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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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meinem Kopf hinwegröhrenden
Raketengeschosse, deren Feuerschweife mir Hitze ins Gesicht
schleuderten. Ich lauschte den Detonationen, und es gab deren
viele…
Dann sah ich undeutlich, geblendet von dem Feuerwerk, wie
die hintersten Schweber links und rechts seitlich abkippten und
über dem Wald verschwanden, außer Sicht gerieten.
„Feuer einstellen!“
Eine ungeheure Stille brach herein. Rechts und links von der
Straße flackerten durch Qualm und Staub kleine Feuer. Ganz
allmählich drangen Geräusche ins Bewusstsein. Hier und da
stürzten abgebrochene Äste vollends zu Boden. Rauch, Pulverund Ammoniakdämpfe lagerten über der Straße.
Langsam schälten sich aus dem aufsteigenden Brodem
Wrackteile, zerfetzte Rümpfe der fremden Flugzeuge.
Mindestens die Hälfte hatte es erwischt. Zum Teil lagen sie
hochkant im Wald, größere Trümmerstücke säumten die Straße.
Stimmengewirr klang auf. Die Soldaten kamen aufgeregt aus der
Deckung.
„Verluste?“, fragte ich. Das Gerät zitterte in meinen bebenden
Händen.
Es dauerte eine Weile, ehe Rückmeldung kam. Nur in der
zweiten Batterie eine mittlere Splitterverletzung, die ambulant
behandelt werden konnte.
Ich atmete auf.
Plötzlich heulte von einer der rückwärtigen Batterien eine Salve
auf, der eine Detonation folgte.
Ich riss den Kopf herum, sah noch, wie der Aufklärungsdiskus
in Fetzen flog. Prachtkerle!
Wenig später kam zum Vorfall die Meldung. Diese Maschine
hätte unbeweglich über der Kolonne gestanden, ziemlich hoch,
hätte den Kampf wohl beobachtet, würde vielleicht besonnener
eine nächste Attacke dirigiert haben. Man hätte Zeit gehabt zum
sorgfältigen Zielen…
Kein Zweifel, der Angriff war abgeschlagen worden, der Gegner
hatte beträchtliche Verluste erlitten, wie vielleicht nie zuvor.
Meine Erregung klang nur wenig ab. Ich befahl äußerste
Bereitschaft, die Geschütze in der ursprünglichen Anordnung zu
belassen, gefechtsklar zu halten.
Noch konnte ich mich nicht dazu entschließen, den Marsch
nach Ivalo fortzusetzen und die Werfer wehrlos zu machen. Aus
der Fahrt heraus ließ sich ein Angriff kaum wirkungsvoll
abwehren.
Wenig später kam neuerlich Alarm. Der rechts im Wald
vorgeschobene Posten meldete die rasche Annäherung von sechs
Schwebern in geschlossener Formation in einer Höhe
von
vielleicht hundert Metern.
Sofort befanden sich die Soldaten an den Geschützen, noch ehe
ich die Feuerbereitschaft der Batterien befohlen hatte. Dann
beorderte ich einen Mann in den Wald, der melden sollte, wann
die Maschinen eine bestimmte Position überfliegen würden. Die
Meldung kam rascher, als ich angenommen hatte. Also näherten
sie sich dieses Mal forciert, meinten, wir würden so keine Zeit
haben.
Aber – Sekunden später wurden sie, sobald sie über den
Wipfeln auftauchten, getroffen wie auf einem
Tontaubenschießen unter Könnern. Viele der Geschosse zogen
ihre Bahn in eine unbekannte Ferne, würden dort Schaden
anrichten. Aber nur einen Augenblick dachte ich das. Denn im
übermächtigen Hagel barsten sechs Schweber der Angreifer, die
letzten, die sie bei diesem Angriff aufgeboten hatten. Das
jedenfalls hoffte ich.
Dann klangen in der Truppe abermals freudige Rufe auf.
Man schrie sich noch einmal Begebenheiten zu. „Hast
du
gesehen… denen haben wir es gezeigt… die kommen so schnell
nicht wieder… denkt wohl, ihr könnt mit uns alles machen…“
Übersprudelndes, kindisches Getue. Ihre Angst, ihre Erregung
warfen die Soldaten so von sich.
Ich fragte die Posten ab. Keiner konnte einen weiteren
Annäherungsversuch vermelden.
Da beorderte ich ein Räumfahrzeug an die Spitze. „Wir
brechen auf, rasch!“ Und in wenigen Minuten setzte sich die
Kolonne in Bewegung.
Durch das Trümmerfeld ging es langsam voran. Die Blechteile
verhakten sich, und mehrmals mussten Soldaten Hand anlegen.
Wieder bedauerte ich, dass uns eine nähere Untersuchung der
abgeschossenen Flugmaschinen versagt blieb. Doch mir schien
es am Wichtigsten, den Sammelraum bei Ivalo zu erreichen;
niemand konnte sagen, ob sich der Gegner mit einer derartigen
Niederlage im Hinterland abfinden würde, ob er nicht mit
geballter Übermacht erneut anrückte – und dann mit veränderter
Taktik.
Links und rechts der Straße lagen die rauchenden Wracks
der Flugapparate verkantet zwischen geknickten und gestürzten
Bäumen. Eine hervorragende Waffe, diese Katjuschas!
Da war mir, als bewegte sich rechter Hand an einem der
zerstörten Flugkörper etwas. Kein

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