Familienbande
sein.“
„Danke, Sammy“, sagte William schlicht und strich Laney leicht über die Wange.
Laney wurde rot, wandte sich ab und sah wieder hinaus aufs Meer. Ein paar Möwen flogen dem Segelschiff hinterher und hofften ganz offensichtlich darauf, dass durch die Wellen ein paar Krebse an die Oberfläche geschwemmt wurden. Laney beobachtete, wie eine der Möwen im Sturzflug nach unten sauste und etwas aus dem Wasser fischte.
„Wie ist es denn bei dir?“, fragte William schließlich und riss Laney aus ihren Gedanken. „Gab es in deinem Leben schon jemanden?“
Laney überlegte einen Moment, ob sie die Frage verneinen sollte, doch das käme ihr beinahe wie ein Verrat an Greg vor. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass William sie vielleicht sogar verstehen würde. Und es täte so gut über Greg reden zu können.
„Es ist kompliziert …“, fing sie an und wusste nicht, wo sie weitermachen sollte.
„Ich habe Zeit“, erklärte William und sah sie aufmunternd an.
Laney seufzte.
„Es gibt da jemanden. Ich kenne ihn schon ewig und er scheint in jeder Hinsicht perfekt für mich zu sein. Er ist einfach toll, weißt du? Er ist gut aussehend, stark und einfühlsam, intelligent und witzig. Er versteht mich besser als sonst jemand, den ich kenne, und ich weiß, dass er alles tun würde, um mich glücklich zu machen. Aber …“
„Aber du liebst ihn nicht“, beendete William ihren Satz und Laney sah verwundert zu ihm auf.
„Das ist es nicht“, sagte sie verteidigend und wusste dabei nicht, ob sie Greg schützen wollte oder sich selber. „Ich liebe ihn schon ... irgendwie.“
„Was ist dann das Problem?“, fragte William ein wenig irritiert.
„Ich sagte doch, es ist kompliziert“, erwiderte Laney und vergaß vollkommen, dass William schon viel mehr Fragen gestellt hatte, als ihm zustanden. Es tat gut über Greg zu reden. So konnte sie wieder ihre eigenen Gedanken sortieren.
„Ich liebe ihn nicht auf die richtige Art“, versuchte Laney zu erklären. „Wie soll ich mich mit ihm verbinden, wenn ich ihn nicht auf die richtige Art liebe?“
William zog eine Augenbraue nach oben.
„Samantha“, sagte er ganz ruhig. „Sieh dir Annick und Alain an.“
Laney gehorchte und sah, wie die beiden nebeneinander standen und auf das Meer hinaussahen und den Sonnenuntergang beobachteten. Zwischen den beiden gab es keine Sexualität, aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wirkten sie vollkommen glücklich.
„Es gibt keine falsche Liebe“, beschwor William Laney. „Glaube mir, ich muss es wissen.“
Unsicher sah Laney ihn an. In seinem Blick lag so viel Verständnis und Ruhe. Das brachte sie vollkommen aus dem Konzept.
„Ja“, gab sie schließlich zu. „Vielleicht hast du recht.“
„Ganz bestimmt sogar“, sagte William.
Die Vertrautheit, die sich zwischen ihnen entwickelte, begann Laney unangenehm zu werden und sie wechselte abrupt das Thema.
„Was habt ihr eigentlich für Gaben?“, fragte sie. „Es ist ganz offensichtlich, dass ihr alle etwas Besonderes könnt. Ich habe nur noch nicht richtig herausgefunden, was es ist.“
William lächelte, und war im nächsten Moment verschwunden. Laney blinzelte und schüttelte den Kopf. Sie fokussierte die Stelle, an der William gerade noch gewesen war, und versuchte zu verstehen, wohin er verschwunden war.
„Ich bin immer noch hier“, ertönte Williams Stimme und Laney sah fasziniert zu der Stelle, an der sie ihn zu hören vermeinte.
Obwohl sie bereits im Krankenhaus festgestellt hatte, dass er sich unsichtbar machen konnte, war es etwas ganz anderes ihm nun in Ruhe dabei zuzusehen, wie er einfach verschwand.
„Wow“, sagte sie bewundernd.
William lachte.
„Ich bin wirklich hier“, sagte er amüsiert. „Überzeug dich ruhig selbst.“
Laney machte langsam einen Schritt nach vorne und streckte unsicher die Hand aus. Sie fühlte nichts.
„Weiter rechts“, ertönte die Stimme wieder und Laney zuckte ein wenig zusammen.
„Keine Angst“, fügte William hinzu. „Ich werde dich schon nicht beißen.“
Laney schluckte ihre Unsicherheit hinunter und tastete in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, bis sie schließlich etwas Kühles zu fassen bekam. Sofort zog sie ihre Hand wieder zurück.
„Wahnsinn“, keuchte sie.
William wurde wieder sichtbar und lächelte sie beruhigend an.
„Samantha“, sagte er. „So schlimm ist das doch nun auch wieder nicht.“
Laney nickte langsam.
„Das stimmt“, bestätigte sie. „Aber es
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