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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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war, umzusetzen.
    »Du willst es nicht wissen«, antwortete ich, als Balthasar mir das Gewünschte in eine neutrale Plastiktüte packte und dabei fragte, was ich damit vorhätte.
    Ich brauchte nicht lange zu suchen. Der grüne BMW war direkt vor Winklers Wohnhaus parkiert. Wahrscheinlich rauchte Ramiz mit seinen Kumpels gerade einen riesigen Triumphjoint, als ich mit einiger Mühe die Beifahrertür knackte. Glücklicherweise fuhr er ein älteres Modell, das noch über keine Alarmanlage verfügte. Danach war ich mit einem Mal sehr gut gelaunt und gönnte mir am nahe gelegenen Wurststand eine Bratwurst mit einem knusprigen Bürli und viel scharfem Senf, dazu zur Beruhigung ein Bier. Dem ich zur Überbrückung der Wartezeit ein zweites folgen ließ. Denn verpassen wollte ich das Spektakel auf keinen Fall. Von den Stehtischen aus war der BMW gut zu sehen, wobei mich die dunkelblaue seitlich heruntergezogene Plastiktrennwand nicht nur vor dem immer noch strömenden Regen schützte, sondern auch vor dem raschen Entdecktwerden. Allerdings durfte ich mich nach der Show nicht mehr allzu lange hier aufhalten, die Situation konnte für mich sehr schnell brenzlig werden.
    Ich wischte mir gerade den Schaum des dritten Biers von der Oberlippe, als Ramiz endlich aus dem Hauseingang trat. Ihm folgten die Village People, wegen des Regens in schwarz glänzenden Steppjacken, die aussahen, als wären sie aus Müllsäcken zusammengenäht. Er war also nicht allein. Mein Plan funktionierte soweit ganz prima. Sie schützten ihre Sirupfrisuren mit den Händen, während sie die wenigen Schritte zum Wagen rannten. Ramiz warf sich hinter das Steuer, öffnete die anderen Türen, und alle sechs quetschten sich eilig in den BMW. Der Motor heulte auf, dann schoss das Auto aus der Parklücke. Es beschleunigte, hielt aber nach ein paar Metern abrupt und mit kreischenden Bremsen an. Nichts rührte sich. Ich hielt den Atem an. Ich hatte die Klappe nur leicht zugedrückt, sodass sie bei der ersten Bewegung des Wagens aufspringen musste. Ramiz’ Beifahrer musste jetzt den gesamten Inhalt des Handschuhfachs auf seinen Knien haben. Und richtig: Die rechtsseitige Tür wurde aufgerissen und der Junge stürzte aus dem BMW, er johlte und sprang wie von Sinnen auf der Straße herum, und dann stiegen die anderen aus, schrien herum, schlugen sich auf die Schultern und deuteten immer wieder auf Ramiz, der den Wagen noch nicht verlassen hatte. Einer begann, effeminiert herumzutänzeln, und die andern grölten derweil lautstark, sie klatschten rhythmisch in die Hände und feuerten ihn an. Dann endlich sprang Ramiz heraus, er stützte sich auf dem Autodach ab und rief etwas auf Albanisch, es klang beteuernd, doch die anderen schien das nicht zu beeindrucken. Spottend wandten sie sich ab und entfernten sich unter höhnischem Gelächter. Mein Plan war aufgegangen. Auch wenn meine Aktion ziemlich niederträchtig und kindisch gewesen war, sie schien mir doch eine angemessene Vergeltung für die tote Ratte zu sein. Ich spähte vorsichtig nach Ramiz. Er war allein zurückgeblieben. Mit der geballten Faust hieb er auf das Dach des Wagens ein und schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht fassen, was ihm gerade widerfahren war. Einen Moment lang tat er mir beinahe leid. Doch dann dachte ich daran, dass er gerade stolzer Besitzer geworden war von zwei Porno-DVDs mit tschechischen Jungs, die es − wie der Umschlag versprach − garantiert ohne Gummi trieben, einigen Magazinen, in denen dicke, haarige Männer splitternackt miteinander rangen, und schließlich auch von einem Dildo, der eher an einen Hydranten erinnerte als an ein männliches Geschlechtsteil, alles Ausschussware aus Balthasars Beständen. Ein dankbareres Gemüt hätte seine Freude nicht derart zurückgehalten.
    Ramiz hob plötzlich den Kopf. Sofort trat ich etwas zurück. Er ging einmal um den Wagen herum, untersuchte das Schloss auf der rechten Seite, und als er sich aufrichtete, funkelten seine Augen gefährlich. Jetzt hatte er begriffen. Langsam kam er zurück und sah sich nach allen Seiten um. Sein Gesicht war wutverzerrt, die Fäuste geballt. Sein ganzer Körper war angespannt und zitterte. Er stand jetzt mitten auf der Straße, und wäre der dunkelblaue Regenschutz nicht gewesen, wir wären uns direkt gegenübergestanden. Was wahrscheinlich nicht zu meinen Gunsten gewesen wäre. Ich hielt die Luft an, drückte mich an die Hauswand und verharrte regungslos, bis ich das Aufheulen des Motors vernahm

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