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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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eigenartig vor, dass jemand sich freiwillig dazu entschließen konnte, auf immer und ewig für jemanden zu arbeiten. Aber möglicherweise hatten sich die verbliebenen Diener einfach zu sehr an dieses Leben gewöhnt. Sie fühlten sich wohl bei ihren Herren. Schließlich nickte Laney.
    „Ich glaube, das verstehe ich“, sagte sie.
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber bevor sie dazu kam, knarrte die große Holztür, vor der sie beide standen und lenkte damit Laneys gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
    Die Tür öffnete sich und heraus kam, in gebeugter Haltung, ein junger Mann, den man in eine Wolldecke eingewickelt hatte.
    „Greg“, rief Laney begeistert und schmiss sich dem Mann in die Arme.
    Greg stöhnte auf vor Schmerzen und Laney lockerte sofort ihren Griff wieder.
    „Tut … tut mir leid“, stammelte sie und Greg schüttelte den Kopf.
    „Mach mal langsam, Süße“, bat er. „Mir tut jeder Muskel im Leib weh und wie ich erfahren habe, wird das auch noch ein paar Tage so bleiben. Die Muskeln müssen sich wohl nach zehn Jahren Schlaf erst wieder daran gewöhnen benutzt zu werden.“
    Laney trat gönnerisch einen Schritt zurück, um Greg ein wenig Freiraum zu lassen, und dieser zog überrascht die Augenbrauen zusammen.
    „Mensch, Laney“, sagte er irritiert. „Bist du das wirklich? Mann, bist du groß geworden.“
    Laney grinste fröhlich und drehte sich einmal im Kreis.
    „Ja, nicht wahr? Jetzt bin ich fast so groß wie du.“
    Greg betrachtete Laney ungläubig von oben bis unten und schüttelte dann den Kopf.
    „Nicht zu fassen“, sagte er. „Wow. Du siehst ehrlich toll aus, Kleine. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.“
    Laney verzog beleidigt den Mund, boxte Greg aber dann spielerisch gegen den Arm.
    „Werd bloß nicht frech“, neckte sie.
    Greg zog eine Grimasse und schüttelte dann wieder den Kopf.
    „So hab ich das doch nicht gemeint, Laney“, sagte er. „Ich … Ich kannʼs nur noch nicht fassen, dass du plötzlich so erwachsen bist. Du warst ja als Kind schon so hübsch. Da hätte es mich doch schwer gewundert, wenn du dich plötzlich in eine hässliche Ente verwandelt hättest.“
    Laney verdrehte die Augen und versuchte nicht daran zu denken, wie sie in ihrer Pubertät ausgesehen hatte. Eine Zeit lang hatte sie wirklich befürchtet, dass Simon recht behalten würde und sie für immer in der Pubertät gefangen bliebe. Doch ihre Hautunreinheiten waren verschwunden, und ihr Körper hatte sich an den richtigen Stellen gerundet, so dass sie inzwischen wirklich zufrieden mit sich sein konnte.
    „Wie wäre es, wenn du Greg erst mal richtig ankommen lässt, Laney“, schlug Doreen vor, die mit Jason, Viktor und Kathleen hinter Greg stand und die Szene interessiert beobachtet hatte. „Du kannst ihn morgen wieder belästigen, wenn er sich ein wenig ausgeruht hat. Na, was meinst du?“
    Laney zuckte die Schultern und sah dann Greg an.
    „Das kommt auf dich an“, sagte sie. „Willst du in Ruhe gelassen werden? Oder soll ich eine Runde mit dir joggen gehen, damit du wieder richtig wach wirst?“
    Greg schnaubte amüsiert.
    „Ich glaube dazu bin ich heute noch nicht imstande“, gab er zu. „Aber morgen können wir gerne darauf zurück kommen. Ich möchte doch gerne wissen, ob du inzwischen mit mir mithalten kannst beim Rennen.“
    „Vorsicht, Cousin. Unterschätz meine Tochter nicht“, warnte Jason. „Sie ist schneller, als jeder andere, dem ich je begegnet bin. Es ist faszinierend, aber irgendwie scheint das Teil ihrer Gabe zu sein.“
    „Du meinst abgesehen von dieser Sache mit dem lauten Denken?“, hakte Greg nach. „Oder ist diese Fähigkeit wieder verschwunden?“
    Das hättest du wohl gerne, ertönte Laneys klare Stimme in Gregs Kopf. Tut mir leid, aber ich bin immer noch dazu imstande in deinem Kopf herumzuspuken.
    „Wenn du das plötzlich nicht mehr könntest, dann wäre es auch nicht mehr dasselbe mit dir“, sagte Greg lächelnd. „Aber ich glaube, ich muss mich jetzt wirklich hinsetzen, sonst klappe ich noch zusammen.“
    „Soll dich jemand auf dein Zimmer bringen?“, fragte Viktor zuvorkommend.
    „Das mache ich“, verkündete Laney sofort und griff beherzt nach einem von Gregs Armen, um ihn zu stützen.
    Niemand protestierte und alle sahen mit kaum verhohlener Neugier zu, wie Laney mit Greg die Treppe hinaufging und dabei fröhlich auf ihn einredete. Als die beiden außer Hörweite waren, schüttelte Doreen skeptisch den Kopf.
    „Laney ist noch wie ein Kind“,

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