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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Autorität
    Autoritäre und nachgiebige Eltern sind also aus demselben Holz geschnitzt: Grundsätzlich weisen sie keine Unterschiede hinsichtlich ihrer Einstellungen, Überzeugungen und Werte auf. Übereinstimmend bedienen sie sich der Sprache der Macht! Nur in einer Hinsicht unterscheiden sie sich: Autoritäre Eltern halten an ihrer Hoffnung fest, die elterliche Autorität werde auch weiterhin ihre Wirkung tun, nachgiebige Eltern haben bereits entdeckt, dass dies nicht der Fall ist.
    Verwechslungen zwischen der niederlagelosen Methode und Nachgiebigkeit
    Eltern sind so daran gewöhnt, in den Begriffen von Sieg und Niederlage zu denken, dass sie sich nur schwer von dem Gedanken freimachen können, die niederlagelose Methode sei eine Form der Nachgiebigkeit. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen. Die niederlagelose Methode setzt voraus, dass auch der Elternteil die Lösung annehmen muss, nicht nur das Kind. Häufig müssen die Eltern, wenn sie im Kurs mit der Methode III beginnen, daran erinnert werden, dass sie sich im Problemlösungsprozess nur auf eine Lösung einlassen dürfen, die auch ihre Bedürfnisse befriedigt. Sie dürfen den Problemlösungsprozess erst dann
als abgeschlossen betrachten, wenn sie eine Lösung erreicht haben, die akzeptabel ist – sonst werden sie das Gefühl haben, sie hätten verloren.
    Der Widerstand gegen Methode III lässt nach, wenn Eltern schließlich das Grundprinzip begriffen haben: Methode III soll nicht nur ihrem Kind ermöglichen, seine Bedürfnisse zu befriedigen, sondern sie muss auch das Gleiche für sie leisten. Dieses Prinzip half jenen Eltern, die sich auf Methode I festgelegt hatten. Sie sahen nämlich bislang die einzige Alternative zu ihrer Methode in Methode II. Und die möchte niemand zur Grundlage seiner Beziehungen machen.
    »Brauchen Kinder Grenzen?«
    Natürlich. Die Eltern begehen nur den Fehler, diese offensichtliche Tatsache dazu zu benutzen, um ihren Machtgebrauch zu rechtfertigen. Dabei argumentieren sie wie folgt: Kinder brauchen Grenzen. Deshalb müssen Eltern von ihrer Autorität Gebrauch machen, um diese Grenzen zu setzen. Die Schwäche des Arguments liegt darin, dass Kinder es ihren Eltern übelnehmen, wenn diese einseitig festlegen, was sie, die Kinder, nicht tun dürfen. Gewöhnlich beginnen sie dann, passiv oder aktiv gegen die Macht der Eltern Widerstand zu leisten. Ich habe niemals ein Kind kennengelernt, das es begrüßt hätte, sich solche Verhaltensgrenzen von seinen Eltern diktieren zu lassen. Nehmen wir folgende Beispiele:

    »Du darfst nicht zu dem Basketballspiel, weil heute ein Wochentag ist.«
    »Ich erlaube nicht, dass du den Wagen zur Party nimmst.«
    »Nach Sonnenuntergang darfst du nicht mehr draußen spielen.«
    »Ein Bonbon – mehr erlaube ich nicht.«

    In der ›Familienkonferenz‹ haben wir ein besseres Prinzip entwickelt. Es sieht folgendermaßen aus: Kinder brauchen von ihren Eltern eine Information, der sie entnehmen können, ob ihr Verhalten akzeptabel oder nicht akzeptabel ist. Wenn es nicht akzeptabel ist, ist es den Kindern lieber, die Veränderungen selbst vorzunehmen, die ihr Verhalten akzeptabel machen – sie ziehen es vor, die Grenzen selbst zu setzen. Im
Konfliktfall möchten die Kinder an der Problemlösung teilnehmen. Nach Möglichkeit soll jede Entscheidung, die ihr Verhalten begrenzt, auch für sie akzeptabel sein.
    Kinder brauchen Grenzen, sicher, aber keine Grenzen, die ihnen aufgezwungen werden. Vielmehr sollten sie die Grenzen selbst wählen, oder es sollten Grenzen gefunden werden, die in gegenseitiger Übereinstimmung gesetzt wurden. Die Aufgabe von Methode I heißt nicht, dass Grenzen fortan in der Familie unbekannt seien. Gewöhnlich bedeutet sie mehr Grenzen und Regeln – und sie lassen sich leichter befolgen! Sobald Eltern dieses Prinzip erst einmal verstanden haben, sind sie lange nicht mehr so versessen auf elterliche Macht.
    Die Wahrheit über elterliche Macht
    Die Eltern mögen sich noch so sehr dagegen gewehrt haben, elterliche Macht und Autorität aufzugeben, im Anschluss an den Kurs kommt es häufig zu überraschenden Eingeständnissen:

    »Methode I funktionierte sowieso nicht.«
    »Ich habe mich selbst gehasst, wenn ich von meiner Macht Gebrauch gemacht habe.«
    »Ich habe immer Schuldgefühle gehabt, wenn ich die Kinder bestrafte.«
    »Ich hatte Angst, auf meine Autorität zu verzichten, obwohl ich der Meinung war, sie bewirke nichts.«

    Es ist merkwürdig, von Eltern solche Äußerungen

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