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Fandorin

Fandorin

Titel: Fandorin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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hat eine erstaunliche Widerstandskraft. Fast fünfundsiebzig Sekunden.«
    Der »Ohnmächtige« ließ den Kopf zur Seite fallen und gab acht, daß sein Atem tief und gleichmäßig ging, obwohl der Sauerstoff begehrende Mund aufspringen und nach Luft schnappen wollte.
    »Fertig, Mylady«, verkündete der Professor. »Wir können zum Experiment schreiten.«

SECHZEHNTES KAPITEL,
    in welchem der Elektrizität eine große Zukunft prophezeit wird
    »Tragen Sie ihn ins Laboratorium«, sagte die Lady. »Aber bitte beeilen. In zwölf Minuten fängt die Pause an. Das ist kein Anblick für die Kinder.«
    Es klopfte an die Tür.
    »Sind Sie es, Timothy?« fragte die Baronesse auf russisch. »
Come in!
«
    Fandorin wagte nicht einmal zu blinzeln – hätte es irgendwer mitbekommen, wäre es das Ende gewesen. Er hörte die schweren Schritte des Portiers und die laute, wie an eine Versammlung Schwerhöriger gerichtete Stimme: »Sozusagen alles bestens, Eure Erlaucht. Oll reit. Ich hab den Kutscher zum Täßchen Tee eingeladen. Tschai! Tea! Drink! Zäher Bursche! Trinkt und trinkt, tut sich nix. Drink, drink, nitschewo. Am Ende isser trotzdem umgeplumpst. Pferd und Wägelchen hab ich ums Eck gescheucht. Biheindse Haus! Auf den Hof, mein ich. Da steht’s erst mal gut, ich kümmere mich drum, keine Sorge!«
    Blank übersetzte der Baronesse das Kauderwelsch.
    »
Fine!
« rief sie und raunte dem Butler zu: »
Andrew, just make sure that he doesn’t try to make a profit selling the horse and the carriage

    Eine Antwort war nicht zu vernehmen – wahrscheinlich hatte der schweigsame Andrew sich mit einem Nicken begnügt.
    Na los, ihr Scheusale, schnallt mich endlich los! feuerteFandorin seine Peiniger insgeheim an. Ist doch gleich Pause. Dann könnt ihr ein feines Experiment erleben! Ich darf nur den Sicherungsknopf nicht vergessen.
    Doch auf Fandorin wartete eine herbe Enttäuschung – keiner machte Anstalten, ihn abzuschnallen. Direkt neben seinem Ohr hörte er es schnaufen, Knoblauchgestank stieg ihm in die Nase (Timothy! kombinierte Fandorin) – ein leises Quietschen, das gleiche noch einmal, noch einmal, noch einmal …
    »Fertig! Die Schrauben sind ab«, meldete der Portier. »Los, Andrjucha, angefaßt!«
    Fandorin wurde mitsamt dem Sessel in die Höhe gehoben und davongetragen. Er öffnete die Augen nun doch einen schmalen Spalt, erspähte die Galerie und die in der Sonne liegenden holländischen Fenster. Kein Zweifel: Man schleppte ihn ins Hauptgebäude hinüber, ins Laboratorium.
    Als die Träger auf leisen Sohlen den Pausenflur betraten, erwog Fandorin allen Ernstes aufzuwachen, einen Höllenlärm zu schlagen und so den Fortgang des pädagogischen Prozesses zu beeinträchtigen. Sollten die Kinder sehen, mit was für Verrichtungen sich ihre gute Lady abgab. Doch die aus den Klassenräumen dringenden Geräusche – der gemessen dozierende Baß des Lehrers, eine Salve Lausbubenlachen, ein schmetternder Chor – waren so friedlich und freundlich, daß Fandorin den Mut nicht aufbrachte. Vielleicht war es ja noch zu früh, die Karten aufzudecken, rechtfertigte er sein Zaudern vor sich selbst.
    Und dann war es zu spät – die Geräusche des Schulbetriebs blieben hinter ihm zurück. Fandorin registrierte, daß man ihn eine Treppe hinaufbeförderte; eine Tür knarrte, ein Schlüssel drehte sich im Schloß.
    Noch durch den geschlossenen Wimpernvorhang fiel ihmauf, wie hell das elektrische Licht war, das eben anging. Schnell hatte er mit einem blinzelnden Auge die Einrichtung des Raumes erfaßt: porzellanene Apparaturen, Kabel, Metallspulen. All dies gefiel ihm überhaupt nicht. Aus der Ferne hörte er eine Glocke schellen, die wohl das Ende der Schulstunde verkündete; beinahe sogleich tönte helles Kindergeschrei.
    »Ich hoffe, alles geht gut«, seufzte Lady Aster. »Es täte mir leid, wenn der Junge dran glauben müßte.«
    »Ganz meine Hoffnung, Mylady«, erwiderte der Professor, dem man die Erregung anhörte, und schepperte mit irgend etwas. »Bedauerlicherweise fordert die Wissenschaft immer wieder ihren Tribut. Für jeden noch so kleinen Fortschritt ist ein hoher Preis zu zahlen. Mit Sentiment kommt man nicht weit. Aber wenn Ihnen an dem jungen Mann so viel liegt – warum hat Ihr Bär den Kutscher vergiftet, anstatt ihm Schlafpulver unterzurühren? Ich hätte fürs erste gern mit dem Kutscher vorliebgenommen und mir den jungen Mann für später aufgehoben. Das hätte seine Überlebenschance erhöht.«
    »Sie haben völlig

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