Family Job
wahrscheinlich würde er mit diesem Mord auch noch davonkommen, wenn man die Sache der Polizei überließ.
Rücklichter vor sich. Kamen näher. Er nahm den Fuß vom Gas.
Die Strafe musste zum Verbrechen passen. Oder besser, den Verbrechen. Und das war das Problem. Park dachte an das Geld. Fünfzig Riesen, die er Effie zur sicheren Aufbewahrung übergeben hatte. Vor vierundzwanzig Stunden hätte er sich damit vollauf zufriedengegeben. Die hätten für eine erstklassige Pflege für Liz gereicht, und es wäre genug übrig geblieben für eine anständige Hochzeit für Martin und Effie. Alle hätten davon profitiert. Und erhätte wieder bei Savage aufkreuzen und mehr verlangen können, wenn alles Geld ausgegeben war.
Jetzt aber wollte er, dass es Savage so ging, wie es ihm ging. Er wollte, dass Savage wusste, wie es war, jemanden zu verlieren, den er liebte. Als Anfang.
Es summte in seinem Hirn. Rauschte in den Ohren. Er fühlte sich schwach.
Scheiße.
Eine Sekunde lang verlor er die Kontrolle über das Auto und machte einen Schlenker auf die Gegenfahrbahn. Das Blut allein. Der Gedanke daran. Er wusste, dass alles, was er für Savage arrangierte, eine ebenso große Sauerei geben musste. Und deshalb brauchte er Hilfe. Er konnte es nicht allein bewerkstelligen, so gern er es auch getan hätte.
Bei solchen Gelegenheiten vermisste er seine Mutter.
Er fragte sich, wie wohl alles gekommen wäre, wenn sie den Unfall nicht gehabt hätte. Dann hätten die Kinder noch eine Großmutter mehr.
Park konnte sich überhaupt nicht mehr an jenen Unfall erinnern. Aber von dem, was er sich im Nachhinein zusammengereimt hatte, war seine Mutter anscheinend in der Küche gestolpert und gefallen. Hatte sich den Kopf an den Bodenfliesen angeschlagen. Er war allein mit ihr gewesen, gerade mal drei Jahre alt. Sie war auf der Stelle gestorben, wie ihm gesagt wurde. Und garantiert war sie nicht mehr zu Bewusstsein gekommen.
Als man den kleinen Andy Park zwei Wochen später fand, war er total verdreckt und am Verhungern. Er hatte die Schränke und den Kühlschrank geplündert und genügend Schokoladeplätzchen und Käse und Milch und Saft gefunden, um zu überleben. Aber nur eben so. Und er war mit dem Blut seiner Mutter besudelt. Es war alles auf dem Boden um ihren Kopf herum verschmiert, und er war darin herumgekrochen.
Das Komische war, dass es in den gesamten vierzehn Tagen nur einen einzigen Anhaltspunkt für die Außenwelt gegeben hatte, dass etwas nicht stimmte. Einer Nachbarin war nämlich aufgefallen, dass einige Briefe vor der Haustür lagen. Sie fand das merkwürdig, doch sie hob sie auf und steckte sie durch den Briefkastenschlitz. Er redete sich gern ein, dass er dafür verantwortlich war, dass er die Briefe wieder hinausgeschoben hatte, um auf diese Weise Hilfe zu rufen.Aber damit machte er sich wahrscheinlich etwas vor. Vielleicht hätte sie, wenn er es später versucht hätte, als seine Hände mit Blut beschmiert waren, die winzigen blutigen Fingerabdrücke auf den Umschlägen bemerkt und die Polizei gerufen.
Wie dem auch sei. Seine Blutphobie beruhte auf einem ansatzweisen Verständnis dessen, was seiner Mutter zugestoßen war. Das hatten ihm zumindest die Ärzte gesagt. Und eine bessere Erklärung hatte er nicht.
Daher konnte er, sosehr er sich auch wünschte, dass Savages Strafe seinen Verbrechen entsprach, sich nicht direkt daran beteiligen. Wäre toll gewesen, wenn Richie nicht im Gefängnis sitzen würde. Aber Park hatte ja noch andere Verwandte.Auf Effie konnte er sich verlassen.Und Martin schien auch das Zeug dazu zu haben.
Park sah einen Wegweiser. Er näherte sich dem Almondell Country Park, dem Wald, in dem Martins Dad sein Ende gefunden hatte.
Er nahm das Tempo zurück. Schaltete die Scheinwerfer aus. Er ließ das Auto am Torhaus vorbei in den verlassenen Park rollen.
Das war’s, Tommy.
Tommy registrierte die verschiedenen Schmerzen und Beschwerden in seinem Körper inzwischen kaum noch. Seine Hände waren taub. Die Füße konnte er auch nicht mehr spüren. Er konnte Smith bitten, ihm die Fesseln zudurchtrennen, und trotzdem wäre er nicht fähig gewesen, sich selbst zu helfen.
Er würde vornüberkippen und sich in die Erde krallen.
Lass mich drüber nachdenken.
Das hatte Smith zu seiner Tochter gesagt. Hatte er mittlerweile eine Entscheidung getroffen? Wollte er, dass sie ihm half? Oder wollte er die Sache hier auf eigene Faust durchziehen?
Wenn Smith allein war, und sie waren hier mitten im
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