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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Möglichkeit finden zurückzuschlagen.«
    »Aber wenn ihr zwei zusammen stärker seid –«
    »Dann umgeht er eben ein direktes Kräftemessen. Er würde was anderes tun, zum Beispiel jedem Einwohner von Cycrane das Hirn aus den Ohren spritzen lassen oder etwas ähnlich Drastisches, sodass wir mit der Eisschmelze aufhören müssten. Gezeiten, glaubt Ihr vielleicht, wir wären wie die Zauberer aus den Kindermärchen, die bloß rumstehen und sich mit Blitzen bewerfen?« Tryan lachte säuerlich. »Wenn es so simpel wäre, wozu brauchten dann Zauberer noch sterbliche Armeen, um ihre Schlachten auszutragen?«
    Das hatte sich Stellan auch schon gefragt. Frustriert umklammerte er das Balkongeländer und spürte durch seine Handschuhe hindurch mit leichter Verwunderung, wie es erbebte. Gezeiten, wie viel an diesem Gemetzel ist allein meine Schuld?, fragte er sich.
    Ach, Arkady, habe ich auch dich mit meinem Ehrgeiz umgebracht?
    Das Beben wurde stärker. Gerade als Stellan das bewusst wurde, sah Tryan plötzlich auf. Verwirrung spiegelte sich in seiner Miene, dann äußerste Besorgnis. » Was zum …«
    Der Unsterbliche kam nicht mehr dazu, seine Frage auszusprechen. Ohne Vorwarnung barst das Eis mit einem Knall, so laut, als sei die Welt entzweigehauen worden. Sogar die Kämpfenden hielten für einen Augenblick inne. Dann sah Stellan, was diesen Krach verursacht hatte, und er schnappte nach Luft – vorwarnungslos und ohne dass es dafür eine logische Erklärung gab, hatte ein klaffender Riss die Eisfläche gespalten.
    Unten auf dem Eis besaßen Krydence und Rance genug Geistesgegenwart, um ihre Truppen schleunigst zurückzuziehen, als ihnen klar wurde, dass jeden Augenblick das Schlachtfeld unter ihren Füßen wegbrechen würde. Doch Jaxyn befand sich zu weit entfernt, um zu erkennen, was die weiter oben Stehenden sehen konnten. Risse breiteten sich aus wie ein Virus, zogen sich wie ein Spinnennetz über die Eisdecke, die von Augenblick zu Augenblick durchsichtiger zu werden schien.
    »Was ist da los?«, rief Stellan über den Tumult hinweg, den die plötzlichen Rückzugsbefehle ausgelöst hatten. Feliden, die eben noch blindwütig alles darangesetzt hatten, ihre Gegner zu Tode zu schlitzen, hasteten schlitternd und rutschend über das blutbedeckte Eis und versuchten verzweifelt, das Ufer zu erreichen. »Ist das Gezeitenmagie?«
    »Und ob das Gezeitenmagie ist«, bestätigte Tryan. Er musste brüllen, um den Krawall zu übertönen. »Aber es ist nicht Jaxyn, der sie einsetzt.«
    »Wer dann?«
    Tryan musste die Antwort kennen, doch er schien nicht geneigt, sein Wissen mit Stellan zu teilen. Der Unsterbliche begann wild zu fluchen.
    Und dann gab das Eis vollends nach.
    Eine Zeit lang wurden selbst Tryans Flüche übertönt vom Krachen berstenden Eises und den Schreien Tausender ertrinkender Feliden. Von Grauen erfüllt starrte Stellan auf den See. Immer schneller breiteten sich überall Risse aus, öffneten sich klaffend und gaben den Blick auf eisiges schwarzes Wasser frei. Jetzt bedurfte es keiner Gezeitenmagie mehr, um die Zerstörung voranzutreiben.
    »Arkady!« schrie Stellan, aber es war nur ein sinnloser, vergebliche Aufschrei, der ohnedies in den Schreien der sterbenden Crasii unterging.
    Mit irrwitziger Geschwindigkeit rasten die splitternden Risse auf Jaxyns Podest zu. Im nächsten Augenblick neigte es sich zur Seite, rutschte ins eiskalte Wasser und riss alle seine Insassen – Sterbliche und Unsterbliche – mit sich in die eisigen dunklen Tiefen des Oberen Oran.

26
     
    Es war schon Abend geworden, als Arkady es wagte, eine Pause einzulegen. Den größten Teil des Tages rannte oder vielmehr stolperte sie halbwegs parallel zum Seeufer über unwegsames Gelände nach Norden, immer die Angst im Nacken, dass jemand ihr auf den Fersen war.
    Ihre Nerven lagen bloß. Bei jedem knackenden Zweig, jedem unerklärten Geräusch in den Wäldern zuckte sie vor Schreck zusammen. Selbst nach fast einem ganzen Tag auf der Flucht konnte sie kaum glauben, dass sie es tatsächlich geschafft hatte zu entkommen. Und ebenso wenig konnte sie ihr Glück fassen, dass Jaxyn ausgerechnet eine Ark mit ihrer Bewachung betraut hatte, die zufällig eine Agentin der geheimen Bruderschaft des Tarot war.
    Wenn man es recht bedenkt, war das vielleicht gar kein glücklicher Zufall, dachte sie jetzt und fegte den Schnee von einem umgestürzten Baumstamm, um sich kurz hinzusetzen, ein wenig zu verschnaufen und ihre müden Beine auszuruhen. Die geheime

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