Familienbande
sagte sie.
„Nein“, widersprach Kathleen. „Sie mag übermütig sein, aber nicht kindlich. Fröhlich, aber nicht unreif. Ich glaube, dass sie durchaus dazu imstande ist sich zu binden.“
„Die beiden passen wunderbar zueinander“, bemerkte Delilah mehr zu sich selber als zu den Herrschaften. Dennoch blickten alle sie an.
Sie räusperte sich, entschuldigte sich aber nicht dafür das Gespräch unterbrochen zu haben. Sie hatte das Herrenhaus zwar nicht verlassen, aber auch sie hatte begonnen, sich ein paar mehr Freiheiten herauszunehmen und ihre Meinung des Öfteren kundzutun.
„Delilah hat recht“, bestätigte Jason nickend. „Sie passen gut zueinander. Hoffen wir nur, dass die beiden das auch so sehen.“
Kapitel 5
Ein unmoralisches Angebot
Greg erholte sich überraschend schnell. Aus dem Wettrennen wurde am nächsten Tag zwar noch nichts, aber Laney schaffte es immerhin, ihn zu einem Spaziergang zu bewegen und ihn nach ein paar Tagen dazu zu überreden, mit ihr zum nahe gelegenen See zu gehen. Seitdem die meisten Diener den Hof verlassen hatten, war der Tagesrhythmus der Familie vollkommen durcheinander geraten. Während die Herren vorher nachts wach gewesen waren, um die Diener zu beaufsichtigen und tagsüber geschlafen hatten, war es inzwischen so, dass viele Dinge auch tagsüber erledigt wurden. Die Einzige aus der Familie, die weiterhin tagsüber das Haus nicht verlassen konnte, war Kathleen.
Laney hatte ihre Stiefmutter bereits mehr als einmal dafür bemitleidet, dass sie niemals in die Sonne gehen konnte. Solange sie sich im Schatten hielt, passierte Kathleen zwar nichts, aber was gab es denn Schöneres, als mit geschlossenen Augen auf einem Stein zu liegen und die Sonne zu genießen, so wie sie es gerade tat?
Laney lehnte sich genüsslich noch weiter zurück und fühlte, wie die Wärme der Sonne sich langsam in ihrem Körper ausbreitete. Sie trug einen roten Bikini und hatte sich zum Sonnen an den Rand des Sees gelegt. Im Gegensatz zu den meisten anderen ihrer Familie schien Greg sich nicht daran zu stören, wenn sie in Badekleidung herumlief, was vermutlich daran lag, dass er zu derselben Generation gehörte wie sie.
Die Männer, mit denen sie bisher engeren Kontakt gehabt hatte, waren alle sehr konservativ und altmodisch gewesen. Frauen hatten sich bei ihnen zurückzuhalten und immer gebührend gekleidet zu sein. Violette, Viktor und Doreen waren mit dieser Meinung keine Ausnahme und auch wenn er es nicht laut aussprach, spürte Laney, dass auch Jason es lieber sähe, wenn sie sich weniger freizügig kleiden würde. Die Einzige, die genauso liberal war, wie Laney, war Kathleen.
Doch gerade als Laney sich vollkommen entspannt fühlte, hörte sie ein verräterisches Geräusch von nassen Tapsfüßen auf den Steinen. Sie wollte aufspringen und ausweichen, aber es war bereits zu spät. Eine Ladung kalten Wassers landete mitten auf ihrem Körper und sie schreckte japsend hoch. Greg lachte aus vollem Halse, während Laney versuchte wieder Luft zu bekommen.
„Du … Mistkerl …“, schnappte sie und kniff die Augen zusammen.
„Was denn?“, fragte Greg gut gelaunt. „Ich wollte doch nur verhindern, dass du dir einen Sonnenbrand holst.“
Laneys Blick verfinsterte sich und sie ging in Angriffsstellung.
„Oh nein. Hab Erbarmen“, bat Greg. „Meine Bewegungen sind doch noch vollkommen unkoordiniert. Ich werde ertrinken.“
Doch Laney hörte nicht auf ihn. Sie sprang auf ihn zu und versuchte ihn zu schubsen. Doch als er das Gleichgewicht verlor, griff er automatisch nach ihrem Arm, sodass sie beide gleichzeitig ins Wasser fielen.
Prustend und lachend tauchten sie wieder auf und hielten sich aneinander fest, um nicht auf den glitschigen Steinen auszurutschen. Das Wasser war kalt, aber sie mussten beide so sehr lachen, dass sie es kaum spürten.
„Das hast du nun davon“, sagte Greg. „Das kommt davon, wenn man einen Invaliden ärgert.“
„Und wenn der Invalide angefangen hat?“, fragte Laney grinsend.
„Invalide haben Narrenfreiheit“, belehrte Greg sie überzeugt. „Oder würdest du einen Mann im Rollstuhl die Treppe hinunterstoßen, nur weil er dich angefahren hat?“
„Nein. Das würde ich nicht. Aber ich glaube, dass es dir schon wieder viel zu gut geht, Greg.“
Laney legte Greg einen Arm um die Hüfte und drehte sich seitwärts, sodass sie ihn beim Laufen stützen konnte. Dann half sie ihm dabei, ans Ufer zurück zu gelangen.
„Na, komm schon, Großer“, sagte
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