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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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ich das unter aller Augen getan hätte, wäre es allerdings niemandem aufgefallen. Es gibt Leute, die schlicht unsichtbar sind. Man ist so an ihren Anblick gewöhnt, dass sie im Laufe der Zeit mit ihrer Umgebung verschmelzen. Entsprechend haben sie auch keine Augen, keine Ohren und kein Gedächtnis. Zu diesen Leuten gehöre auch ich. Meine Arbeit ist nützlich, aber ich bin verzichtbar. Heute muss ich versuchen, es ein bisschen weniger zu sein.
    Ich nehme das Handy und schreibe die SMS , auf die alle warten.
    Masoero und Bernini raus. Della Favera und Giallonardo rein.
    Die Nachricht schicke ich sowohl an Gentile als auch an Martinazzoli. Wenige Sekunden später bekomme ich eine SMS , die nach einem ungläubigen und wütenden Präsidenten klingt. Ziemlich ungläubig, aber noch viel, viel wütender.
    Was ist denn das für ein Scheißdreck? Bist du verrückt geworden?
    Ich kreuze die Finger und antworte.
    Keinesfalls. Ich weiß, was ich tue. Vertrauen Sie mir.
    Ich schreibe knapp und nachdrücklich, so wie man es vom Mister kennt, der immer ein sehr direkter Mensch war.
    Keine Antwort.
    Für den Moment habe ich sie offenbar überzeugen können. Ich gehe zur Bank, wo Andrea und Liborio auf mich warten, und bleibe zwei Schritte vor ihnen stehen, weil ich keine Lust habe zu reden. In diesem Moment wird in der Spielerkabine die Hölle los sein, da man die Aufstellungsänderung sicher bereits bekannt gegeben hat. Kommt hinzu, dass man sich wegen der Abwesenheit des Trainers nicht direkt mit ihm anlegen kann. Roberto wird sich denken können, dass ich meine Hand im Spiel habe, und wird nun auf glühenden Kohlen sitzen, weil er die Hintergründe nicht durchschaut. Dasselbe gilt für Bernini, wenn auch aus anderen Gründen.
    Als die Spieler aus dem Tunnel kommen, seufze ich erleichtert auf. Della Favera und Giallonardo laufen aufs Spielfeld, während mein Sohn und der erste Torwart mit den anderen zur Bank gehen. Als sie an mir vorbeikommen, würdigt mich Roberto keines Blickes.
    Im Stadion laufen die üblichen Rituale ab. Die dröhnende Vorstellung der Spieler aus dem Lautsprecher, die Schreie des Publikums, wenn sie die Namen der Spieler hören, der Austausch der Wimpel, der Händedruck, der Münzwurf. Die Fans auf den Rängen werden sich natürlich fragen, warum der Mister nicht auf der Bank sitzt und das Raubein nicht von Beginn an spielt. Sollen sie es sich ruhig fragen, solange sie nicht die richtige Antwort bekommen.
    Schließlich haben alle Spieler ihre Position eingenommen. Der Schiedsrichter pfeift, ein Spieler berührt den Ball, und noch aus dem letzten Winkel des Stadions wallt Jubel auf.
    Das Spiel hat begonnen.

Dreizehn
    Eine Viertelstunde später versuchen die Mannschaften immer noch sich zu orientieren.
    Der gegnerische Trainer hat sofort begriffen, dass die Mannschaft nicht defensiv, sondern offensiv aufgestellt ist. In den ersten Minuten nach dem Anpfiff hatte er also alle Hände voll damit zu tun, seine Reihen so umzudirigieren, dass sie die unerwartete Situation meistern würden. Dass Di Risio nicht auf der Bank saß, beschäftigte ihn nicht allzu sehr. Er nahm es einfach als Tatsache hin, dass er statt der Hand des Trainers die seines Vertreters schüttelte. Was ihn sicher viel mehr überraschte, war, dass Bernini und Masoero nicht aufgestellt waren. Vermutlich war er erleichtert. Doch seine Zweifel und Hoffnungen sind für uns nur interessant, insofern sie sich in Tatsachen auf dem Spielfeld verwandeln.
    Ich muss mich vor allem um unsere eigenen kümmern.
    Mir kommt es so vor, als hätte Re, einer der beiden Außenverteidiger, große Probleme damit, seinen Bereich sauberzuhalten. Sein Gegenspieler ist Montesi, ein nicht sonderlich starker Stürmer, der aber schnell und wendig ist und ihn heute schon ein paar Mal ausgetrickst hat. Um ihn zu stoppen, musste Re zwei Fouls begehen und hätte fast Gelb kassiert.
    Die Ereignisse haben meine Perspektive vollkommen verändert. Viele Spiele habe ich in meinem Leben schon gesehen, aber ich habe sie als Zuschauer gesehen und hatte nichts zu vermelden. Wenn die Spieler einlaufen, ist meine Arbeit praktisch getan. Meine emotionale Anteilnahme beschränkt sich auf die Frage, ob die Mannschaft Tore schießt oder reinbekommt und wie mein Sohn sich schlägt.
    Jetzt muss ich das Geschehen aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten und die Leistung der Spieler mit den Augen des Mister sehen, als wäre ich so etwas wie ein zwölfter Spieler. Ich frage mich, ob ich meine

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