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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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hatte, so lange, bis sie alle Hoffnung verloren hatte, je wieder laufen zu können. Aber am Ende – wie lange es dauerte, konnte sie nicht sagen – ließ das Gefühl nach, die Taubheit versickerte in den Betttüchern, der Rosenduft verflüchtigte sich, ihre Stimme tröpfelte wie erstickt aus ihr heraus.
    Und sie konnte sich wieder bewegen. Einen Finger. Einen Zeh. Eine Hand. Einen Arm. Ein Bein. Sie setzte sich auf. Die fetten Männer waren weg.
    Es war, als sei das Ganze nie passiert.
    Am nächsten Tag versuchte sie, das Gefühl Richie zu erklären, der eigentlich nicht mehr jung genug war, um mit der Hand in der Unterhose herumzurennen und damit durchzukommen, was ihn allerdings nicht daran hinderte. »Richie, es war, als wäre ich ein Fragezeichen gewesen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ihr Bruder .
    Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht erklären. Sie hatte nicht die Worte dazu. »Vergiss es«, sagte sie.
    Und sie hatte es vergessen, bis heute.
    Dieses Gefühl, bewegungsunfähig zu sein. Nichts zu können außer zu denken. Und wenn man dachte, dann stellte man Fragen.
    Martin schaute sie mit großen Augen an. Er sagte etwas, aber sie konnte die Worte nicht verstehen.
    Wieso? Wegen der Köpfe in den Tüten? Nein. Weil sie beobachtet wurden? Nein. Also was dann? Sie wusste es nicht.
    Sie konnte nicht ewig hier als Fragezeichen rumstehen.
    Scheiße. Es ging einfach nicht weg.
    Aber es würde weggehen. Das wusste sie. Martin war schuld. Es war ihr ziemlich gut gegangen, bis er sie ganz hibbelig gemacht hatte.
    Herrgott, sie benahm sich wie ’n bescheuerter Amateur. Richie würde sie verleugnen. Und Dad auch.
    Alle verließen sich auf sie.
    Wenn man ein Entsorger war, dann war es zu erwarten, dass man sich ab und an komisch benahm. Vor allem wenn man erst Lehrling war. Wenn man die Gefühle derartig unterdrückte, dann musste irgendwo ja was Abgefucktes raussickern. Sogar Richie hatte seine Momente. Wäre anders ja auch nicht normal gewesen.
    Sie ballte die Hand zur Faust. Sie würde nicht weinen. Sie war eine knallharte Braut. Martin hatte Schiss, das war alles. Die Köpfe in den Plastiktüten beobachteten sie. Ja, genau.
    Martin, Martin, Martin.
    Sie hätte sich gern vorgebeugt, ihn geküsst. Sie versuchte es und stellte erstaunt fest, dass sie sich wieder bewegen konnte. Aber klar, konnte sie. Sie hatte ja gerade die Faust geballt.
    Sie küsste ihn auf die Wange. »Komm, wir baden jetzt, hm? Und dann machen wir weiter.«
    Effie stand im Bad und schaute zu, wie Martin den Fuß ins Wasser tauchte und mit den Zehen die Temperatur prüfte.
    »Immer noch ein bisschen zu warm für dich«, sagte er. »Aber ich steig schon mal rein. Du kannst dann in ’ner Minute nachkommen.«
    Sie mussten in zwei Stunden bei der alten Mrs. Yardie sein, um Tommy Savage abzuholen. Dazu mussten sie ein Stück fahren, und deshalb musste sie sich waschen. Und versuchen, sich zu konzentrieren. In ihrem Kopf ging’s nach wie vor drunter und drüber.
    Sie tauchte die Finger ins Wasser. Ja, immer noch zu heiß.
    Leider konnten sie die Wohnung nicht ganz so leicht saubermachen wie sich selbst. Sie hatte Richie um Rat gefragt. Soviel er wusste, würde niemand nach Blutspuren suchen, aber wenn doch, dann würde man etwas finden, egal, wie sorgfältig geschrubbt worden war. Sobald Fraser und Phil und Tommy Savage als vermisst gemeldet wurden, würde die Polizei nach ihnen suchen, klar. Und sie würden Frasers Haus wie auch den anderen einen Besuch abstatten und sich umschauen. Aber solange Effie und Martin einigermaßen aufpassten, würde die Polizei nichts Ungewöhnliches finden. Ohne Leichen und ohne offensichtliche Beweise für einen gewaltsamen Tod, wie sie es nannten, würde die Polizei nicht so genau nachsehen. Sie hatten keinen Grund, die Spurensicherung nach Blutspuren suchen zu lassen.
    So sah es Richie. Und, wie er am Telefon ausführte, selbst wenn die Polizei lange und gründlich nachschaute und ein bisschen Blut fand, würden sie nicht viel daraus schließen können. Soweit sie es wussten, hatte Fraser sich vielleicht in den Finger geschnitten oder Nasenbluten gehabt. Und wenn sie Blut von Phil Savage fanden, na ja, es war nicht so unwahrscheinlich, dass Phil seinen Neffenbesuchte. Und er konnte sich schließlich auch verletzt haben.
    Solange das Haus nicht in dem Zeug schwamm, wäre alles in Ordnung. Und da Martin und Effie den Waschzuber benutzt und die Drecksarbeit post mortem erledigt hatten, hatte es kaum Blut

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