Family Affairs - Verbotenes Verlangen
schlang schützend die Arme um ihren frierenden Körper. Er fluchte, erwachte aus seiner Starre und holte etwas aus der Innentasche seiner wuchtigen schwarzen Lederjacke. Sofort erinnerte sie sich an den intensiven Geruch. Eine Mischung aus seiner unverwechselbaren Note, herbem Aftershave und dem natureigenen Duft des gegerbten Materials. Oft hatte sie heimlich die Nase hineingepresst und den Duft inhaliert. In diesen Momenten empfand sie eine trügerische Nähe zu ihm, ein Hirngespinst, das ihr über den Kummer hinweghalf, dass jede Sekunde mit ihm nur gestohlen war.
Er warf ihr einen Schlüssel zu.
„Hier, geh schon mal rein. Ich setz noch den Wagen zurück, bevor jemand drauffährt, und komme nach.“
Chloe schaffte es, den Schlüssel zu fangen, ohne ihn fallenzulassen. Sie fühlte die Schwere und den verbliebenen Rest seiner Körperwärme auf dem Metall. Er schloss die Fahrertür wieder, und sie stakste ungelenk auf den Hauseingang zu. Sie hörte trotz des prasselnden Regens, wie er wieder einparkte, kurz darauf folgte ein dumpfer Knall und dann noch einer, als er erst seine und dann ihre Wagentür zuwarf.
Chloe wurde hektisch. Er würde jeden Augenblick bei ihr sein und sie stand immer noch vor verschlossener Tür. Vergeblich versuchte sie, den Schlüssel in die Öffnung zu schieben, rutschte aber aufgrund ihres Zitterns immer wieder ab. Erneut setzte sie an, versagte abermals. Auf einmal drückte sich sein warmer Körper an ihren Rücken. Er schob sie vorwärts, seine heißen Handflächen legten sich über ihre bebenden Finger und halfen ihr geduldig, den Schlüssel in die Öffnung zu dirigieren. Endlich klappte es, die Tür gab nach, und sie standen im dunklen Hauseingang. Das Licht flammte auf, sie blinzelte und wurde an der Hand gepackt. Ryan zog sie über die Treppen nach oben. Sein rasches Tempo ließ sie taumeln, er hielt sie jedoch mit sicherer Hand.
„Komm, du musst aus den Klamotten raus, bevor du dir eine Lungenentzündung holst.“
Das war das Letzte, wonach ihr der Sinn stand.
„Aber … ich muss dir dringend etwas sagen“, rief sie, während sie hinter ihm herstolperte.
„Reden können wir später. Erst musst du dich aufwärmen.“
Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, waren sie in seiner Wohnung. Noch immer gähnend leer, verbreitete sie keine sonderlich angenehme Atmosphäre, dennoch ließ sie sich widerstandslos in den nächstgelegenen Raum ziehen und sah überrascht, dass dort ein Bett stand, ein Fernseher und eine Tasche mit Kleidung. Wohnte er etwa hier? In diesem Loch?
„Bist du hier eingezogen?“, fragte sie verblüfft.
Er sah sie schweigend an, und sie dachte schon, er würde ihre Frage ignorieren, als er doch den Mund aufmachte.
„Nicht direkt, ich hab es in meiner Wohnung nur nicht mehr ausgehalten“, gestand er. „Aber lassen wir jetzt die Frage-und-Antwort-Spiele. Du bist nass bis auf die Haut.“
Er ließ ihr keine Zeit, sich weiter umzuschauen, sondern schubste sie auf eine Tür zu. Vermutlich das Bad. Chloe schlang die Arme um sich, sobald sie in dem kahlen Raum stand. Es war schrecklich altmodisch, aber zweckmäßig und sauber. Trotzdem verbreiteten die grünen Kacheln – ein Überbleibsel aus den Siebzigerjahren – eine klinische Atmosphäre. Man müsste alles rausreißen und neu machen, dachte sie merkwürdig unbeteiligt.
„Zieh dich aus, und stell dich unter die Dusche“, hörte sie ihn sagen.
Chloe wurde verlegen, obwohl er sie bereits öfter nackt gesehen hatte, als sie zählen konnte. Es war dumm, sich ausgerechnet jetzt zu genieren, und so hob sie ihre Hände an die Bluse. Ihre Finger waren steif vor Kälte, ihr Versuch, sich von dem klammen Kleidungsstück zu befreien, wenig erfolgreich.
„Ich krieg sie nicht auf“, flüsterte sie leise und sah auf ihre ungeschickt hantierenden Finger.
„Lass, ich mach das schon …“
Sie hörte ihn kommen. Ryan schob ihre Hände weg. Er war geschickt und schnell, und schon nach einigen Augenblicken klaffte ihre Bluse offen über ihrem Oberkörper. Der zarte weiße Spitzenbüstenhalter hob sich durchsichtig von ihrer hellen Haut ab, die dunklen Brustspitzen schimmerten unter dem feinen Gewebe und standen steil nach oben weg. Ihr Blick ging nach oben, und sie registrierte freudig, dass er die Augen geschlossen hielt; sein Kehlkopf hüpfte unkontrolliert, als er mehrfach hart schluckte. Ryan begehrte sie immer noch. Diese Erkenntnis erfüllte sie mit Zuversicht, sodass sie in der Lage war, die
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