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Familienalbum

Familienalbum

Titel: Familienalbum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Lively
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sich einen Dyson-Staubsauger und für die Toilette im Erdgeschoss ein richtiges Waschbecken geleistet, das den alten Ausguss ersetzt. Über den hatten sich einige Teilnehmerinnen mokiert.
    Charles bleibt an den Kochkurstagen in seinem Arbeitszimmer. Die meisten Frauen haben ihn nie gesehen; manchmal wird leise getuschelt, da Alison so augenfällig und produktiv verheiratet ist (die Familienfotos überall, die Namensbecher sprechen für sich). Ingrid unterstützt Alison in der Küche, bleibt aber undurchschaubar; sie kommt und geht, schafft zwischendurch kurz Ordnung und wird von Alison als »meine PA« bezeichnet. Alison weiß gar nicht genau, was das genau bedeutet; Ingrid hat es vorgeschlagen, beide finden, dass es gut klingt. Die Frauen rätseln über Ingrid, doch die erklärt bei diskretem Nachfragen (»Sie müssen Skandinavierin sein … lassen Sie mich raten – aus Schweden?«) nur, dass sie aus rein beruflichen Gründen hier ist: »Ich arbeite schon einige Zeit bei Alison.«
    Ingrid ist von ihrem Zimmer im Dachgeschoss in Ginas altes Zimmer umgezogen. Dummerweise wurde die Decke im Mansardenzimmer an einer Stelle undicht, sodass bei Regen ein Eimer untergestellt werden muss. Ein Handwerker kam sich das Dach ansehen; danach schüttelte er ausgiebig den Kopf und schickte einen Kostenvoranschlag, der schlicht und einfach lächerlich war, die ganzen Nullen. Alison tippte auf einen Fehler, doch das war offenbar nicht der Fall. Charles starrte das Schreiben nur achselzuckend an, natürlich war er seit zehn Jahren oder länger nicht mehr im Dachgeschoss gewesen. Inzwischen sind die aufgestellten Eimer eine Dauereinrichtung, die ihren Zweck offenbar erfüllt.
    Allersmead wirkt jetzt wie isoliert in dieser Gegend, die sich peu à peu verändert hat. Eine neue Art von Nachbarn ist zugezogen; riesige, schnittige Autos parken in den Zufahrten, ein Haus in der Straße, das so groß ist wie Allersmead, wurde zu einem Pflegeheim umgebaut, ein anderes in Wohnungen aufgeteilt. Die Leute nebenan haben ihren Garten an einen Bauträger verkauft, und zu Alisons großer Entrüstung wurde ein Bungalow aus dem Boden gestampft. Die Nachbarn sind jünger und meist abwesend – bei Morgengrauen brausen sie in den schnittigen Autos davon und kommen spätabends zurück, die Frauen genauso wie die Männer; ihre Kinder werden von jungen Kindermädchen gehütet. Ingrid behauptet, es gebe Kinder, die ihre Eltern nicht erkennen.
    Durch den Türschlitz fallen Briefe von Häusermaklern, deren Kunden in der Gegend eine Immobilie wie Allersmead erwerben möchten, gern auch Allersmead selbst, wie sich stillschweigend versteht. Alison wirft die Briefe weg. Die Bemerkungen der Kursteilnehmerinnen haben ihr bewusst gemacht, dass Allersmead als kuriose Mischung aus Altertümlichem und höchst Erstrebenswertem gilt (»Was könnte man nicht alles daraus machen …«). Die Frauen selbst kommen überwiegend aus den Außenbezirken der Stadt, aus neuen oder zumindest neueren Sechs-Zimmer-Villen an baumbestandenen Straßen, aus den umliegenden Dörfern oder aus den alten, zu Lofts umgewandelten Lagerhäusern am Kanal. Beim Anblick der Buntglasfenster und des schwarz-weißen Marmorbodens in der Eingangshalle von Allersmead brechen sie in Entzückensschreie aus. Alison ärgert sich darüber; es passt ihr nicht, dass Allersmead als eine Art Anachronismus, ein Relikt aus früheren Zeiten wahrgenommen wird. »Dies ist immer ein Wohnhaus für eine Familie gewesen«, sagt sie. »Ein richtiges Zuhause.«
    Es ist so lange her, dass Alison anderswo gelebt hat, deshalb kann sie sich gar nicht mehr erinnern, wie andere Häuser so sind. Als sie ihr Elternhaus verlassen hat, um zu heiraten, war sie noch sehr jung. Sie erinnert sich, dass sie ihre eigene Kindheit in Nordlondon verbracht hat, in einer viktorianischen Doppelhaushälfte, die geräumig war, wenn auch nicht weitläufig, aber es gab ja auch nur zwei Kinder. Wenn sie an ihr Elternhaus denkt, vergleicht sie es unwillkürlich mit Allersmead, und dann erscheint es tatsächlich etwas beengt.
    Als Charles und Alison Allersmead zum ersten Mal sahen, hat Alison es sofort als ihr künftiges Heim erkannt. Sie starrte es an – die Treppe, die zu der großen Haustür hochführte, die vielen Fenster, die auf viele Zimmer schließen ließen, die massive Bauweise. Das Haus strahlte Sicherheit aus, wie es zwischen großen Bäumen stand; dahinter lagen tausend Quadratmeter Garten (hieß es in der Maklerbeschreibung). Unter

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