Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
herumscharwenzele und ihr sage, dass sie sich keine Sorgen machen soll, weil sie einen anderen reichen Macker finden wird, der ihre Rechnungen bezahlt. Das kann ich nicht mehr.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Das habe ich mein Leben lang getan. Und nun sehe ich klar. Ihr einziges Bestreben liegt darin, einen reichen Ehemann zu finden. Alles andere ist ihr vollkommen unwichtig. So ist es doch, oder?“
„Sie ist deine Mutter“, fühlte sich Hunter verpflichtet, sie zu erinnern.
„Biologisch“, sagte Molly.
„Tatsächlich“, konterte Hunter. „Und es gibt noch eine weitere Tatsache. Mag sein, dass du deine Mutter nicht magst, aber du liebst sie. Und sie wird immer dann in deinem Leben auftauchen, wenn es ihr gerade passt. Wenn du willst, kannst du sie natürlich abschreiben. Es wird aber ein großes Loch in dein Herz reißen. Du wärst nicht halb so glücklich, wie du dir das denkst“, ergänzte er düster.
„Das empfindest du? Ein großes, klaffendes Loch?“
Oh Mist, dachte er, während ihn die Panik beim Gedanken an seine eigene Vergangenheit übermannte. Es war nicht fair, vermutete er, ihr Ratschläge darüber zu erteilen, wie sie mit ihrer Mutter umgehen sollte, wenn er es sogar ablehnte, über seine eigenen Eltern zu sprechen.
„Ja. So fühlt es sich an“, gab er zu. „Wie ein großes, klaffendes Loch in meiner Brust, das niemals heilen wird. Ich habe Ty und Lacey und Tys Mutter, Flo, und im Gegensatz zu meiner Zeit als Kind habe ich jetzt sogar einen Ort, wo ich die Ferien verbringen kann. Aber ich habe keine Lösung für die Geschichte mit meinen Eltern, und das wünsche ich niemandem. Vor allem dir nicht.“
Er streckte seine Hand aus und wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. „Sprich mit ihr“, drängte er sie.
Molly entzog sich ihm. „Das habe ich doch getan. Und es war, als ob ich gegen eine Wand gesprochen hätte. Sie hört nicht, was ich sage, sondern denkt nur daran, was sie will und wie sie es bekommt.“
Hunter nickte. „Stimmt. Ich sage ja auch nur, dass sie immer so sein wird. Sie wird auftauchen und dich zur Verzweiflung bringen, es sei denn, du bestimmst ab sofort die Regeln.“
„Sie ist, wie sie ist. Sie wird sich nicht ändern und ich mich auch nicht. Mit der Auseinandersetzung heute habe ich einen großen Schritt gewagt. Ich weiß nicht, was du noch von mir verlangst.“
Er hielt ihre Hand fest. „Nichts“, sagte er, wohl wissend, dass er log. Er wollte alles von Molly, aber es gab nur einen Weg, wie es zwischen ihnen funktionieren konnte. Sie musste ihr Leben in Ordnung bringen. Vorher würde es ihm nicht gelingen, bis zu ihr durchzudringen, weil Molly sich, genau wie ihre Mutter, nur auf ihr eigenes Ziel konzentrierte. Und Hunter glaubte nicht, dass es ihr gefallen würde, wenn er aussprach, was er dachte.
Aber sie musste die Beziehung zu ihrer Mutter nun endlich klären. Sonst würde sie die Furcht, ihre Familie zu verlieren und nicht akzeptiert zu werden, ein Leben lang beherrschen. Und ihn ebenfalls.
Sosehr er sie auch liebte, blieb Hunter keine andere Wahl, als sich aus reinem Selbstschutz wieder etwas zurückzuziehen. Das bedeutete aber nicht, dass er ihre Beziehung aufgab. Im Gegenteil – er wollte, dass ihr bewusst wurde, wie es sich anfühlte, mit ihm zusammen zu sein. Mit ihm. Er würde ihr Zeit geben, ohne den geringsten Druck auf sie auszuüben. Er brauchte keine weiteren Komplikationen in seinem Leben, das momentan davon erfüllt zu sein schien.
Hunter war ein Mann, der immer ein Ziel vor Augen hatte. Sein Ziel mit Molly war, ihr bewusst zu machen, wie es sich anfühlte, ein Paar zu sein, und welche Leere sie spüren würde, wenn sie ihn gehen ließ. Denn genau das würde sie tun, wenn es ihm nicht gelang, einen Freispruch für ihren Vater zu erlangen, fürchtete er.
Jessie und Seth standen draußen in der Diele und belauschten die Unterhaltung zwischen Molly und Hunter. Das war zwar nicht ihre Absicht gewesen, aber als sie auf dem Weg zu Ollie an Mollys offener Tür vorbeigekommen waren, hatten sie Molly und den Anwalt über den Fall von Jessies Dad reden hören. Wie konnten sie und Seth also nicht belauschen, was die sogenannten Erwachsenen zu sagen hatten?
Als das Thema auf Molly und ihre Mutter kam, hatte Seth Jessies Hand genommen und das Mädchen weggezogen. Jessie hätte gerne gehört, was Molly noch über ihre Mutter zu sagen hatte, doch Seth hatte ihr keine Chance dazu gelassen.
Sie gingen ins
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