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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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wachte er über ihren Schlaf.
    Zu Laneys Glück hatte Darreks Truppe bei ihrem Überfall auf das Krankenhaus nicht nur Menschenblut mitgenommen, sondern auch einige von Laneys Kunstblutbeuteln erwischt. Auf den ersten Blick sahen sie genauso aus, waren aber synthetisch hergestellt und nicht von Menschen abgezapft. Auf diese Weise konnte Laney sich bei Kräften halten, ohne echtes Menschenblut zu sich nehmen zu müssen, wie Darrek und Liliana es taten.
    Je mehr Zeit verging und je weiter sie sich vom Festland entfernten, desto mehr entspannten sich alle. Aber auch die anderen waren viel lockerer und freundlicher, als sie es an Land gewesen waren. Annick unterhielt sich manchmal mit Laney, obwohl es in der Regel nur um so banale Dinge wie das Wetter ging und Alain schenkte Laney immer wieder ein freundliches Lächeln. Liliana hingegen ging ihr weiterhin aus dem Weg, schien aber nicht mehr ganz so leicht reizbar zu sein. Bei Darrek hingegen änderte sich gar nichts. Er behandelte Laney nach wie vor wie Luft.
    Als sie zwei Tage auf hoher See waren, traute Laney sich endlich, William ein paar persönlichere Fragen zu stellen. Sie wusste, dass sie mehr über ihre Entführer herausfinden musste, um eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Und sie wusste, dass sie bei William die besten Chancen hatte an Informationen zu kommen.
    Sie war mit ihm alleine an Deck, während die anderen unten Karten spielten. William hatte die Aufsicht über das Boot und Laney saß im Schneidersitz ganz in seiner Nähe.
    „Sag mal, Will“, fing sie vorsichtig an. „Sind Annick und Alain eigentlich Zwillinge?“
    Statt abzublocken, wie Laney es eigentlich erwartet hätte, grinste William sie an.
    „Das sieht man doch, oder?“, fragte er und Laney lächelte sofort zurück.
    „Ja“, sagte Laney und wusste, dass William sie durchschaut hatte. Aber er sprang trotzdem darauf an und redete weiter.
    „Annick und Alain sind in der Tat Zwillinge, zweieiig logischerweise“, erklärte William. „Sie kommen aus einem kleinen Fischerdorf in Frankreich.“
    „Warum spricht Alain nicht?“, fragte Laney weiter, als sie bemerkte, dass er nicht vorhatte noch mehr zu sagen.
    William zuckte die Achseln.
    „Er konnte als Mensch schon nicht sprechen“, erklärte er. „Etwas war mit seinen Stimmbändern nicht in Ordnung, aber da seine Eltern nicht viel Ahnung von so etwas hatten, haben sie es erst viel zu spät bemerkt.“
    „Aber Annick scheint ihn ja zu verstehen“, wandte Laney ein.
    „Hast du schon mal was von Zwillingssprache gehört?“, fragte William und sah sie neugierig an. Als Laney den Kopf schüttelte, erschien so etwas wie Genugtuung auf seinem Gesicht und er nickte wissend. Es schien ihn ernsthaft zu freuen, Laney etwas Neues beibringen zu können.
    „Wenn Zwillinge nicht genug Kontakt mit anderen Menschen haben, dann kommt es manchmal vor, dass sie eine Art eigene Sprache entwickeln“, erklärte William. „Sie ist ganz unabhängig von der Sprache, die die Menschen um sie herum sprechen. Aber da Alain nicht reden konnte, fingen die beiden an eine andere Art der Kommunikation zu entwickeln. Es ist ziemlich eigenartig. Sie unterhalten sich durch Blicke und manchmal auch durch Körpersprache. Sie können sich genauso verständigen, wie ich und du es über Worte tun. Nur eben auf ihre eigene stumme Weise.“
    „Hat Alain denn nie Gebärdensprache gelernt, wenn er nicht sprechen konnte?“
    „Ich glaube schon. Aber was würde ihm das hier nützen? Keiner von uns kann Gebärdensprache und Annick versteht ihn auch so. Es würde also nicht viel bringen, sie anzuwenden, oder?“
    „Ist das der Grund, warum die beiden so aneinander kleben?“, fragte Laney fasziniert. „Braucht Alain sie als Sprachrohr?“
    „Es ist mehr als das, Sammy“, gab William zurück und seine Oberlippe zuckte, als wollte er ein Lächeln unterdrücken. „Die beiden sind miteinander verbunden.“
    Befremdet sah Laney ihn an. Die Verbindung wurde zwischen Partnern geschlossen, die den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollten, und sie sorgte dafür, dass die Partner sich unweigerlich zueinander hingezogen fühlten. Hieß das etwa, William redete von Inzest? William schien Laneys Gedanken erraten zu haben, oder sie standen ihr einfach zu deutlich ins Gesicht geschrieben, denn er lachte herzhaft und schüttelte den Kopf.
    „Sie haben keine körperliche Beziehung“, sagte er immer noch amüsiert. „Ihre Blutsbande verhindern das. Wenn man Vampire, die allzu

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