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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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stellvertretend zu leben. Deshalb hörte sie sich auch so gern die Geschichten von Richie an.
    Gott, wie sie ihn vermisste. Hatte Jahre damit verbracht, ihren Dad zu vermissen, dann wurde Richie auch noch eingesperrt. Diese beiden Arschlöcher. Gott weiß, was Richie sich dabei gedacht hatte, so ’nem bescheuerten Kredithai zu helfen, irgend ’nem anderen Kerl den Mord an dessen Frau in die Schuhe zu schieben. Dann erlitt Effies Mum ihren Hirnschaden. Und um das Maß vollzumachen, beschloss noch ihr kleiner Bruder, in ’ne Glastür zu rennen.
    Effies Leben war ein Scheißriesenwitz nach dem andern.
    Sie setzte die Tasse ab und sägte weiter.
    »Tut die Hand weh?«, fragte Martin.
    Sie kam wieder in den Rhythmus und knurrte nur als Antwort. Ein stetiges Rinnsal aus Blut tropfte in den Zuber. Wenigstens sprühte es nicht aus den Arterien. Nur das, was in Frasers Venen war.
    »Ist wahrscheinlich nichts, was man jeden Tag machen wollte«, sagte Martin. »Sie auseinanderschneiden. So als regulären Beruf, weißt du.«
    Sie knurrte wieder. Er wusste gar nicht, wie recht er hatte. Das Zerlegen von Martins Dad war es gewesen, wobei Richie beinahe geschnappt worden war.
    Martin schaute nach ihrer Teetasse. »Die Milch werden wir auch streichen müssen«, sagte er. »Die Kühe werden mit Antibiotika vollgepumpt. Das kann nicht gut für dich sein. Es sei denn, sie ist biodynamisch.«
    Wenn er nicht nackt gewesen wäre, hätte er sie genervt. Aber das tat er nicht. Nicht, wenn er so aussah. Er hatte wirklich einen Wahnsinnsarsch. Genau genommen, hatte er einen Wahnsinnskörper, nicht in herkömmlichem Sinn, aber auf sie wirkte er. Eine Schande, dass er sich ohne Klamotten nicht wohlfühlte. Und nur wegen der Verbrennungsnarbe von diesem Strick um seinen Hals.
    Noch ein Grund, warum sie ihn beschützen musste.
    Sie schaute nach dem Kaminsims und versuchte, etwas von der Bastelarbeit ihres Dads zu entdecken.Aber da war keine Spur von etwas Ungewöhnlichem.
    Trotzdem musste sie sich aufs Sägen konzentrieren, um die Schuldgefühle in Schach zu halten.
    Der Kopf war fast ab. Genau genommen – jetzt . Es klatschte, als er in den Zuber fiel. Das Blut schwappte an der Seite empor und drohte über den Rand auf die Unterlage zu spritzen. »Hast du noch ’ne Tüte?«, fragte sie.
    Sie brauchte einen Moment, bevor sie mit den Händen anfing.
    Das machte man eben, wenn man Leichen verschwinden lassen wollte.
    Und sie würden es ordentlich machen. Richie beeindrucken. Die Köpfe und Hände entsorgen, die Rümpfe verbrennen. Mussten ihnen auch irgendwann die Zähne ausschlagen, was keinen Spaß bereiten würde, aber dazu hatten sie später noch Zeit.
    Martin kam mit einer leeren Plastiktüte aus der Küche zurück. Er ging neben ihr auf die Knie und öffnete sie.
    Effie nahm Frasers Kopf aus dem Zuber. Hielt ihn am ausgestreckten Arm. »Hat auch schon mal besser ausgesehen«, sagte sie.
    Martin rückte zur Seite und fummelte an der Tüte herum.
    »Ist was?«, fragte sie.
    »Steck ihn in die Tüte.«
    Sie ließ den Kopf hineinsinken. »Recht so?«
    Er nickte. Seine Hände zitterten ein bisschen.
    Sie brachten den Waschzuber ins Badezimmer, kippten ihn hoch und schütteten den Inhalt in die Wanne. Drehten die Hähne auf, spülten das Zeug runter. Ein paar Stücke blieben im Abfluss hängen. Sie pulte sie raus und warf sie in die Toilette. Dann spülte sie rasch den Zuber aus – ihn zu sterilisieren war nicht nötig, sie würden ihn sowieso wegwerfen – und trug ihn wieder ins Erdgeschoss.
    Sie stellte ihn an der Haustür neben den Rümpfen ab,die fest in Frasers Laken – eins weiß, eins hellblau – gewickelt waren, und beide rochen jetzt nicht mehr aprilfrisch.
    Während Martin oben ein Bad einlaufen ließ, packte sie die Unterlage im Wohnzimmer in eine Tüte, warf sie in den Stahlzuber und holte die Plastiktüten aus der Küche. Die Köpfe und Hände waren auf drei Tüten verteilt. Sie legte sie zu der anderen in den Zuber.
    Jetzt war sie erschöpft, verschwitzt, blutverschmiert und hatte dringend ein Bad nötig. Das Geräusch des fließenden Wassers erinnerte sie an ihre Mum, wie sie in glücklicheren Tagen in der Küche beim Geschirrspülen zum Radio mitgesummt hatte. Konnte flüssige Spülmittel nicht ausstehen. Sie sagte, dann würde alles nach Zitrone schmecken. Daher lief der Wasserhahn, bis alles makellos sauber und schlierenfrei war.
    Frasers Haus war ganz anders als das, in dem Effie aufgewachsen war. Fraser hatte Geld. Viel

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