen, was Declan als Nächstes tun würde. Immerhin hatte er die Gezeiten nicht wieder an sich gezogen, was schon mal beruhigend war.
    Aber er wirkte keineswegs belustigt. An seinem Kinn prangte ein dickes Veilchen, das allerdings bereits sichtbar abheilte. Kentravyon musste ihn hart erwischt haben. »Das ist also deine Auffassung von Hilfe, ja?«
    »Ihr zwei wart es doch, die völlig willenlos mit Granitblöcken um sich geworfen haben«, erinnerte Cayal ihn. Dann ließ er die Strohplattform ein Stückchen aus dem Wasser aufsteigen und über die Wellenkämme hinweg in Richtung Torlenien gleiten. »Bereit zur Weiterreise – Gott?«
    »Du lästerst auf eigene Gefahr, Cayal.«
    »Nein, Kentravyon. Ich bin nicht in Gefahr. Auch wenn ich manchmal wünschte, du wärst wirklich so göttlich, wie du dir einbildest.«
    »Warum wünschst du dir das? Auch jetzt, obwohl du weißt, dass ich Gott bin, huldigst du mir nicht.«
    »Nein«, stimmte Cayal zu und setzte sich aufs Stroh. »Tu ich nicht. Aber nicht, weil ich bezweifle, dass du dich für Gott hältst. Nur, wärst du wirklich Gott, Kentie, alter Kumpel, dann hätten wir diesen ganzen Scheiß hier nicht durchstehen müssen, weil du dann gewiss die Macht hättest, mich sterben zu lassen.«
    Kentravyon antwortete nicht. Hawkes sagte ebenfalls nichts, während sie in zunehmendem Tempo weiter nach Osten glitten. Er saß nur da, triefend nass, blickte finster drein und – da hatte Cayal keinen Zweifel – kämpfte mit seinen inneren Dämonen.

16
     
    »Sie ist weg!«, verkündete Lyna und knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
    Jaxyn sah von der Karte auf, die er studierte. Er residierte im geschmackvoll eingerichteten ehemaligen Studierzimmer Stellan Deseans und erwog immer noch die beste Strategie für den Einmarsch in Caelum. Sollte er seine Truppen ganz auf Cycrane konzentrieren? Oder lieber mit kleineren Einheiten entlang der Küste mehrere Ziele gleichzeitig angreifen? Eine knifflige Frage. Jedenfalls war er überhaupt nicht in Stimmung für Lyna, deren Rolle als seine Verlobte zunehmend überflüssiger

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