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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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eilig, trieb
seine Leute zum Einsteigen. „Wo sind die, die wir mitnehmen
sollen? Schnell, wir sind bereits überfällig.“
Ich gab einen entsprechenden Befehl. Wieder musste
ich
lächeln, erahnte, weshalb es jener plötzlich so eilig hatte. Weg aus
dieser gefährlichen Umgebung! Womöglich zogen
diese
Wahnwitzigen erneut das Feuer auf sich. Nun, so abwegig war
dieser Gedanke nicht. Auch ich hatte es eilig, wartete nicht ab, bis
sich die Ausgestiegenen gesammelt hatten. Ich rief ihnen ein
„Macht’s gut!“ zu, winkte, schwang mich aufs Fahrzeug und
ordnete erhöhtes Marschtempo an.
In einer Stunde und vierzig Minuten erreichten wir
unangefochten Ivalo.
Im Stab herrschte erhebliche Aufregung. Die Werferkolonne,
erstmalig dem Gegner gegenübergestellt als Hauptkraft in der
neuen Verteidigungslinie, schien – noch bevor sie zum Einsatz
kam – aufgerieben. Wir trafen zu dem Zeitpunkt ein, als ein
Aufklärungsflugzeug starten sollte, unseren Verbleib zu
erkunden.
Man hatte sich erhebliche Sorgen gemacht, weil die
Nachrichten, die wir den Reisenden mitgegeben hatten, zum
Teil nicht, zum Teil verworren angekommen waren.
Übereinstimmend hatte man jedoch berichtet, dass die Kolonne
unterwegs angegriffen worden sei. Umso größer war die Freude,
dass wir im Ganzen ungeschoren, vor allem ohne Verluste und
mit nur sechs Stunden Verspätung eintrafen. Und die Euphorie
schlug hohe Wogen, als ruchbar wurde, dass wir obendrein eine
Flotte der gegnerischen Flugapparate abgeschossen hatten.
Ich musste Offizieren Rede und Antwort stehen, kaum
nachdem ich einige Happen gegessen und mir einigermaßen den
Ruß aus dem Gesicht gewaschen hatte. Mühe hatte ich, den
Fragern klarzumachen, dass ich im Umgang mit der neuen
Waffe nicht die geringste Erfahrung hatte, dass ich den Erfolg
lediglich im Überraschungseffekt, verbunden mit einer gewissen
Logik, sah, die jedoch, und dessen war ich sicher, nur ein
einziges Mal funktionierte.
Deshalb versuchte ich darzulegen, dass man gut beraten sei,
wenn man die Kampftaktik ändere.
Auf mein Anraten hin wurde eine Operationsgruppe
ausgesandt, die die Kampfplätze sichern sollte. Die
Frontbeobachter der Vereinten Nationen wurden in Kenntnis
gesetzt, dass man ein offenbar noch lebendes Exemplar der
Außerirdischen in Gefangenschaft hielt. Das in den letzten
Wochen in Paris eingerichtete Institut der UNO sicherte zu,
sofort deswegen eine Expertengruppe in Marsch zu setzen. Ich
wollte nicht begreifen, dass sich derartige Institutionen so weit
vom Schuss etablierten. Der Zentrale Verteidigungsstab saß in
Rostock, diese in Paris. Hatte man Finnland bereits aufgegeben,
ging die großräumige Strategie davon aus, die Ostsee zunächst als
natürliches Bollwerk zu nutzen, dahinter die eigentliche
Verteidigungslinie aufzubauen? Aber gerade das würde
wesentlich mehr Kenntnis über diese Wesen verlangen. Zum
Beispiel – inwiefern wäre die Ostsee für sie tatsächlich ein
Hindernis?
Mit all diesen Erwägungen, denen ich natürlich nicht
ausweichen konnte, vergingen mehrere Stunden. Erst danach
konnte ich mich mit anderem befassen. Den Aufenthaltsort
Dagmars konnte ich trotz intensiver Nachfrage nicht ermitteln.
Ich brannte darauf, ihr von den Ereignissen in Rostock zu
berichten. – Als Nächstes machte ich mich mit dem
Frontverlauf bekannt.
Einen Tag nach meiner Abreise hatten die Fremden Kaamanen
genommen und waren rasch weiter nach Süden vorgedrungen.
Nach fünf Tagen, in denen die Menschen weiter keinen
Widerstand geleistet hatten, waren sie bis an den Vaskojoki
gekommen, hatten die völlig evakuierte Stadt Inari
eingenommen und kontrollierten das südliche Ufer des
Inarisees. Dort stoppten sie die Offensive von sich aus ebenso
plötzlich, wie sie sie begonnen hatten.
Ivalo wurde so gleichsam zum nördlichsten Stützpunkt der
Verteidiger; denn die Linie, die jetzt aufgebaut wurde, verlief
entlang dem Fluss Ivalojoko nach Südwesten und dem Lutto
nach Südosten bis nach Russland hinein, eine zweihundert
Kilometer lange Front, die, das wurde mir mit Stolz berichtet,
durchgängig mit starken Verbänden der Menschen belegt war.
Und ständig rückten weitere Mannschaften an, vor allem aber
neue und schwere Waffen. Werfer stünden bereits in mehreren
derartigen Kolonnen in Stellung, weitere, sogar modernere,
würden erwartet.
Was mich mit Sorge erfüllte, war die Tatsache, dass der Gegner
offenbar frech und sorglos, wie es ihm beliebte, im Hinterland
operierte und dort bereits

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