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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Bruderschaft versuchte immer, ihre als Spione eingeschleusten Arks so nah wie möglich an den Unsterblichen zu platzieren, um ein Auge auf sie zu haben.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Chikitas Posten an Jaxyns Seite mit Arkady gar nichts zu tun. Die kleine Felide hatte ihr einfach geholfen, weil sich die Gelegenheit ergab – und wohl auch nur, weil es just zu diesem Zeitpunkt mitten im Tumult ihre Tarnung nicht gefährden würde. Vor dem Chaos der Invasionsschlacht hatte sie keinerlei Neigung gezeigt, Arkady beizustehen. Bis zu dem Augenblick, als sie für Arkady Fluchthelferin spielte, hatte tatsächlich nichts am Verhalten der Ark daraufschließen lassen, dass sie keine wohlerzogene Crasii und den Launen der Unsterblichen nicht genauso ausgeliefert war wie jede andere Felide.
     
    Was auch immer Chikitas Motive gewesen waren – Arkady hatte eine allerletzte Fluchtmöglichkeit bekommen und sie genutzt. Und sobald Jaxyn nicht mehr von der Schlacht in Anspruch genommen war, würde er sich auf die Suche nach ihr machen, das wusste sie genau. Wie sie ihm dann noch weiter entkommen sollte, stand in den Sternen.
    Sie gab sich Mühe, nicht daran zu denken, dass sie ihren Vater zurückgelassen hatte. Vor vielen Jahren hatte sie schon einmal um ihn getrauert. Die Erinnerung daran war nur eine von vielen unsichtbaren Narben auf ihrer Seele, die inzwischen mehr solche Kratzer aufwies, als sie zählen wollte.
    Der gescheiterte Fluchtversuch, der Clyden Bell das Leben gekostet hatte, hatte ihrem Vater seinen letzten Lebenswillen geraubt. Indem er aber zurückblieb, gab er ihr die Freiheit, zu tun, was sie tun musste, um sich selbst zu retten. Das hatte er gewusst. Es war der Grund, warum er sich geweigert hatte zu fliehen.
    Bary Morel war um jeden Preis entschlossen, sich zu opfern, um seine Tochter zu retten. Das hatte Arkady schon erfahren müssen, als sie ihn mit der Schlinge um den Hals in seinem Schlafzimmer fand. All ihre Versuche, ihn davon abzubringen, etwas so Törichtes zu tun, hatten nichts genützt, sondern ihn nur kreativer gemacht.
    Ach Papa, dein grandioser Plan, edelmütig dein eigenes Leben zu opfern, um mir die Flucht zu ermöglichen, war letztlich auch vergebens, weil ich bis Sonnenaufgang vermutlich erfroren bin, dachte sie und sah sich um, wo sie hier eigentlich gelandet war.
    Die Sonne versank bereits hinter den Berggipfeln im Westen, und mit dem schwindenden Tageslicht fiel die Temperatur schnell. Arkady war erschöpft und hungrig und trotz des Pelzmantels bis auf die Knochen durchgefroren. Ihre Füße waren eiskalt, ihre Schuhe durchgeweicht; sie hatte kein Gefühl mehr in den Zehen und wusste, dass sie eine Nacht im Freien ohne die Möglichkeit, Feuer zu machen, nicht überleben würde.
    Und ihr blieb nicht mehr viel Zeit, ehe ihre Lage wirklich hoffnungslos wurde. Ohne einen Unterschlupf oder ein Feuer würde sie ihren Verfolgern tatsächlich entkommen, indem sie den einzigen Ort aufsuchte, an den Jaxyn ihr gewiss nicht folgen konnte: den Tod.
    Ihren Durst hatte sie einigermaßen mit Schnee gestillt, aber sonst hatte sie keinerlei Verpflegung bei sich, und sie kannte sich viel zu wenig mit dem Leben in der Wildnis aus, um im Wald etwas zum Essen aufzutreiben.
    Die Wälder machten sie nervös. Sie war in den Elendsvierteln von Lebec aufgewachsen und hatte dann ihr Leben im Palast verbracht. Auf den Straßen einer Stadt gab es für Arkady Desean keine Überraschungen. Declan hatte ihr als Kind beigebracht, für sich selbst zu sorgen, was ihr auch als frisch gebackene Fürstin zugutegekommen war. Sich um die tückischen Fallgruben der glaebischen Adelsgesellschaft herumzumanövrieren war dem Überlebenskampf in der Gosse erstaunlich ähnlich. Aber selbst als Sklavin in Senestra oder in den lebensfeindlichen Wüsten Torleniens war sie nicht so verlassen gewesen wie jetzt, in einer unvertrauten Umgebung, wo ihr alles Handwerkszeug zum Überleben fehlte.
    Arkady wusste, dass man Feuer machen konnte, indem man Zweige aneinanderrieb, aber bisher hatte sie diese Fertigkeit nie gebraucht. Es war immer jemand mit einem Feuerstein in der Nähe gewesen, oder es gab ein Feuer, wo man sich etwas Glut borgen konnte. Das Essen machte ihr weniger Sorgen. Wenn es sein musste, konnte sie tagelang ohne Essen überleben, und ihre Freiheit war ihr allemal wichtiger als ein voller Bauch.
    Aber Freiheit war eben keine Freiheit, wenn man tot war, und wenn erst die Nacht hereinbrach, würde sie das sehr bald sein.
    Der

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