Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
neugierig um, stieg über die Trümmer am Eingang, der weitgehend unverändert wirkte, und folgte der Canide und ihrem Welpen durch die große Halle und über eine schmale Treppe im hinteren Teil ins Kellergeschoss.
Hier unten, wo es sehr viel wärmer war, hatte Boots sich und ihren Kleinen ein gemütliches kleines Nest gebaut. Da waren Felle auf dem Boden und ein ansehnliches Vorratslager in der Ecke. Ein kleines Feuer brannte in einer Feuerstelle, die mit einem Mäuerchen aus aufgeschichtetem Geröll gegen neugierige kleine Pfoten abgeschirmt war. Ein Durchgang am anderen Ende des Raumes führte vermutlich zu einer weiteren gefährlichen Treppe, die noch tiefer hinunterführte. Er war ebenfalls mit einem kleinen Wall aus Steinen verbarrikadiert.
»Viel ist es nicht«, sagte Boots, als Arkady an der Schwelle zögerte. »Aber hier wohnen wir.«
Boots setzte Missy auf dem Boden ab. Die Kleine krabbelte sofort auf allen vieren zu dem Fellhaufen, wo zwei weitere Welpen friedlich schliefen – zumindest bis ihre Schwester kam und auf sie draufsprang. Boots ließ einen ramponierten Ledervorhang herabfallen, der über der Türöffnung festgezurrt war, und schnitt sie damit von der Außenwelt und der bitteren Kälte ab, die mit der Dunkelheit hereingebrochen war.
»Ich … es ist wunderbar«, sagte Arkady, als die gemütliche Wärme des Raumes sie umhüllte. Noch nie hatte ein Ort so warm und einladend auf sie gewirkt. »Das ist das erste Mal seit Tagen, dass mir warm ist.«
Und dass ich halbwegs in Sicherheit bin, dachte sie. Sie hatte Angst, es laut zu sagen. Bloß nicht beschreien! Gezeiten, ich glaub s einfach nicht. Ich fühle mich – zumindest für den Augenblick – wirklich sicher.
27
»Seid Ihr hungrig, Euer Gnaden?« »Entschuldige, hast du etwas gesagt, Boots?« »Ich habe nur Trockenfleisch«, sagte die Canide. »Aber ich gebe Euch gern etwas davon ab.« Sie ging zum Feuer hinüber und stocherte in der Glut, bis das Feuer wieder brannte. Inzwischen waren alle drei Welpen unruhig, weil die Kleine die anderen geweckt hatte.
»Missy, lass deine Brüder in Ruhe schlafen!« Das Hundemädchen setzte sich auf und starrte ihre Mutter mit riesigen feuchten Augen an, die im Feuerschein glänzten. »Und du brauchst mich auch gar nicht so anzuschauen, kleines Fräulein«, fügte Boots mit strenger Stimme hinzu, ohne die Kleine auch nur eines Blickes zu würdigen. »Das zieht bei mir nicht.«
Arkady lächelte. »Sie ist wirklich ein süßer Fratz, Boots.«
»Das sagt Ihr nur, weil Ihr sie eben erst kennengelernt habt, Euer Gnaden. In ein oder zwei Tagen seht Ihr das anders.« Boots war mit dem Feuer fertig und ging zu den Fellen hinüber. Wenig später hatte sie die anderen Welpen beruhigt. Dann setzte sie sich neben sie und gab Missy die Brust. Die Kleine trank geräuschvoll und mit Genuss.
Arkady sah sich im Raum um, doch da waren nirgends Anzeichen dafür, dass noch andere Erwachsene hier wohnten. »Ist ihr Vater nicht da und hilft dir?«
Boots runzelte die Stirn. »Der ist fort und spielt den Helden. Gezeiten, wie ich Helden hasse.«
»Ein Held würde seine Familie nicht im Stich lassen.«
»Wir wären verdammt besser dran gewesen, wenn dieser spezielle Held genau das getan hätte«, knurrte Boots, die sichtlich keine Lust hatte, über den abwesenden Kindsvater zu reden. »Es war allerdings ein Segen, dass wir Fürst Stellan getroffen haben, Euer Gnaden. Und zum Glück hat er mir auch nicht nachgetragen, dass ich damals eine seiner elenden Feliden umgebracht habe.«
Typisch Stellan , dachte Arkady. Sogar jetzt noch kümmerte er sich um seine Crasii. Nur schade, dass er sich nicht auch um seine menschlichen Schützlinge so kümmerte. Wie kann ein so gewissenhafter Mann gleichzeitig so rücksichtslos sein? »Geht es ihm gut?«
Boots nickte. »So wie es aussieht, schon. Er hat die Suzerain so weit, dass sie nach seiner Pfeife tanzen, und das muss man erst mal hinkriegen.« Die Crasii drehte sich zu Arkady um. »Wisst Ihr, was ein Suzerain ist, Mylady?«
»Nur allzu gut, Boots«, sagte Arkady mit einem Seufzer und stellte sich etwas näher ans Feuer. »Nur allzu gut.«
»Dann wisst Ihr auch, dass es bei diesem Krieg um die Suzerain geht und nicht darum, ob jemand die arme kleine Prinzessin Nyah entführt hat oder nicht?«
Arkady nickte und setzte sich ungebeten, weil sie einfach ihre Schuhe ausziehen musste, bevor sie ihr noch zusammen mit ihren Füßen abfielen. »Ich weiß auch, dass du eine Ark
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