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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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steckte selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten. Mir stand einfach nicht der Sinn nach den Problemen anderer Leute.«

    Ein Vater beschreibt, wie es ihm geht, wenn er nicht dazu aufgelegt ist, zuzuhören.

    »Ich habe gelernt, dem Umstand Rechnung zu tragen, dass man manchmal zum aktiven Zuhören nicht in der Lage ist. Wenn alles schiefläuft und ich im Moment sehr ärgerlich bin, wissen Sie, dann kann ich einfach niemandem zuhören. Auch wenn ich gerade sehr wütend bin. Wenn ich sage, dass ich im Moment nicht zuhören kann, heißt das nicht, dass ich überhaupt nicht zuhören kann – etwas später geht es vielleicht.«

    Das entscheidende Merkmal der Fähigkeit, aktives Zuhören effektiv zu praktizieren, zeigt wahrscheinlich die folgende Analyse einer Mutter, die sich selbst als »Haushaltsingenieur« mit drei Kindern beschreibt:

    »Aktives Zuhören hat sich für mich wirklich als sehr nützliches Instrument erwiesen – das gilt nicht nur für meine Familie, sondern genauso für andere Situationen. Wenn ich andere Leute mag, wende ich es ganz natürlich an, ohne noch darüber nachzudenken … Es gibt aber Momente, wo ich mich wirklich nicht darum kümmere, was andere Menschen empfinden. Dann wäre überhaupt nicht an aktives Zuhören zu denken.«

    Der Umstand, dass aktives Zuhören den Kindern dabei hilft, mit ihren Empfindungen und Problemen konstruktiv fertigzuwerden, rührt nicht von der äußerlichen Technik her (der Rückmeldung der kindlichen Botschaften mit eigenen Worten). Entscheidend ist die Tatsache, dass das Kind die Fürsorge der Eltern empfindet und ihre Bereitschaft spürt, es zu akzeptieren. Die Technik ist nur das Kommunikationsmittel
dieser entscheidenden Einstellungen und Gefühle. Wenn Eltern aus irgendwelchen Gründen (Zeitmangel, Beanspruchung durch eigene Probleme, Ärger oder Groll) das Gefühl haben, ihnen fehle es an der nötigen Bereitschaft und Zuwendung, sind sie nicht in der richtigen Stimmung, die Probleme eines Kindes zu verstehen. Dann ist es weit besser, es mit dem aktiven Zuhören gar nicht erst zu versuchen. Wenn sie es doch tun, werden sich die Kinder aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dazu ermutigt fühlen, ihre privateren Gefühle mitzuteilen. Dies sind nämlich die Momente, da Kinder den Mund halten oder sagen: »Ich möchte nicht mit dir reden.«
    Ich glaube nicht, dass Kinder Eltern brauchen, die immer gute aktive Zuhörer sind. Sie brauchen Eltern, die auf das aktive Zuhören zurückgreifen, wenn sie wirklich dazu bereit sind. Einfühlsames Zuhören lädt den anderen ein, aus dem eigenen Becher zu trinken. Wenn der Becher aber nicht einigermaßen voll ist, wird man wahrscheinlich nicht allzu gern teilen wollen. Außerdem wird der andere enttäuscht sein, wie wenig man ihm anzubieten hat.
    »Lass mich mit diesem aktiven Zuhören in Ruhe«
    Zahlreiche Eltern teilten uns im Interview mit, dass ihren Kindern das aktive Zuhören anfangs sehr widerstrebte. Manche wurden dabei sogar böse auf ihre Eltern:

    »Ich habe das Spiegelsprechen (aktives Zuhören) mit Sarah ausprobiert. Sie ist 14 Jahre alt. Ihre Reaktion war: ›Lass mich mit diesem Spiegelsprechen in Frieden!‹ … Mein erster Versuch war ein vollkommenes Desaster. Sie sagte nur: ›Lass mich damit in Frieden.‹«
    »Als wir es das erste Mal bei Pat, unserer 16-jährigen Tochter, anwendeten – damals muss sie ungefähr zwölf gewesen sein –, gefiel ihr das gar nicht. Sie sagte: Ihr wiederholt alles, was ich sage. Ihr braucht das nicht zu wiederholen, ich habe es selbst gehört.‹«

    »Wenn James sich über irgendetwas beklagte, sagte ich: ›Es hört sich an, als wenn du das und das wirklich nicht magst.‹ Daraufhin sagte er: ›Sprich nicht so mit mir. Ich mag das nicht, wenn du so redest.‹«

    Was geschieht hier? Normalerweise ist das aktive Zuhören doch geeignet, Kinder dazu zu bringen, über ihre Gefühle zu reden und ihre Probleme zu lösen. Warum stößt es bei einigen Kindern auf so hartnäckigen Widerstand? Die Eltern, die wir interviewten, lieferten uns einige Hinweise.
    Erstens begegneten die Eltern dieser Reaktion meist bei älteren Kindern – bei Halbwüchsigen. Das lässt darauf schließen, dass diese Kinder aktives Zuhören anfangs ablehnen, weil sie viele Jahre lang ganz andere Botschaften von ihren Eltern empfingen. In den Auszügen finden sich einige Anhaltspunkte, die diese Hypothese stützen:

    »Meine Kinder waren ziemlich alt, wissen Sie, Teenager. Sie waren in ihren

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