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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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jedes Mal, wenn die Peitsche auf Tatjanas Rücken niedergesaust war, hatte er mitgelitten.
    Akima hatte die Prozedur so oft wiederholen lassen, bis Darrek sich ganz klar von Tatjana distanziert hatte. Er besuchte sie nicht mehr, redete nicht mehr mit ihr und behandelte sie fortan wie Luft. Das war die Zeit gewesen, in der er angefangen hatte seine Mutter zu hassen.
    „Es war für uns alle eine Erleichterung, als Noemi Tatjana verschenkt hat“, gab Kara zu. „Bei ihren neuen Herren hat sie es viel besser. Es ist gut, dass wenigstens eine der Ältesten einen Funken Mitgefühl hat.“
    „Wenn du die Ältesten nicht magst, warum bist du dann bei ihnen geblieben, Kara? Du hättest mit mir fortgehen können.“
    Kara betrachtete ihren Cousin nachdenklich. Sie wusste genau, worauf Darrek hinauswollte. Während sein Hass auf Akima in seiner Jugend immer weiter gewachsen war, hatten seine Gefühle Kara gegenüber eine starke Wendung genommen. Je älter er wurde, desto empfänglicher wurde er für ihre Reize. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und er betrachtete sie wie einen seltenen Schatz, den es zu beschützen galt.
    „Du hast mir angeboten mit mir fortzulaufen“, gab Kara zu. „Du hättest dein Versprechen wahr gemacht, das weiß ich. Du hättest mich von Marlene getrennt und die Verbindung gekappt.“
    Darrek nickte. Er hätte alles getan, um Kara für sich zu haben. Doch diese hatte sich dagegen entschieden.
    „Ich werde nie verstehen, warum du dich geweigert hast“, sagte Darrek betrübt. „Es wäre alles ganz anders gekommen. Vielleicht wärst du dann jetzt sogar noch am Leben.“
    „Vielleicht wären wir aber auch beide tot“, erwiderte Kara und runzelte die Stirn. „Akima hätte uns sicher töten lassen.“
    „Inzwischen glaube ich das auch. Aber damals hast du unmöglich wissen können, dass sie zu so etwas imstande wäre. Dabei heißt es, den Warmblütern ginge die Familie über alles. Pah.“
    Kara setzte wieder eine versöhnliche Miene auf und drückte Darreks Hand.
    „Du warst immer schon ein solcher Hitzkopf“, sagte sie nachsichtig. „Ich hätte es damals nicht über mich gebracht, Marlene zu verlassen. Mein Pflichtgefühl hat mich zurückgehalten. Ich war zufrieden mit meiner Rolle als Beraterin der Ältesten. Auf keinen Fall hätte ich mich dieser Verantwortung entzogen … Zumindest nicht für dich.“
    Einen Augenblick spiegelte sich Schmerz in Darreks Zügen, doch gleich darauf wurde sein Gesicht wieder zur Maske.
    „Ich weiß, du hättest mir alles geben können“, sagte Kara schnell, um ihn zu besänftigen. „Sicherheit, Zuneigung, ein Leben voller Abenteuer. Vielleicht sogar Kinder. Aber eines hätten wir nie gehabt.“
    Darrek zog die Augenbrauen hoch.
    „Liebe.“
    Darrek rümpfte die Nase.
    „Liebe.“ Er spuckte das Wort aus, als hätte es einen unangenehmen Beigeschmack. „Was Liebe einem einbringt, sieht man doch an den Menschen. Sie verlieben sich, heiraten, entlieben sich und lassen sich wieder scheiden. Und das Ganze durchlaufen viele von ihnen mehrmals im Laufe ihres kurzen Lebens. Was soll daran schon so besonders sein? Ist man nicht viel besser dran, wenn man sich mit jemandem verbindet, den man einfach nur mag? Das funktioniert bei uns doch schon seit tausenden von Jahren.“
    „Nun ja. Ich kann wohl leider nicht leugnen, dass Liebe auch mir viel Ärger eingebracht hat“, lenkte Kara ein. „Aber dennoch waren die Jahre an Jasons Seite die schönsten in meinem gesamten Leben. Was nützt einem die Ewigkeit, wenn man sie in Einsamkeit verbringt?“
    Frustriert strich Darrek sich durch die Haare.
    „Oh, Kara. Was willst du nur von mir? Ich gebe zu, dass unsere nächtlichen Treffen überaus interessant sind. Aber ich verstehe einfach nicht, warum du mich immer wieder besuchst.“
    „Darrek“, sagte Kara nachsichtig. „Das weißt du doch. Ich komme zu dir, weil du es so willst und weil du mir etwas versprochen hast.“
    „Ich soll dir etwas versprochen haben?“, hakte Darrek nach, obwohl er genau wusste, wovon sie sprach. Doch er musste es noch einmal hören. Es war, als hätte er das krankhafte Bedürfnis, sich immer wieder an die Szene zurückzuerinnern, die zu Karas Tod geführt hatte. Und nur in seinen Träumen hatte er dazu die Möglichkeit.
    Kara seufzte und sah ihn an, als wäre sie enttäuscht von ihm.
    „Willst du dir das wirklich nochmal ansehen?“, hakte sie nach. „Du weißt, dass es kein besonders schöner Anblick war. Ich selbst

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