Familienaufstellungen
gestaltetes Ablösungsritual die von anderen Gefühlen überlagerteLiebe des Kindes zu seinen Eltern freigesetzt. Zum Abschluss sucht sich der Aufstellende einen neuen Platz in seinem Familiensystem, einen Platz, an dem er sich wohlfühlt.
Bei dieser Variante der Familienaufstellung wird betont, dass der Aufstellende aktiv an seinem inneren Bild arbeiten kann. Allein danach hat er die Familie gestellt, und nur er kann seine Position verändern. Die Aussagen der Stellvertreter werden von der Therapeutin als Angebote gewertet – die der Aufstellende aufnehmen und beantworten oder aber auch ablehnen kann. Der Aufstellende entscheidet, welche Schritte er oder sie in der Aufstellung gehen möchte. Die therapeutische wirksame Lösung liegt in der Kontaktaufnahme. Zwischen Familienmitgliedern, die einander nicht (mehr) ansahen oder nicht miteinander redeten, beginnt ein neues Gespräch, das von Liebe getragen wird. Diese Variante sieht von einem idealen Schlussbild, das eine Idealordnung verdeutlichen soll, ab. Die Lösung wird gerade dadurch deutlich, dass der Aufstellende selbst in der Lage ist, seinen guten Platz zu finden.
▶▶ Beispiel: Elisabeth besuchte ein Familienaufstellungsseminar, weil sie immer wieder spürte, dass sie zum Leben keinen richtigen Kontakt hatte und dass sie sich bedroht fühlte. Ihr Familiensystem sah folgendermaßen aus: Sie wuchs bei ihrem Vater und ihrer Mutter zusammen mit drei Halbbrüdern aus der ersten Ehe des Vaters auf. Diese drei Halbbrüder waren noch sehr klein, als deren Mutter sich das Leben nahm. Elisabeth hatte den Eindruck, in einer eigenartigen Verbindung zu der verstorbenen Frau zu stehen.
In der Familienaufstellung empfindet Elisabeths Stellvertreterin eine sehr enge Verbindung zu ihren Halbgeschwistern. Zu ihrer leiblichen Mutter spürt sie wenig Kontakt. Viel stärker fühlt sie sich zu der Mutter der Halbbrüder hingezogen. Als Elisabeth selbst in ihrer Position steht, fragt die Therapeutin, zu wem sie gerne Kontakt aufnehmen würde. Für Elisabeth ist sofort klar: zu ihrer eigenen Mutter. Sie tritt vor sie hin, und die Therapeutin fordert Elisabeth auf, der Mutter in die Augen zu schauen.
Ohne weitere Anweisung legt Elisabeth ihren Kopf an die Brust der Mutter und weint – wie jemand, der nach vielen Jahren einen vermissten Menschen wieder trifft. Minuten später, als sie nochmals in die Augen ihrer Mutter schaut, sagt sie deutlich: »Du bist meine Mutti.«
Elisabeth hatte bis zu dem Zeitpunkt in ihrer Seele nicht klären können, zu wem sie gehörte: zur Mutter ihrer Halbbrüder, deren Sehnsucht sie in sich aufgesogen hatte, oder zu ihrer leiblichen Mutter.
Abschließend fordert die Therapeutin Elisabeth auf, ihrem Vater zu sagen, was für sie an diesem Tag klar geworden war. Sie geht zu ihrem Vater, und mit einer Handbewegung in Richtung ihrer Mutter sagt sie zu ihm: »Lieber Vati, das ist meine Mutti.« Abschließend sucht sie ihren guten Platz. Sie stellt sich ihrer Mutter und ihrem Vater gegenüber – erst beiden sehr nah, nach einiger Zeit geht sie einen Schritt zurück – so ist es passend für heute.
→ B . Der Therapeut stellt das Lösungsbild
Bei dieser in früheren Jahren von Bert Hellinger entwickelten Variante übernimmt der Therapeut die Verantwortung für das Lösungsbild. Der Aufstellende verfolgt von außen die Veränderungen im System. Die Stellvertreter verlassen ihre Position nicht selbstständig, sondern werden vom Therapeuten an andere Plätze geführt. Dieser lässt sich dabei in erster Linie von seiner eigenen Wahrnehmung, darüber hinaus von den Rückmeldungen der Stellvertreter leiten. Wenn die Antworten der Stellvertreter vermuten lassen, dass weitere Personen zur Klärung einer Verstrickung nötig sind, fragt er beim Aufstellenden nach. Manche Therapeuten erklären ihren Klienten während der Umstellungen die einzelnen Arbeitsschritte, wo welche Ordnung gestört ist, wo eine Identifizierung, Nachfolge oder Übernahme zu erkennen ist.
Erst wenn der systemische Beziehungskonflikt klar ist und alle Stellvertreter sich an ihrem neuen Platz gut fühlen, nimmt der Therapeut den Aufstellenden ins Lösungsbild hinein und lässt ihn mit der bzw. den Personen Kontakt aufnehmen, mit denen etwas geklärtwerden soll. Für die Auflösung der Verstrickung entwickelte Bert Hellinger kurze lösende Sätze, die der Aufstellende zu seinen Eltern bzw. zu Personen, mit denen er verstrickt ist, spricht. Diese Sätze verdeutlichen die bestehende
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