Family Job
gegeben. Das Wichtigste war, dass es keine Leichen gab. Wenn man Leichen herumliegen ließ, forderte man Ärger geradezu heraus.
Wenn heute Abend alles nach Plan verlief, würden Köpfe und Hände vergraben und die Rümpfe verbrannt werden. Praktisch ein Begräbnis, wenn man es recht bedachte. Und das war mehr, als die Schweine verdient hatten. Und danach konnten sich alle wieder entspannen, die Arbeit war getan, Grant und Martins Dad gerächt.
Sie blickte hinunter auf Martin, der sich rosa Wasser über die Brust plätschern ließ. Das Wasser floss in einem Wirbel aus Blasen ab. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, zupfte an etwas, was sich darin verfangen hatte. »Ich brauch Shampoo«, sagte er. »Siehst du welches?«
Auf dem Badewannenrand war keins. Sie schaute in der Duschkabine nach. Fand eine kleine Flasche Schuppenshampoo. Sie stellte es auf den Wannenrand. »Soll ich’s machen?«
»Ist schon gut«, sagte er. Er rutschte auf den Hinterbacken vor, tauchte den Kopf unter Wasser. Kam kurz darauf wieder an die Oberfläche. Er hatte die Augen zugekniffen, und das Wasser rann ihm übers Gesicht. Er drückte das Wasser aus den Haaren und machte die Augen auf. »Die Temperatur dürfte jetzt stimmen«, sagte er.
Effie ließ sich ins Wasser gleiten. Ihre Knie knackten, als sie in die Hocke ging. Bei ihrem Dad war’s genauso. Sie setzte sich.
Martin schäumte sich die Haare ein. »Komisch, in anderer Leute Wanne zu sitzen«, sagte er und legte die Beineauf den Rand, um Platz für Effie zu machen. »Findest du nicht?«
Ihr kam es nicht komisch vor. Komisch erschien es allerdings, in Badewasser zu liegen, das diese Farbe hatte. »Irgendwie schon«, erwiderte sie.
Er streichelte mit dem Fuß ihre Wange, machte ihr Gesicht nass. »Du musst dir das Gesicht waschen.«
Sie drehte den Kopf zur Seite. »Wenn ich rausgehe. Ich wasch’s nicht in dem Dreck hier.«
Er wackelte mit den Zehen vor ihrer Nase herum. Den Quatsch mit den abgeschnittenen Köpfen, die sie beobachteten, hatte er offenbar vergessen. Besser so. Sie musste auch versuchen, sich zu entspannen.
Verdammt, sie war entspannt. Ihr war nur nicht nach herumalbern zumute. Dachte immer noch an dieses komische Gefühl von vorhin, sich nicht bewegen zu können. Sie musste Martin davon erzählen. Auch wenn es möglicherweise kein guter Zeitpunkt war. Aber wann war ein guter Zeitpunkt? Scheiße, sie musste ihm davon erzählen. Vielleicht könnte sie es jetzt besser erklären als damals vor Jahren, als sie versucht hatte, es Richie zu erklären. »Mir ist was passiert, was ein bisschen komisch war …«, setzte sie an.
Er hörte auf, ihr mit den Zehen auf die Schulter zu tippen. Schaute sie an.
Aber sie konnte es nicht durchziehen. Es hörte sich bescheuert an. »Ach, nichts«, sagte sie.
Er runzelte die Stirn. Kniff die Augen zusammen. Was sie normalerweise sehr sexy fand.Allerdings sagte er nichts, obwohl er nicht daran zweifelte, dass etwas nicht stimmte. Sein Fuß rutschte ins Wasser. Er strich mit den Zehen über ihren Oberschenkel. Sie hob die Hüften an, presste ihre Yoni gegen seine Fußsohle.
Nichts.
Er zog den Fuß weg. »Wir sollten rausgehen.«
»Richie hat gesagt, wir sollten nichts überstürzen.«
»Ich hab nicht gesagt, wir sollten uns beeilen. Hab nur gemeint, dass wir auf die Zeit achten sollten.«
Sie nickte.
»Alles klar?«, fragte er.
»Mir geht’s gut«, sagte sie. »Spül die Haare aus.«
Er seufzte und tauchte mit dem Kopf unter Wasser. Es stieg auf eine gefährliche Höhe. Sie merkte, dass sie den Atem mit ihm anhielt,und atmete aus.Wie viele Paare gab es wohl, die eine solche Vertrautheit aufbauen konnten?
Er hatte alles über ihre Familie gewusst, als sie sich kennenlernten. Wusste, dass ihr Dad einsaß. Wusste, womit Richie sein Geld verdiente. Martin hatte selbst schon mal vor einigen Jahren gesessen, weil er Kanaldeckel geklaut hatte. Und im Gefängnis, hatte er ihr erzählt, war mit gedämpfter Stimme über Richie gesprochen worden.
Martin hatte Effie gestanden, dass er einen Horror davor hatte, wieder in den Knast zu müssen. Sagte, der Laden würde schier platzen vor Testosteron. Und das war etwas, was ihm nicht besonders gefiel. Die Wahrheit war, dass er ein ganz kleines bisschen angeschwult war.Aber das gefiel ihr. Im Knast bedeutete es allerdings, dass ihm von Kerlen, die dachten, sie hätten Mumm und er nicht, das Leben schwergemacht wurde. Und es war für Martin nicht sehr spaßig, ständig in der Defensive
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